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Ciera konnte sich an kein einziges Wort der Befragung erinnern. Allgemein waren die Stunden am vorherigen Tag wie im Flug vorbeigegangen und ihre sonst stahlharten Nerven waren kurzzeitig erhitzt und geschmolzen worden, sodass sie den ganzen Tag über das reinste Nervenbündel gewesen war. Nicht zu vergessen, das Blackout über den Zeitraum der Befragung. Einzig die Tatsache, dass sie nicht zu viel verraten hatte, war ihr gegönnt, wie sie es geschafft hatte, den Fragen auszuweichen oder welche kleinen Details sie den Polizisten gegeben hatte, damit diese einigermaßen zufrieden waren, wusste sie nicht.

Und jetzt schien die Welt Kopf zu stehen, Ciera hatte ihren Platz neben dem Anwalt der Familie bereits eingenommen, die Hände verschränkt und die Beine übereinander geschlagen, damit niemand sah, wie sehr sie zitterten. Immer wieder redete sie sich ein, dass alles gut werden würde, so wie es ihr ihre Eltern vorher eingebläut hatten. Immer wieder redete sie sich ein, dass sie keine Angst zu haben brauche, so wie der Anwalt, Herr Seyn es ihr versichert hatte. Doch ließen sich Gefühle unglücklicherweise nicht steuern und so drehte ihr die Angst den Magen um und die Gedanken und Zweifel überschlugen sich.

Der Richter betrat den Raum und die Anwesenden erhoben sich, Ciera mit bleichem Gesicht und starken Augenringen, da der Zwiespalt sie nicht hatte schlafen lassen. Sie gar zerriss. Noch immer war die Entscheidung nicht gefallen, erst in letzter Sekunde würde sie etwas beschließen müssen.

„Ich rufe die Angeklagte, Ciera Patel, in den Zeugenstand", rief der Staatsanwalt. Langsam erhob Ciera sich, um diese letzte Sekunde hinauszuzögern und um sicherzustellen, dass sie bei ihren wackeligen Beinen nicht umfiel. Als sie ihren rechtmäßigen Platz eingenommen hatte, ließ sie ihren Blick über die Zuschauer schweifen. Einige bekannte Gesichter erblickte sie, ihre Eltern, Rendall, Matt, mehr oder weniger überraschend und Agnes, mit trübem Blick und erloschenem Lebenswillen in der Haltung.

Vielleicht hatte Ciera es doch verdient zu leiden, ihre Strafe im Gefängnis abzusitzen. Immerhin war sie tatsächlich Schuld an dem Unfall und somit auch am Umkommen des Mannes. Vielleicht sollte sie nicht lügen, einfach ein einziges Mal die Wahrheit sagen. Aber dann sah sie in die Augen ihrer Eltern und wusste, wenn sie sie verhafteten, würde deren Leben auch zerstört werden. Ihre Tochter würde zu einer Verbrecherin werden, ihr einziges Kind. Und wenn sie log war sie trotzdem eine Verbrecherin, eine feige Lügnerin noch dazu.

Die Schuld wog schwer, realisieren hatte sie das Ganze noch nicht wirklich können, verarbeiten erst recht nicht. Sonst wäre sie schon längst zusammengebrochen. Ein Mann war tot wegen ihr, ein Menschenleben ausgehaucht, andere, die der Familienangehörigen und Freunden zerstört. Alles wegen ihr und ihrem dummen Fehler.

Wenige Minuten blieben ihr noch bis zur Entscheidung und sie würde in wenigen Sekunden anfangen müssen zu reden.

"Frau Patel, plädieren Sie für schuldig oder nicht schuldig?", stellte der bärtige Mann vor ihr die Frage.

Ciera hatte sich getäuscht, gedacht, sie würde erst harmlosere Fragen beantworten müssen und damit Zeit schinden können. Stattdessen wartete nun der ganze Saal auf ihre Antwort. Die Zeit verstrich, ihre Gedanken waren wie weggeblasen und selbst ihre Intuition ließ sie im Stich, hunderte Augenpaare waren auf sie gerichtet. Schweiß stand auf ihrer Stirn, sie wusste, dass sie durchkommen können würde, wenn sie sich für das Video entschied. Aber es war nicht das richtige, die Schuld würde weiterhin auf ihr lasten, die Angst, dass die Wahrheit rauskommen würde, würde sie für immer begleiten. Lange konnte sie nicht mehr schweigen, sonst würde man ihr kein Wort mehr abkaufen. Zeit, die Zeit hatte ihr die meiste Angst bereitet und nun war sie Cieras Untergang.

Sie öffnete ihren Mund, doch keine Worte kamen heraus. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren, doch keine Idee stach hervor. Die Schuld war gewaltig, doch sie brachte keine Entscheidung zustande, die ihr schadete. Also wählte Ciera die Variante, mit der sie auf der sicheren Seite stand, bei der sie sich zur Not noch umentscheiden konnte, ohne, dass es allzu unglaubwürdig wirkte.

„Unschuldig." - ein Raunen ging durch den Saal. „Dann erzählen Sie bitte einmal was laut ihrer Sichtweise geschehen ist", verlangte der Anwalt und Ciera nickte gemächlich.

Nun hatte sie sich entschieden und musste es auch durchziehen, lieber hätte sie noch Zeit gehabt, es durchzudenken, doch war es dafür unglücklicherweise zu spät. Ein anderer würde für Cieras Tat aufkommen müssen.

„Ich habe mir nichts zu Schulde kommen lassen." Eine Lüge. Eine Lüge, die schmerzte. Ciera sah möglichst vielen Menschen im Publikum in die Augen, um möglichst ehrlich auszusehen. Menschen und deren Angewohnheiten zu studieren hatte sie eine Zeit lang getan und festgestellt, dass die meisten, wenn sie logen, auf den Boden sahen. Vielleicht war es aber doch so, dass das in die Augen schauen sie nur noch verdächtiger wirken ließ, sie wusste es nicht.

„Ich war am Hafen, der wie Sie bestimmt wissen, einige Kilometer außerhalb der Stadt ist und ich somit keinerlei Möglichkeit gehabt hätte, zur gleichen Zeit den Unfall zu begehen", erklärte sie mit fester Stimme. Eine Lüge nach der anderen tischte Ciera dem Richter, dem Anwalt, dem Publikum auf, und dass, obwohl sie unter Eid stand. Zog sie das gerade wirklich durch?

„Haben sie dafür einen Beweis?"
Nun würde zum Vorschein kommen, was sie schon wenige Stunden nach dem Unfall geplant hatte, ein mögliches, wichtiges Alibi. „Um genau zu sein, sogar zwei", begann Ciera, nach kurzem, falschem Überlegen, um nicht verdächtig zu wirken. „Ich war an dem Abend am Hafen, weil ich endgültig über meinen Ex Matt hinwegkommen wollte. In der alten Hafenbar hab ich uns verewigt, dort sollten noch Fingerabdrücke und Fußabdrücke im Staub zu finden sein."

Tatsächlich hatte Ciera das in dem Moment nicht bedacht, erst später war ihr aufgefallen, dass dies einen perfekten Grund für ihren nächtlichen Besuch darstellte. Im Gegensatz zu ihrem zweiten Beweis, den sie vorsätzlich herbeigeführt hatte. „Und ich habe eine Zeugin, Agnes Brown", fügte Ciera laut hinzu.

Agnes wurde ebenfalls in den Stand gerufen, um ihre Aussage zu bezeugen, währenddessen sah Ciera sich um und spürte den wissenden Blick Matt's auf sich ruhen. Sie sah ihm in die Augen und lächelte erschöpft, er tat es ihr gleich. Ihr Magen krampfte sich zusammen bei seiner unbeschwerten Miene, die zeigte, dass er nichts ahnte. Nicht ahnte, was sie geplant hatte, dass sie, wenn sie einen Plan hatte, ihn ganz durchzog, ungeachtet der Konsequenzen. Dieses Mal bereiteten ihr diese jedoch starke Zweifel, ob sie richtig gehandelt hatte. Wie konnte sie sich nur sicher sein? Wie sollte sie sich fühlen? Hin und her gerissen, zweifelnd, ängstlich, wütend, schuldig.

„Sie sagt die Wahrheit. Ich hatte sie nach der Uhrzeit gefragt und es war 21 Uhr", erklärte Agnes mit schwacher Stimme. Ein Raunen ging durch die Menge, um kurz vor neun war der Unfall geschehen. Tatsächlich hatte Ciera auf diese Antwort gehofft, darauf, dass Agnes sich nicht mehr genau erinnern konnte. Denn eigentlich hatte sie der alten Dame die falsche Uhrzeit einfach nur gesagt, damit sie ein Alibi hatte, während es ursprünglich schon kurz vor elf gewesen war.

Als Agnes wieder auf ihren Platz geleitet wurde, zitterte sie stark und drohte jeden Moment umzukippen. Das leichte Lächeln war wie weggewischt und Unsicherheit nahm Cieras Blick ein. Vielleicht verdiente sie es doch ins Gefängnis zu kommen, für ihre Tat zu büßen, alleine wegen der Schmerzen, die sie Agnes bereitet hatte. Vielleicht verdiente sie die Chance, eine Lügengeschichte erzählen zu können, überhaupt nicht.

Der aufgekeimte Zweifel wuchs zu einer Ranke an, die sich ihren Körper hoch schlängelte und ihr die Luft nahm. Als hätte das Schlinggewächs sich um ihren Hals gelegt und würde nun langsam zudrücken, bekam Ciera plötzlich keine Luft mehr und der Raum begann sich um sie zu drehen. Etwas in ihrem Kopf sagte ihr, dass das, was sie hier tat, absolut falsch war. Nicht wegen der Konsequenzen, die ein Anderer zu tragen hatte, sondern wegen ihr. Sie würde darunter leiden, obwohl sie doch gerade das tat, was egoistisch und selbstfokussiert war, damit sie keinen Schaden davontrug. Sie ignorierte das plötzliche aufgetretene Gefühl und beruhigte ihren Atem.

Erst als sie wieder aufschaute, bemerkte sie, dass Rendall aufgesprungen war und etwas schrie. „Und wieso war dann mein Auto am Unfall beteiligt? Dass, das ich dir ausgeliehen habe?" Wut funkelte in seinem Blick, Ciera verstand ihn. Ein teures, beinahe brandneues Auto; zu Schrott gefahren.

Es hatte eine minimale Chance gegeben, einfach damit wegzukommen, indem sie sich selbst als unschuldig bewies und nichts weiter. Darauf hatte sie gehofft, vergeblich, denn jetzt war es zu spät, sie würde ihn beschuldigen müssen. Er hatte es nicht verdient, auch wenn er es gleichzeitig doch verdient hatte. Ciera würde trotz dessen versuchen, ihm die Strafe so gering wie möglich zu halten.

Einmal atmete Ciera tief ein, dann blickte sie ihm in die Augen und hinter seiner Fassade erkannte sie die Angst. Er war einmal in einer ähnlichen Situation gewesen, wie sie nun. Hatte aus Geldnöten einen Laden überfallen, war aber damit weggekommen, da er seinem Kameraden all die Schuld gegeben hatte, auf dessen Einverständnis hin. Die eine Sache, die nur sie von ihm wusste, die es Ciera erlaubte, ihm die Schuld zu geben. Einerseits hatte er ebenfalls ein Verbrechen begangen, und zwar absichtlich, andererseits hatte er durch den Raub noch das Geld, mit dem er sich zur Not freikaufen konnte. Also war es ihrem Gewissen möglich, damit zu leben, ihn beschuldigt zu haben für das Verbrechen. Für den Tod des Mannes würde sie ganz allein die Schuld auf sich nehmen müssen, und sie würde darunter leiden. Aber für den Unfall konnte er aufkommen, redete sie sich immer wieder ein, um die Zweifel und sich selbst zu überzeugen.

Er. Der Mann ihrer Träume, die Realität, die aus dem Wunschdenken geworden war. Er. Der soviel für sie getan hatte und mit dem sich sich hunderte Jahre gewünscht hatte. Matt.

Ciera schloss ihre Augen, konnte ihm nicht in die Augen schauen, bevor sie ihn in den Ruin trieb.
„Ich hatte es Matt ausgeliehen, der sein Date mit einem teuren Auto beeindrucken wollte. Ich konnte doch nicht wissen, dass er es zu Schrott fährt, Fahrerflucht begeht und dabei einen Menschen tötet", erklärte sie mit tonnenschwerem Herzen. Selbst der Raub, den Matt begangen hatte, selbst das ständige Einreden, es sei das Richtige, selbst der Fakt, dass es womöglich sogar gerecht war, selbst das, konnte sie nicht überzeugen. In der Sekunde, in der Ciera die Worte aussprach, bereute sie es und als sie wieder aufsah, waren die Tränen unaufhaltsam. Das flüssige Salz lief ihr in Strömen über die Wangen und das Gemurmel, dass den Saal erfüllte, blendete sie aus. Einzig allein Matt, der Mittelpunkt des Geschehens, ihr Mittelpunkt im Leben, bekam ihre Aufmerksamkeit.

Schrecken, Angst, Verrat, so fühlte er gerade wahrscheinlich. Doch die Augen zeigten Kälte, das Gesicht eingefroren, die Wut allein auf sie gerichtet. Sie konnte das nicht verantworten. Sie konnte und wollte es nicht, sie musste aber. Rückzug war keine Lösung mehr, nicht für sie und dafür verabscheute sie sich. Hatte voreilig gehandelt, unüberlegt, dumm, naiv. Jetzt musste sie wenigstens alles in ihrer Macht Stehende tun, um seine Strafe möglichst gering ausfallen zu lassen. Dass schuldete sie ihm, und noch viel mehr, was sie ihm nur nicht geben konnte.

„Damit sage ich aber auch nicht, dass es seine Schuld ist. Es war abends, dunkel und da kann so etwas passieren. Vor allem, wenn ich ihn gerade angerufen hatte. Ich wusste nicht, dass er gerade im Auto war, aber der Klingelton hat ihn erschreckt, nehm ich an. Wieso er dann abgehauen ist, weiß ich nicht genau. Aber ich hatte ihn gebeten zu mir zu kommen, und erwähnt, dass es dringend sei. Vielleicht dachte er, dass es wichtiger war, als es eigentlich, tatsächlich war. Ich weiß es nicht. Ab...", Cieras Stimme brach. Noch immer ruhte ihr Blick auf Matt, dessen Züge nun einen Hauch von Schmerz zuließen. „Aber Fehler sind menschlich. Jeder von Ihnen hat schonmal etwas getan, was falsch war. Womöglich gravierendere Sachen, als ein Autounfall, bei dem zwar ein Mann gestorben ist, wofür Matt aber eigentlich keinerlei Schuld trägt. Es ist ja nicht so, als hätte er etwas überfallen und ausgeraubt." Ein bedeutungsschwerer Blick, um Matt zumindest einigermaßen klar zu machen, wieso Ciera es getan hatte. Obwohl sie es selbst eigentlich nicht mehr verstand. „Fehler sind menschlich", wiederholte sie leiser und senkte den Kopf.

„Wo sind ihre Beweise, Frau Patel?", fragte der Staatsanwalt, während im Saal nach und nach die Gespräche erstickten. Matt starrte sie weiterhin an, durch sie durch. Sie hatte mit der Frage gerechnet, das Video war der Beweis. Und sowohl sie als auch Matt wussten, wer der Hauptdarsteller sein würde. Sie bereute es. Das alles durchgezogen zu haben, anstatt sich selbst zu stellen. Mehr als alles andere auf der Welt wollte sie es zurücknehmen, mehr als dass sie den Unfall zurücknehmen wollte.

Ein Nicken, ganz einfach, würde reichen, um Herr Seyn das Zeichen zu geben, das Video zu starten. Ein Video, ein Leben, Ruin. Wie konnte sie das auf sich nehmen?

Sie schaute Matt an, steckte all ihre Emotionen in den Blick und lächelte, ein aufmunterndes Lächeln, dass alles gut werden würde, ein aufrichtiges Lächeln, damit er durchhielt und stark blieb wie immer.

Dann, schweren Herzens, wandte sie ihren Blick von Matt ab, zu Herr Seyn. Eine Träne rann über ihre Wange, rann zusammen mit dem Schmerz und der Schuld.

Und dann nickte sie leicht.

Ciera hoffte, dass Matt ihr irgendwann würde verzeihen können. Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann. Hauptsache irgendwann. Sie hoffte, er würde verstehen, dass sie es bereute, dass sie sich selbst dafür hasste. Und insbesondere, dass sie sich ungeheuerlich schämte ihn beschuldigt zu haben.

Fehler waren menschlich.

{2247 Wörter, hoffe das ist noch okay}

×××

Hiii! Ich hoffe es hat euch gefallen, das ist nun das Ende des Schreibwettbewerb von DLeffal (:
Natürlich wird die Geschichte noch fortgeführt, aber nun eben außerhalb des Wettbewerbrahmens ^^
Ich sollte ein kurzes Feedback geben, also werde ich das nun auch tun:
Ich habe mich angemeldet ohne große Erwartungen, dass hier von meiner Seite aus eine gute Geschichte mit Storyline und Spannung entsteht. Entgegen meiner Erwartung ist genau dies jedoch (wie ich finde) passiert, also ich bin ziemlich stolz auf die Welt, die ich hier kreiert habe. Die Aufgaben waren sehr anspruchsvoll, eine wahre Herausforderung, bei der man wirklich kurz gedacht hat man wirft alles hin, weil es eben nicht den Plan entsprach, den man hatte und nach dem man vorgehen wollte. Aber schlussendlich hab ich mich zusammengerissen und durchgehalten und ich finde ich bin an den Aufgaben echt gewachsen. Die Ideen waren großartig, nicht zu schwer nicht zu leicht und ich war echt überrascht was hier alles für unterschiedliche Geschichten entstanden sind, die natürlich auch alle echt großartig sind. Also schaut gerne mal bei QueenLulu14, akinna_01, aleaaquarius24, -starhug- und Marie_____Hagedorn vorbei (:

Und noch eine kurze Sache...ich hab das Buch nochmal umbenannt [Blaming Shame], also halt nach der Scham wegen dem Beschuldigen, auch wenn der Titel noch nicht vollständig zum Inhalt passt, eher nur zum Ende ^^

Byiiiii

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