Das, was wir verdienten
Wörter: 1646
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Info für Leute, die nicht im Fandom sind: Der Doctor (momentan she/her Pronomen) ist ein Alien, was durch Zeit und Raum reist, um Leben zu retten. Sie hat dabei eine Begleiterin (Yaz) und ihr Raumschiff ist die TARDIS (sieht aus wie eine Telefonzelle, ist von innen aber riesig (also wirklich extrem-krass riesig)).
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bookloving_ruby
3097
Mars, New Rome, Colosseum
Mit einem dumpfen Dröhnen landete die TARDIS. Sie hatte sich noch nicht komplett materialisiert, da war der Doctor schon um die Steuerkonsole herum, an Yaz vorbei, zur Tür geeilt.
»Wo und wann sind wir?« Diese Frage quälte Yaz, seit ihre Freundin verkündet hatte, dass sie das nächste Date planen würde. Normalerweise konnte der Doctor es kaum abwarten, Yaz zu erzählen, welchen spannenden Ort sie als nächstes bereisen würden, oder wusste es selber nicht. Zu wissen, was der nächste Halt war, und noch kein Wort darüber verloren zu haben, passte gar nicht zu ihrer Timelady. Sie hatte Yaz nur versprochen, dass es fantastisch werden würde - und Yaz wusste nicht so ganz, was sie davon halten sollte. Fantastisch endete beim Doctor meistens in Verfolgungsjagden und Nahtoderfahrungen und das entsprach nicht so ganz Yaz' Vorstellungen, eines Dates.
In diesem Moment beantwortete der Doctor Yaz' Frage. »Wir schreiben das Jahr 3097 nach Christus. Wir befinden uns auf dem Mars und nicht nur irgendwo! Darf ich vorstellen: Das Colosseum!«
»Das Colosseum auf dem Mars?«, hakte Yaz nach.
»Als New Rome erbaut wurde, wurden einige Wahrzeichen übernommen. Es finden sogar Gladiatorenkämpfe statt! Du wirst es lieben!« Dass der Doctor so enthusiastisch über Kämpfe sprach, verwirrte Yaz, da sie sonst gegen jede Form der Gewalt war. Doch sie wollte des Doctors Freude keinen Dämpfer verpassen, weshalb sie nur verwirrt die Augenbrauen hochzog, was ihre Freundin gar nicht mitbekam.
Der Doctor stieß die TARDIS-Tür auf und machte den Blick frei auf -
»Das ist eine Wand«, stellte Yaz fest und musste beim Anblick des Doctors ein Grinsen Unterdrücken, als diese herumwirbelte und den Sandstein betrachtete.
»Och, komm schon!«, rief der Doctor an die TARDIS gewandt. »Da landen wir einmal im richtigen Jahr, am richtigen Ort und du zerstörst meinen Auftritt, weil du es nicht schaffst, dich um 180 Grad zu drehen?«
Die TARDIS gab quietschende Geräusche von sich, die einem Lachen sehr stark ähnelten.
»Verräterin.« Der Doctor wusste, dass die TARDIS wusste, dass dies nicht nur irgendein Ausflug auf einen anderen Planeten war. Ein Nachteil, wenn man fast durchgehend Selbstgespräche führte: Die TARDIS bekam alles mit und ab und zu konnte sie sich einen Spaß nicht verkneifen.
Der Doctor hechtete zur Steuerkonsole zurück, legte einen Hebel um und drehte diverse Knöpfe. Das vertraute Vworp-vworp erklang und mit einem Zittern materialisierte sich die TARDIS erneut.
Lächelnd beobachtete Yaz ihre Freundin. Sie hatte schnell gelernt, dass man den Doctor einfach machen ließ, wenn sie beschäftigt war. Mit ihr zu reden, wäre sowieso sinnfrei gewesen, da sie in solchen Momenten nichts anderes mitbekam und komplett in ihrer Arbeit vertieft war. Yaz hätte den Raum verlassen oder Hardrock über die Lautsprecher der TARDIS abspielen können (und das war ziemlich laut) und der Doctor hätte es nicht bemerkt. Das war etwas, das Yaz am Doctor liebte (davon abgesehen, dass sie eigentlich alles an ihr liebte). Yaz selber würde es niemals schaffen, so eingenommen von etwas zu sein.
»Jetzt aber: Das Colosseum!« Der Doctor schlug die Tür auf und hinter ihr breitete sich ein atemberaubender Anblick aus.
Es war tatsächlich das Colosseum, aber gleichzeitig auch nicht. Die Steine sahen zwar mehrere tausend Jahre alt aus und auch die Architektur sah genauso aus, wie Yaz sie von Bildern und früheren Besuchen im echten Colosseum her in Erinnerung hatte, aber irgendetwas war anders. Ein merkwürdiges, silbriges Leuchten ging von allem aus und tauchte es in einen unwirklichen Glanz.
Aber das war nicht einmal das verwundernste.
Die Sitzreihen waren über und über mit allen möglichen Lebensformen bestückt. Da waren nashornartige Judoon ; hundsköpfige Lupari; Kreaturen, die aussahen wie eine Mischung aus Mensch und Kaktus, die der Doctor als "Vinvocci" bezeichnete und dutzende andere Arten, die Yaz noch nie auf ihren Reisen mit dem Doctor gesehen hatte. Und dazwischen tausende Menschen.
Alle saßen sie friedlich nebeneinander und feuerten etwas oder jemanden in der Mitte der Arena an. Yaz konnte nicht erkennen, was es war, da die TARDIS nur einen Teil des Colosseums freigab, aber sie war sich ziemlich sicher, dass dies die Gladiatoren sein mussten.
»Komm schon, Yaz! Du musst es dir von nahen ansehen!«, drängte der Doctor und zog ihre Gefährtin auf die Tür zu.
Yaz lachte auf. Obwohl der Doctor mehrere tausend Jahre alt war, benahm sie sich oft noch wie ein Kind: schnell abgelenkt und begeistert von den kleinsten Sachen. Ein weiterer von vielen Aspekten, die sie an ihr liebte.
»Du musst die Gladiatorenkämpfe unbedingt sehen!« Yaz fragte sich erneut, was das für Kämpfe sein mussten,dass der Doctor sich so sehr auf sie freute.
Als sie aus der TARDIS traten (beziehungsweise rannte der Doctor und Yaz versuchte, nicht hinzufallen, da sie immer noch am Arm des Doctors hing), überkam Yaz dieses überwältigende Gefühl, das sie immer überkam, wenn sie die TARDIS verließ. Das hier war echt. Sie war wirklich durch Zeit und Raum gereist und das alles in einem als alte Telefonbox getarntem Raumschiff, das so klein wirkte und dennoch Dimensionen beherbergte.
Plötzlich waren da all diese Gerüche, die das Schutzschild der TARDIS bis eben noch zurückgehalten hatte. Gerüche, die sie noch nie gerochen hatte, weil sie noch nie zu dieser Zeit an diesem Ort gewesen war.
»Oh, Doctor, das ist wundervoll!«
Sie waren stehengeblieben und konnten von ihren Plätzen aus, die ganze Arena überblicken. Anscheinend waren die beiden Gladiatoren, die eben gerade gegeneinander angetreten waren, schon miteinander fertig. Denn die Kampffläche war leer.
»Und diesmal passiert wirklich nichts? Keine Abenteuer, nur wir beide?«
»Heiliges Timelord-Ehrenwort. Ich habe die TARDIS extra nachschauen lassen, dass während unseres Aufenthalts nichts passiert.«
»Das hast du die Male davor nicht gemacht?«
»Nein. Ich hatte in meine Steuerfertigkeit vertraut - was ich immer noch tue. Ich wollte nur überprüfen, ob ich recht habe. Und die TARDIS hat es mir bestätigt.«
Yaz verdrehte die Augen und drückte ihrer außerirdischen Freundin einen Kuss auf die Wange. Der Doctor errötete und verstummte.
»Und jetzt zeig mir mal, deine Gladiatoren. Wie läuft das hier ab? Das sind doch keine echten Kämpfe, oder?« Das war das Stichwort, das der Doctor gebraucht hatte, um sofort wieder Feuer und Flamme zu sein.
»Nein, Gladiatorenkämpfe wie du sie kennst, hat es in diesem Colosseum noch nie gegeben. Wenn die Menschen Kämpfe sehen wollen, gehen sie einfach in eine Holowelt. Das ist so wie das Fernsehen im 21. Jahrhundert, nur dass es interaktiv ist. Diese Gladiatorenkämpfe sind etwas ganz anderes. Hier treten die größten Mathematiker dieser Zeit gegeneinander an -«
»Mathematiker, die gegeneinander kämpfen?«, fragte Yaz kichernd, sicher sich verhört zu haben. In ihrem Kopf sah sie, wie Isaac Newton Leonhard Euler mit Kreide bewarf.
»Nicht wirklich kämpfen... Die Bewohner von New Rome haben es nur so genannt. Das, was im 21. Jahrhundert Comedians waren, waren in den Jahrhunderten davor Dichter und jetzt sind es eben Mathematiker und Wissenschaftler. Die Menschen können nicht genug von Zahlen und Fakten bekommen. - Oh, schau! Die neue Runde fängt an!« Aufgeregt beugte sich der Doctor über das Geländer ihrer Empore und Yaz hatte das starke Verlangen, sie an ihrem Mantel zurückzuziehen, aus Angst, dass am Boden der Arena gleich nur noch Timelord-Matsch sein würde.
Ein Teil der Sandsteinwand am Boden des Stadions fing noch stärker an, silber zu strahlen. Es sah so aus, als würde sie sich verflüssigen... Ein Schatten war zu sehen und aus der Wand trat ein hochgewachsener, schlaksiger Vinvocci. Statt Haaren, war sein Kopf mit großen Stacheln bedeckt. Es schien sein erstes Mal in zu sein, denn er war so blass, dass seine grüne Haut grau wirkte und Yaz befürchtete, dass er sich gleich vor dem ganzen Publikum übergeben werden müsse.
Auf der anderen Seite der Arena trat seine Gegnerin aus der Wand hervor. Eine junge Frau mit starker, roter Gesichtsbehaarung.
»Das ist Aislinn Moriya. Sie wird später eine der bedeutendste Frauen der menschlichen Geschichte sein. Sie ist zu einem Viertel Lupari.«
Aislinn sah viel gelassener und entspannter als ihr Gegner aus.
»Gleich geht es los!« Aufgeregt sprang der Doctor von einem Bein aufs andere.
In der Mitte der Arena fuhren zwei Schreibtische samt Stühle aus dem Boden. Die beiden Gladiatoren ließen sich nieder und ein Gong ertönte. Die Menge verstummte und blickte hoch. An mehreren Stellen des Stadions hatte sich der Stein verflüssigt und war zu Bildschirmen geworden, die Aislinn und den Vinvocci zeigten.
Ein zweiter Gong ertönte und ein Bildschirm zeigte ein anderes Bild. Es war eine Rechnung.
»1963 - 2311 • 14?«, las Yaz vor, »Das ist doch gar nicht so schwer. Da kommt...« Sie überlegte kurz . » -30, 391 raus.«
»Es geht auch nicht darum, möglichst schnell das richtige Ergebnis zu erhalten, sondern auf möglichst komplizierten und abstrakten Wege, auf das Ergebnis zu kommen. Und das Publikum kann mitrechnen. - Autsch, der Vinvocci-Junge hat ein Komma vergessen. Wenn er das nicht bemerkt, hat er jetzt schon verloren.«
Verblüfft sah Yaz zu, wie die Stifte geradezu über das Papier flogen und Formeln anwandten, die Yaz noch nie in ihrem Leben gesehen hatte.
Letztendlich verlor der Vinvocci tatsächlich (dessen Name Keven Reed war), wegen des vergessenen Kommas. Yaz hoffte, dass er es sich nicht zu sehr zu Herzen nahm. Was auch immer Keven da gerechnet hatte, war mehr als Yaz jemals verstehen würde.
Alles in allem, war es ein wunderbarer Tag gewesen. Yaz hatte zwar die meiste Zeit nur damit verbracht, dem Doctor zuzuhören, wer die Gladiatoren waren, was sie in der Zukunft bewirken würden und was ihre Denkfehler bei den Aufgaben waren, aber sie hatte ihr Versprechen gehalten. Sie mussten kein einziges Mal fliehen und es war auch niemand gestorben, was in der Gesellschaft des Doctors nicht allzu oft vorkam.
Außerdem war Yaz dankbar, dass der Doctor, die niemals still stand und immer von einem Abenteuer ins nächste sprang, sich die Zeit genommen hatte, etwas mit ihrer Freundin zu unternehmen, was nicht die Rettung der Welt beinhaltete. Es zeigte ihr, dass sie dem Doctor wirklich was bedeutete. Und es gab nichts besseres als das Gefühl, geliebt und geschätzt zu werden.
(A/N: Fuck you, Chris Chibnall <3)
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