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Kapitel 1 : Träume


04. April 2025

Mein Wecker klingelt wie gewöhnlich, ich schrecke hoch – nachdem ich wieder einmal von diesem Mädchen geträumt habe. Wie jede Nacht, seit ich fünf Jahre alt bin. An das Fenster meines Zimmers gelehnt, verlieren sich meine Gedanken in der Unendlichkeit der Schönheit des sternenklaren Himmels, bewundernd, was Gott erschaffen hat.

Wo bist du? In welchem Land befindest du dich? Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich all die Jahre gesucht habe. Gib mir nur ein Zeichen, auch ein kleines – aber bitte, lass mich nicht ohne dich...

Einatmend und ausatmend, die Hand durch mein Haar gleitend, rinnen kleine Perlen der Traurigkeit meine Wangen hinab, lassen die Emotionen all dieser Jahre frei, in denen ich versucht habe, die fehlende Hälfte meines Lebens zu finden.

Du, deren Seele sich seit Jahrzehnten wie ein Magnet an meine klammert.

Du, die mit mir in meinen Träumen aufgewachsen bist.

Die einzige Person, die die Farbe und den Wert meines Herzens kennt.

Manchmal suchen sich Menschen auf der ganzen Welt unbewusst, ohne überhaupt zu wissen, dass der andere existiert. Mein Geist schweift ab, während ich die Stunden verstreichen sehe – in wenigen Minuten wird mein Wecker klingeln, um mich zur Arbeit zu schicken.

Mit meinen dreißig Jahren auf dieser Erde war meine Kindheit geprägt von der Atmosphäre des Viertels, geführt von meinen vier älteren Brüdern. Fußball lernte ich, sobald ich meine ersten Schritte machte.

Beschützend gegenüber meinen Freundinnen, war mein Traum immer, ein Bodyguard mit einem harten Kopf zu werden. Entschlossen, meinen Beruf auf diesem Traum aufzubauen, erhielt ich vor zwei Jahren mein Diplom. Meine Größe – ziemlich groß – verschafft mir dabei einen Vorteil.

Ich habe mein Leben damit verbracht, meinen Körper zu formen, doch stolz auf mich zu sein – dieses Gefühl bleibt mir noch immer verwehrt. Mein braunes Haar fällt über meinen tätowierten Rücken, lang und seidig; es im Beruf zusammenzubinden ist notwendig.

Missversteht mich nicht – mein Traum musste aus gesundheitlichen Gründen gestoppt werden. Wenn ihr wüsstet, wie schwer das für mich war...

Ein Restaurant in meiner Stadt, namens „Au Bureau", hat mich vor einem Jahr eingestellt.

Die Atmosphäre dort ist wirklich angenehm, trotz kleiner Streitigkeiten wie in jedem Job.

Der Vorteil ist, dass ich keinen Druck verspüre, bevor ich hingehe.

Sicher, es ist nicht der ideale Job – ihr habt es wohl schon verstanden –, aber er hilft mir, so viel Geld wie möglich zur Seite zu legen, um mein Projekt zu verwirklichen: eine Reise in asiatische Länder.

Besonders nach Vietnam – dem einzigen Land, an das mein Herz gebunden ist.

Noch vor einigen Monaten war mir das Land, das ich bereisen wollte, völlig unbekannt.

Aber die Musik spielt in meinem Leben eine unglaublich wichtige Rolle – meine Seele lebt durch sie.

Ich höre Musik aus allen Ländern, doch die vietnamesische Musik hat in mir ein unbeschreibliches Gefühl ausgelöst.

Als ich auf dem Parkplatz der Arbeit ankomme, auf dem Sitz meiner Kindheitstraummaschine – einer orange-schwarzen Yamaha MT 125 –, fühle ich mich jedes Mal wie damals, als mein Vater mir diesen Traum vor zwölf Jahren ermöglicht hat. Zu alt leider, um selbst noch eine zu fahren.

Wie üblich bin ich die Letzte, die ankommt; das Grollen meines Motorrads bleibt vor der amerikanisch wirkenden Fassade des Gebäudes nicht unbemerkt – beigefarbene Steinwände, schwarze Fensterrahmen, moderne Schönheit.

- Da ist sie ja endlich! Die Beste ist angekommen!

- Die Beste? Die Beste? Lass mich da mal zweifeln!

- Lasst mal, ich bin die Beste!

- Sie ist die Beste, und ihr wisst es!

- Guillia, immer bereit, sein Liebling zu verteidigen!

- Ach, Unsinn...

Mit einem Lächeln auf den Lippen, weil ich ihre Neckereien höre, steige ich ab.

Alle Blicke wenden sich mir zu.

Guillia, unsere Kollegin, die vor ein paar Tagen zur Direktorin befördert wurde, legt ihre Hand sanft auf meine Hüfte, was einen Schauer in mir auslöst. Ihre linke Wange, mit dem zarten Duft von Monoi, berührt meine – ein einziger Kuss findet, wie immer, zwischen uns statt.

- Ihr müsst uns wirklich erklären, was zwischen euch beiden passiert ist!

- Wovon redest du, Pacôme?

- Ihr begrüßt euch nie so wie uns!

- Bist du eifersüchtig? (Lachen)

Er winkt ab, mit freudigem Ton:

- Schatz, hättest du ein Paar Kirschen zwischen den Beinen, glaub mir, ich wäre es vielleicht! (Lachen)

Nach diesem Spruch lachen wir alle zusammen.

Es ist Zeit, in die Umkleide zu gehen, um unsere Arbeitskleidung anzuziehen, doch alle scheinen beschäftigt – der perfekte Moment, mich in das Büro der neuen Direktorin zu schleichen.

Leise schließe ich die Tür, um kein Geräusch zu machen.

Ihre Küsse bedecken zärtlich meinen Hals, während ihre Hände meine Hüften festhalten.

Reflexartig stoße ich sie zurück, und unser Blick trifft sich – überrascht.

- Guillia, wir haben uns vor mehreren Wochen getrennt!

- Du liebst mich nicht mehr, stimmt's? Hast du eine neue Freundin gefunden?

- Es ist nicht das... Aber ich will nicht, dass die Leute denken, ich schlafe mit der Direktorin, um befördert zu werden...

- Was? Ist das alles, woran du denkst?

- Nein, du hast mich falsch verstanden... So meinte ich das nicht...

- Spar dir die Worte, Skylar... Es ist nicht nötig.

- Guillia... bitte, warte!

Das dumpfe Zuschlagen der Tür lässt mich ihre Wut spüren.

Meine Kollegen kommen Sekunden später herein, ihre Augen voller Fragen.

Meine Kollegin Jennyfer, 57 Jahre alt, hat seit meinem ersten Tag das Ritual, mich jeden Morgen fest zu umarmen.

Also sagt mir mal, warum ich überhaupt Parfum tragen sollte, wenn ohnehin jeden Tag ihres an mir haftet.

Mit feuchten Augen beginnen wir die Arbeit.

Meine Kollegen richten den Gastraum her.

Guillia ist eine Frau, die mir sehr gefällt – schön, sexy, freundlich...

Aber ich kann sie nicht vergessen, die andere, die Frau aus meinen Träumen.

Mit dem Bild dieser geheimnisvollen Frau aufzuwachsen, ist kein Zufall.

Meine Gedanken kreisen ständig um sie.

Vielleicht lässt mein Herz keinen Platz für Beziehungen, die mir das geben könnten, was mein Leben braucht.

Aber die Seele kennt unser Schicksal – wir kontrollieren nichts mehr.

Langsam schließt sich die Tür zum Vorratsraum.

Von oben herab, auf Zehenspitzen, zählt Guillia die Lebensmittel auf dem oberen Regalbrett.

Meine Hände gleiten sanft über ihren Bauch; sie zuckt zusammen, direkt in meinen Armen.

Als sie mein Gesicht sieht, legt sie ihren Kopf auf meine Schulter und seufzt erleichtert.

Mein Geruchssinn fängt das Kokosaroma ihres braunen Haares ein.

- Guillia, es tut mir leid... Du weißt, ich will keine feste Beziehung!

Sie dreht sich zu mir, unsere Stirnen berühren sich.

Ihre Hand liegt an meiner Wange, ihre Augen schließen sich vor Traurigkeit.

- Ich will einfach so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen, bevor du zu deiner Reise aufbrichst!

- Ich will dir nicht wehtun! Du weißt, dass ich dich mein Leben lang lieben werde!

Ihre Augen öffnen sich, tauchen in meine.

- Ich liebe dich immer noch – und werde dich für den Rest meines Lebens lieben, auch wenn ich irgendwann wieder mit jemand anderem zusammen bin!

- Dann verbringen wir die restliche Zeit bis zu meiner Abreise zusammen!

Meine Lippen nähern sich gefährlich langsam den ihren, sanft, bis das Knallen der Tür uns unterbricht.

Verlegen, nicht wissend, wie wir reagieren sollen, läuft sie davon – doch ich halte sie rechtzeitig auf, Hand auf dem Mund.

- Du darfst nichts sagen, Jennyfer!

- Was passiert zwischen euch beiden?

- Wir sind mehr als Freundinnen, aber kein Paar mehr...

- Was? Wie meinst du „mehr"?

- Wir waren zwei Jahre zusammen, aber wir haben uns vor ein paar Wochen getrennt.

- Aber... das ist zu wichtig... um es geheim zu halten...

- Bitte, niemand darf davon erfahren!

- Darf ich wenigstens mit einem Kollegen darüber reden?

- Mit wem?

- Pacôme...

- Du machst Witze, Jenn? Du weißt, er ist die größte Tratschtante der Firma! Ihm etwas zu sagen heißt, es allen zu sagen!

- ...

- Jennyfer!

- Versprochen, ich sage es niemandem!

Als ich sicher bin, dass sie es wirklich verspricht, berühren meine Lippen endlich ihre – unter ihrem gerührten Blick.

Wir drei kehren zur Arbeit zurück, jede auf ihren Platz, der Tag verläuft ohne Zwischenfälle.

Später, auf meinem Bett liegend, eine Serie läuft über den Projektor an der Wand.

Morpheus hat ihre Müdigkeit besiegt; ihr Kopf ruht auf meiner Brust.

Ich küsse ihre Stirn.

Die Sonne dringt durch das Fenster, legt sanft ihre Strahlen auf unsere Wangen.

In den Armen der anderen schenkt sie mir den ersten Kuss des Tages.

- Guten Morgen, du!

- Guten Morgen!

- Hast du gut geschlafen?

- Immer, wenn du bei mir bist...

Ihre Lippen wandern über meinen Hals, hinunter über meinen Körper.

Ihre Zähne beißen sanft in mein Ohrläppchen – ich schreie auf.

Ihre Hand gleitet meinen Bauch hinab, unter meinen Boxer.

Gestoppt für einen Moment, sieht sie mich an – und macht weiter.

Meine Hand streichelt ihren Körper, unzählige Zärtlichkeiten, bis ich unter ihren Short gleite.

Ihre Lippen schmelzen auf meinen, schenken mir den süßesten aller Küsse.

Ihre Zähne beißen leicht in meine Lippen vor Lust.

Gemeinsam, im gleichen Moment, erreichen wir den Höhepunkt.

Ein inniger Moment, der uns noch näher bringt.

Unsere Lächeln vermischen sich auf dem Weg ins Badezimmer.

Zur Arbeit kommen wir getrennt, jeder auf seinem Weg.

Jennifers neugieriger Blick und ihr Lächeln wecken die Aufmerksamkeit der anderen.

Den ganzen Tag über prasseln tausend Fragen auf uns ein.

Wir müssen Antworten finden, ohne unsere Beziehung zu verraten.

Erschöpft davon, sinkt mein Körper auf das Bett.

"Traum:

Mit dem Rücken zu mir, trägt sie eine schwarze Hose und ein weißes Oberteil.

Ihr schwarzes, glänzendes Haar fällt bis unter ihren Po, ich sehe leicht ihr Tattoo – und die auf ihren Armen.

Sitzend am Rand ihres Bettes, in ihrem Zimmer, schwingen ihre Hüften sanft und verführerisch hin und her zum Lied „Ring My Bells" von Enrique Iglesias.

Ich sehe ihr Gesicht noch immer nicht.

Ein Duft von Vanille haftet an meiner Kleidung.

Ich weiß nicht, wer dieses geheimnisvolle Mädchen ist –

aber mein Herz hat sich in sie verliebt,

vom allerersten Traum an."

Mein Erwachen geschieht wie immer mit einem Schreck, der Vanilleduft noch immer tief in meine Nase eingebrannt, ohne zu wissen, was ich in diesem Moment denken oder fühlen soll. Doch der Wunsch, in ihrer Nähe zu bleiben, wird immer stärker.

Das geheimnisvolle Mädchen meiner Kindheit ist an meiner Seite groß geworden, und je mehr Zeit vergeht, desto klarer werden die Details ihres Erscheinungsbildes in meinen Träumen.

Heute ist mein wohlverdienter Ruhetag nach einer harten Arbeitswoche.

Entlang der „grünen Spur", die meine Stadt umgibt, spazieren zu gehen, scheint ein gutes Programm zu sein, um ein wenig zu entspannen.

In der Nähe des Wohnhauses, in dem ich aufgewachsen bin, befindet sich ein kleiner, von Bäumen überdachter Weg.

Ein Schmetterling flattert um mich herum und setzt sich auf ein Blatt vor mir.

Mit leichten, sanften Schritten, um ihn nicht zu erschrecken, gehe ich weiter; er bewegt sich in derselben Art und Weise fort, bis er an den Ort gelangt, an dem meine Familie und ich während meiner Kindheit jeden Tag mit dem Fahrrad oder zu Fuß vorbeikamen – und fliegt dann davon.

Vielleicht war das ein Zeichen Gottes? Dieses so ersehnte Zeichen.

In meiner Kindheit war der Himmel für mich wie ein Rätsel.

Stundenlang saß ich auf dem grünen Gras hinter meinem Wohnhaus, und meine Gedanken schweiften ab, während ich mir ein Leben anderswo vorstellte.

Wenn ein Flugzeug vorbeiflog und seine weiße Spur auf dem blauen Grund hinterließ, ergriff mich das Gefühl, dass meine Zukunft irgendwo anders, am anderen Ende der Welt, lag.

Immer wieder sagte ich zu meiner Mutter:

— Mama, eines Tages werde ich in diesem Flugzeug sitzen und meiner Bestimmung entgegenfliegen.

In wenigen Tagen wird mich das Flugzeug nach Vietnam bringen.

Aufgeregt – es ist das erste Mal, dass ich so weit von zu Hause wegfahre.

Aber meine Träume werden sich endlich erfüllen.

Letzter Abend für mich in Frankreich: Jennyfer, Guillia und einige andere Kolleginnen haben im Restaurant eine kleine Überraschung für mich vorbereitet.

- Überraschung !

Orangefarbene Ballons und ein Banner mit der Aufschrift „Bon Voyage" in Orange, befestigt an den Flaschen der Bar.

Tränen steigen mir in die Augen und laufen unkontrolliert über mein Gesicht.

Eine Umarmung für jeden von ihnen – doch die längste bleibt ihr vorbehalten.

Lange Minuten in ihren Armen, und mit wenigen Gesten verstehen die anderen die Geschichte, die uns verbindet.

- Küss sie, Sky !

- Nein ! Nein !

- Sky ! Sky ! Sky ! Sky !

Meine Lippen berühren ihre – unter dem Jubel aller Anwesenden.

Dieser Abend wird für den Rest meines Lebens in meiner Erinnerung bleiben.

Alle haben versprochen, unser Geheimnis zu bewahren, selbst nach meiner Rückkehr.

31 Mai 2025

Die urbanen Landschaften von Paris ziehen vor meinen erstaunten Augen vorbei.

Das Auto – ein schwarzer Audi Q7 – ist nichts anderes als mein Taxi, das mich vor die gewaltige Fassade des Flughafens Orly Charles de Gaulle bringt.

Mein Geist fühlt sich klein angesichts der Größe dieses Gebäudes, das, wenn man darüber nachdenkt, jede Minute das Schicksal eines Menschen verändert.

Mein Körper erstarrt vor dieser Front, und mir wird bewusst, dass sich vielleicht in diesem Moment mein ganzes zukünftiges Leben entscheidet.

Nach all den Jahren des Nachdenkens ist es für mich ein Geschenk Gottes, endlich die Tür zu meinem Schicksal zu durchschreiten, das am anderen Ende der Welt auf mich wartet.

Dieses Bauwerk gleicht einer eigenen Stadt – wer es nicht kennt, verirrt sich unweigerlich darin; es ist wie ein Labyrinth.

Meine Gedanken verlieren sich mitten in der Menge all dieser Reisenden, die an mir vorbeiziehen wie bei einer Modenschau – entschlossene Blicke, bereit, ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Menschen aller Nationalitäten kreuzen sich hier den ganzen Tag über, vor den Augen der Angestellten, die Zeugen der Schönheit dieser Welt sind.

Vor einer großen Glasfront, auf roten Sitzen, bietet sich ein traumhafter Blick auf das Kommen und Gehen der Flugzeuge aus den Ländern, die unseren wunderbaren Planeten bevölkern.

Heute wird dieser Kindheitstraum Wirklichkeit – auch wenn nur für ein paar Wochen.

Meine Geschichte kennt ihr bereits.

Glaubt ihr, dass die Frau meiner Kindheitsträume dort drüben ist?

Dieses Gefühl, anders zu sein als die anderen, blockiert mich ständig –

doch anders zu sein ist kein Ende, sondern ein Anfang.

Der Anfang, der Welt die Schönheit der Andersartigkeit zu zeigen.

Vielleicht wird mir diese Reise nichts bringen –

aber es nicht zu versuchen, wäre ein Bedauern, das mich für den Rest meines Lebens verfolgen würde.

Meine Mutter wiederholt immer diesen Spruch:

— Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

Ein Sprichwort, so wahr:

Wie sollen wir wissen, ob sich Ereignisse erfüllen, wenn wir es nicht wagen, sie zu leben?

Träume kann man mit den Fingerspitzen berühren,

doch man muss sie erklimmen – ohne die Mühe zu zählen, die nötig ist, um sie zu erreichen.

Der Weg kann manchmal steinig sein, doch glaubt an euch selbst –

es lohnt sich jeden Tag aufs Neue.

Vor dem Gate 28, Tür 10, scheint der lange Gang, der zu meinem Traum führt, endlos zu sein.

Doch in der Ferne ist ein Licht durch die Tür zu erkennen,

und in träumerischer Erwartung, ein neues Leben zu beginnen, streckt sich mir eine schöne Hand entgegen und holt mich ein wenig in die Realität zurück.

Mit Anmut nimmt sie mein Ticket, um es zu prüfen –

eine junge Flugbegleiterin, frisch von der Schule,

mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen,

weist mir freundlich den Weg in das Flugzeug.

Wie in einem Film spielt sich die Szene ab:

Jeder Passagier verstaut sein Gepäck in der Ablage über den Sitzen, bevor er Platz nimmt.

Eng aneinandergedrängt – unbequem, und doch erfüllend.

Denn ich verwirkliche gerade den Traum meiner Kindheit.

In wenigen Stunden wird dieses Flugzeug in einem neuen Land landen, um eine neue Ära zu atmen.

« Meine Damen und Herren, guten Tag und herzlich willkommen an Bord des Air-France-Flugs Nummer 1997 mit Ziel Ho-Chi-Minh-Stadt.

Ich bin Christelle, Ihre Chefstewardess – und ehrlich, ich weiß nicht, wer mir diese Beförderung gegeben hat, aber ich glaube, das war keine besonders gute Idee. »

Ein leises Lachen geht durch die Reihen.

« Sie, meine Herren, haben heute Glück – ich werde begleitet von drei bezaubernden Kolleginnen: Chantal, Sandrine und Emmanuelle. Das Beste kommt zum Schluss, nicht wahr?

Und keine Sorge, meine Damen, ich habe Sie nicht vergessen – Lucas wird Sie während dieses Fluges betreuen. Bitte warten Sie jedoch, bis wir am Ziel sind, bevor Sie sich auf ihn stürzen. »

Ein kollektives Kichern, das durch die Kabine hallt.

Wir bitten Sie, Ihr Handgepäck in den oberen Fächern oder unter dem Sitz vor Ihnen zu verstauen – das ist sicherer, damit kein anderer Passagier während des Fluges eine Beule riskiert.

Die Notausgänge befinden sich auf beiden Seiten des Flugzeugs.

Und bitte – versuchen Sie nicht, Szenen aus Jason-Statham-Filmen nachzustellen, indem Sie sie öffnen.

Ein paar Passagiere lachen laut auf.

Zu Ihrem Komfort und dem der anderen Gäste erinnern wir Sie daran, dass dieser Flug ein Nichtraucherflug ist.

Wenn Sie Hilfe beim Verstauen Ihres Gepäcks oder sonstige Unterstützung benötigen, zögern Sie nicht, die Crew anzusprechen.

Meine Damen – ich sehe schon, wohin Ihre Blicke wandern – Mathias ist tatsächlich muskulös, aber bitte nutzen Sie ihn nicht zu sehr ab, wir brauchen ihn noch.

Ein letzter, heiterer Ton in ihrer Stimme:

« Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug! »

Mein Sitz, in der Mitte des Flugzeugs, trägt die Nummer 503B.

Meine Sitznachbarin hat es sich bereits am Fenster bequem gemacht.

- Freut mich, Sitznachbarin (smile) Ich heiße Jessica.

- Hallo, ich bin Sky, freut mich ebenfalls (smile)

- Ebenso! Woher kommst du?

- Aus der Normandie, und du?

- Ursprünglich aus Paris, aber ich kenne deine Gegend ziemlich gut.

Ich richte mich schnell ein – vermutlich sogar am schnellsten im ganzen Flugzeug.

Ich habe nur eine kleine schwarze Tasche dabei, in der sich meine Ausweise und mein Handy befinden.

Der Rest meines Gepäcks wurde beim Einchecken aufgegeben.

Meine Gedanken verlieren sich in einem Mix aus Angst und Aufregung, ein Gefühl, das sich wie eine Euphorie in mir ausbreitet.

Die stressigsten Momente eines Fluges sind wohl der Start und die Landung – wie werde ich reagieren?

Wir alle hier wissen, dass dies mein erster Flug überhaupt ist.

Trotzdem verkündet die Flugbegleiterin die Sicherheitsanweisungen mit Humor, um die Stimmung an Bord aufzulockern.

« Meine Damen und Herren, Ihre Aufmerksamkeit bitte!

Ich bin hier – ja, genau hier ! (sie winkt mit der Hand)

Wir kommen jetzt zu den Sicherheitsanweisungen – zu unserem Wohl, äh, nein, zu Ihrem Wohl natürlich.

Bitte schnallen Sie sich an – und zwar Ihren eigenen Gurt, nicht den Ihres Nachbarn, Vorsicht !

Stellen Sie Ihre Rückenlehne aufrecht, bleiben Sie also nicht im Chill-Modus – denken Sie an die großen Leute hinter Ihnen.

Mir persönlich ist das egal, ich bin nur 1 Meter 60 groß.

Und Ihr Klapptisch – lassen Sie ihn in Ruhe, er hat Ihnen nichts getan.

Ein paar Lacher gehen durch die Reihen.

Im Falle eines Druckabfalls – für diejenigen, die das Wort nicht kennen:

Das bedeutet, wenn unser Flugzeug plötzlich fällt wie ein Stein –

wird automatisch eine Sauerstoffmaske vor Ihnen herabfallen.

Die ist nicht zum Spielen oder um Ihren Nachbarn zu vergasen, ich wiederhole: Ihr Nachbar ist unschuldig !

Ziehen Sie an der Maske, um den Sauerstoff freizusetzen – sanft, nicht zu fest !

Das ist keine Gelegenheit, Ihren Ehepartner zu behandeln !

Setzen Sie sie über Mund und Nase und atmen Sie normal – nicht wie kleine Schweinchen.

Erwachsene setzen die Maske zuerst auf, bevor sie Kindern helfen – sonst sitzen wir alle in der Scheiße... äh... Mist...

Christelle, hier sind Kinder an Bord ! Oh – richtig – Mist... ich meine Hoppla, entschuldigen Sie bitte !

Ein kollektives Kichern füllt die Kabine.

Ihre Schwimmweste befindet sich unter Ihrem Sitz –

für den Fall, dass der Kapitän Lust hat, einen kleinen Kopfsprung ins Wasser zu machen.

Normalerweise sollte das nicht passieren – wir kommen schließlich gerade aus Bora Bora !

Das Anlegen ist ganz einfach:

Stecken Sie den Kopf durch die Öffnung, befestigen Sie die Gurte um Ihre Taille.

Und nein, bitte nicht die Gelegenheit nutzen, um Ihre Bauchmuskeln zu bewundern – wir wissen, sie haben sich versteckt,

vermutlich zusammen mit den Schokoladentafeln.

Blasen Sie die Weste erst beim Verlassen des Flugzeugs auf,

indem Sie an den roten Laschen ziehen – nicht am blauen Faden !

Rot auf Rot, verstanden ?

Ein erneutes Lachen erfüllt die Kabine.

Wir erinnern Sie daran, dass die Nutzung elektronischer Geräte während des Starts verboten ist –

was bedeutet, dass Selfies, um Ihre geliebte Schwiegermutter neidisch zu machen, noch ein wenig warten müssen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! »

Diese Durchsage wird in mehreren Sprachen gegeben, damit sie von allen Passagieren verstanden wird – jedoch immer mit einem Hauch von Humor.

« Meine Damen und Herren, wir bereiten uns nun auf den Start vor – es wird gleich ein wenig wackeln.

Die Crew nimmt ihre Plätze für den Start ein, alle an ihre Posten.

Bitte überprüfen Sie, ob Ihr Sicherheitsgurt gut geschlossen ist – und falls Sie Ihren Sitznachbarn attraktiv finden, dürfen Sie ruhig auch seinen kontrollieren.

Ihre Rückenlehne sollte in aufrechter Position sein, und der Klapptisch ordentlich verstaut. »

Ein leichtes Rucken erschüttert das Flugzeug.

Meine Hände krallen sich instinktiv an die Armlehnen,

und ohne es zu wollen, greife ich nach Jessicas Hand.

Einen kurzen Augenblick lang treffen sich unsere Blicke,

bevor sie beide auf unsere ineinander verschränkten Hände fallen.

- Ist das dein erstes Mal?

- Sieht man es so deutlich?

- Sagen wir ... du wirst Mühe haben, es zu verbergen ! (lacht)

Während des gesamten Starts lässt sie meine Hand nicht los. Die angespannte Atmosphäre löst sich langsam,

getragen von ihrem hellen, herzlichen Lachen,

das durch die Kabine schwingt.

Behutsam ziehe ich meine Hand zurück

und entschuldige mich leise bei ihr.

« Meine Damen und Herren, wir haben unsere Reiseflughöhe von 33 000 Fuß erreicht – ja, das ist höher als der Eiffelturm !

Die geschätzte Flugzeit beträgt 14 Stunden – ich weiß, Sie müssen mich also eine ganze Weile ertragen.

Unser erster Mahlzeiten-Service beginnt in etwa 30 Minuten.

Wir möchten schließlich keine hungrigen und schlecht gelaunten Passagiere haben.

Das Menü Ihres Fluges finden Sie in der Tasche vor Ihnen.

Zu Ihrem Komfort bieten wir Decken und Kissen an – sehen Sie, wie fürsorglich wir sind ?

Die Kabine wird nun in Nachtstimmung versetzt, damit Sie sich ausruhen können.

Ihre individuellen Bildschirme stehen Ihnen weiterhin zur Verfügung, mit über hundert Filmen und Serien – ja, 14 Stunden Flug, uns beim Servieren zuzuschauen wäre sonst ein wenig lang !

Unser zweiter Mahlzeiten-Service wird etwa zwei Stunden vor der Landung serviert –

keine Sorge, wir wollen ja nicht, dass Sie aufgebläht aus dem Flugzeug steigen. »

All meine Ersparnisse sind in dieses Abenteuer geflossen –

es ist die Reise meines Lebens.

Doch die Sitze in der Economy-Class erweisen sich als wirklich unbequem.

Vierzehn Stunden Flug liegen vor uns – Schlafen, Nachdenken, Filme schauen ... das wird eine sehr lange Zeit.

Zum Glück sorgt die Flugbegleiterin mit ihrem Humor für eine entspannte Atmosphäre.

Diese Etappe ist ein weiterer Schritt, um meinem Schicksal entgegenzutreten – und meine Sitznachbarin lässt mich das nicht allein durchstehen.

Die Filme laufen einer nach dem anderen über meinen Bildschirm, von Komödie zu Zeichentrick, doch ich gebe nicht auf, bevor ich den perfekten Film für diesen Flug gefunden habe: „Transformers" !

Ein Ohrhörer gleitet sanft aus meinem Ohr.

Jessica greift ihn auf und fragt, ob wir den Film gemeinsam ansehen können.

- Dieser Film ist eine Legende !

- Da sind wir uns völlig einig !

- Team Autobots oder Decepticons ?

- Ohne zu zögern: Autobots.

- Auch Bumblebee ?

- Natürlich.

- Ich finde es schade, dass Megan Fox nur in den ersten beiden Teilen mitspielt.

- Sie hätte in allen mitspielen sollen, sie ist eine Schauspielerin mit vielen Talenten.

- Sie ist die Schönheit des Films.

- Da stimme ich dir vollkommen zu !

Während der Werbepause fängt die Atmosphäre des Flugzeugs meinen Blick ein.

Viele Passagiere fliegen in den Urlaub, aber genauso viele kehren nach Hause zurück.

Die Gesichter sind vielfältig – doch die meisten scheinen Geschäftsleute zu sein.

Die Modernität dieser Welt zeigt sich in all ihren Formen.

Flugzeuge sind längst nicht mehr nur ein Mittel,

um zu reisen – sie sind heute auch Teil der Arbeitswelt.

- Darf ich den Film an deiner Seite weiterschauen ?

- Sehr gern ! Eine Legende wie diese kann man nicht allein sehen.

- Da bin ich ganz deiner Meinung !

In unsere Sitze zurückgelehnt, finden wir schließlich eine recht bequeme Position.

Die Sanftheit dieser Frau fasziniert mich – ihr Kopf ruht zart auf meiner Schulter.

Dieser Film hat meine Generation geprägt und berührt noch immer die, die nach uns kommen – trotz seines Alters.

Heute scheint die Freundlichkeit von der Oberfläche der Erde verschwunden zu sein.

Wir misstrauen einander – aber warum ?

Gott hat uns diese wunderbare Erde geschenkt, und wir sollten sie beschützen, sowie all ihre Bewohner – unabhängig von Religion, Herkunft oder sexueller Orientierung.

Wir sind alle gleich.

Die Zeit vergeht schneller, wenn man Gesellschaft hat.

Diese Reise ermöglicht es mir, außergewöhnliche Menschen kennenzulernen.

Wie ihr sicher schon wisst – das Essen im Flugzeug ist selten wirklich gut.

Es kommt an kein ordentliches Restaurant heran.

Die Flugbegleiterin stellt uns etwas hin, das einem Hachis Parmentier ähnelt, mit einem merkwürdig aussehenden Crumble als Dessert.

Wir beide haben übrigens nichts davon gegessen.

Beim zweiten Film ist Jessica auf mir eingeschlafen, ihre Arme in meine Adidasjacke gehüllt, weil ich nicht wollte, dass sie vor Kälte zittert.

Ihr Erwachen verläuft sanft.

Unsere Gespräche drehen sich um unsere jeweiligen Lebenswege, unsere Geschichten.

Meine scheint sie besonders zu berühren.

« Meine Damen und Herren, wir beginnen nun mit dem Landeanflug auf Ho-Chi-Minh-Stadt.

Bitte stellen Sie Ihre Sitze in die aufrechte Position, klappen Sie Ihre Tische hoch – und werfen Sie deren Inhalt bitte nicht auf Ihren Nachbarn, er hat Ihnen immer noch nichts getan.

Verstauen Sie Ihr Handgepäck unter dem Sitz vor Ihnen.

Und keine Sorge – falls Sie Ihre Tasche mit einer Million darin vergessen sollten, sie wird nicht zurückgegeben.

Stellen Sie sicher, dass Ihr Sicherheitsgurt geschlossen ist.

Für Passagiere mit Anschlussflügen werden die Informationen zu Ihren Weiterflügen

bei Ihrer Ankunft im Terminal angezeigt.

Ja, ich kann auch ernst sein ...

manchmal. Oder auch nicht.

Wir werden in etwa zwanzig Minuten landen.

Die Temperatur in Ho-Chi-Minh-Stadt beträgt 28 Grad –

etwas angenehmer als in Paris. Ortszeit: 22 Uhr. »

Durch das Fenster sehen wir den internationalen Flughafen Tân Sơn Nhất.

Aus der Luft gleicht er einem riesigen „L", umgeben von verschlungenen Wegen und Millionen funkelnder Glasflächen.

Unsere Gurte geschlossen, verläuft die Landung sanft und ruhig.

« Meine Damen und Herren, willkommen in Ho-Chi-Minh-Stadt !

Zu Ihrer Sicherheit bleiben Sie bitte sitzen, bis das Anschnallzeichen erloschen ist.

Und meine Damen – zögern Sie nicht, sich so ein Lämpchen auch für zu Hause zuzulegen.

Seit mein Mann eins hat, bleibt er ruhig sitzen –

und ich habe endlich meine Ruhe. »

Lachen ertönt im Flugzeug, die Flugbegleiterin war während des gesamten Fluges einfach perfekt.

« Meine Damen und Herren, Sie können jetzt Ihre Sicherheitsgurte öffnen und Ihr Gepäck aus den oberen Fächern holen. Vergessen Sie Ihren Millionenbetrag nicht – sonst behalte ich ihn für mich. Achten Sie auf mögliche Verschiebungen während des Fluges, aber gehen Sie bitte nicht auf allen Vieren – Mathias ist da, um Ihnen zu helfen, meine Damen. Und für Sie, meine Herren, das gibt ein gutes Bauchmuskeltraining, die Schokolade ist ja ohnehin schon weg.

Die Gepäckausgabe erfolgt im Terminal 12, Gepäckband 94.

Im Namen von Air France danken wir Ihnen, dass Sie sich entschieden haben, mit mir... äh, mit uns zu fliegen – meine Kollegen schauen mich schon komisch an – und wir hoffen, Sie bald wieder auf unseren Strecken begrüßen zu dürfen, vor allem natürlich mit mir. »

Tosender Applaus erfüllt die Kabine. Beim Verlassen des Flugzeugs schütteln uns die Flugbegleiterinnen die Hand.

- Vielen Dank für diesen Flug, Sie waren großartig.

- Danke Ihnen für Ihre Freundlichkeit! Auf Wiedersehen!

Am Ausgang des Flugzeugs werden wir automatisch ins Innere des Flughafens geleitet.

Meine weit aufgerissenen Augen können sich kaum sattsehen – die Größe dieses Gebäudes verschlägt mir die Sprache.

Die Decken, die einem sternenklaren Himmel ähneln, spiegeln sich im makellosen Boden wider.

Palmen entlang der riesigen Glasfront bieten einen traumhaften Ausblick auf das gesamte Flughafengelände.

Die blassen, nüchternen Flughäfen Frankreichs sind weit entfernt von dieser Schönheit.

Nachdem wir unsere Koffer abgeholt und auf einen kleinen Wagen gestellt haben,

müssen Jessica und ich uns trennen.

Doch wir bleiben über die sozialen Netzwerke in Kontakt –

falls eine von uns die andere braucht.

Die Schönheit dieses Flughafens lässt mich ahnen, wie schön dieses Land selbst sein muss.

Die Rolltreppe führt mich hinaus, wo mein Taxi schon in einer kleinen, eigens dafür vorgesehenen Seitenstraße wartet, gesäumt von klar markierten Parkplätzen und großen Bildschirmen.

Grün und weiß lackiert, heben sich diese Wagen von den zahlreichen schwarzen Limousinen ab, die vermutlich die vielen Geschäftsleute meines Fluges abholen.

Der Fahrer, etwa in meinem Alter und sehr freundlich,

hilft mir, mein Gepäck in den Kofferraum zu laden, und reicht mir die Hand, als ich einsteige.

Da er kaum Englisch spricht, hilft mir Google Übersetzer bei der Kommunikation.

Das Steuer auf der rechten Seite erinnert mich an England – der einzige Unterschied: hier sitzt man links zum Fahren.

Am angenehmsten ist jedoch das Armaturenbrett, geschmückt mit kleinen Figuren und persönlichen Gegenständen des Fahrers.

Wir fahren in Richtung meines Hotels, gelegen in der Stadt Saigon, etwa sechzehn Minuten von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt.

Die Landschaften von unendlicher Schönheit ziehen an mir vorbei, während die Nacht langsam über das Land fällt.

Bunt erleuchtet, durchqueren wir die Stadt, wo manche Gebäude mit ihrer futuristischen Höhe fast den Himmel berühren.

Diese Lichter erfüllen meine Vorstellungskraft mit tausend Farben.

Angesichts solcher Bilder wird mir bewusst, welch großes Glück es ist,mein Land zu verlassen und neue Kulturen zu entdecken.

Das Gefühl der Fremdheit ist jetzt vollkommen da.

Der Duft frisch zubereiteter Speisen füllt meine Nase mit seinen Aromen.

Die Stadt, reich an Leben, bietet uns einen Blick auf die Brücke, die den Saigon-Fluss überquert und die Stadt in mehrere, gleichermaßen prächtige Viertel teilt.

In der Ferne erscheint ein eher bescheidenes Viertel.

Dank meiner Beförderungen und all meiner Trinkgelder konnte ich mir ein kleines Zimmer im Hotel Central Park Saigon leisten.

Das violette Schild über dem Eingang wird von einer kleinen Blume verziert.

Die graue und blaue Fassade öffnet sich zu einem imposanten Gebäude, umgeben von mehreren kleinen Läden.

Das Zimmer ist schlicht und sauber – mehr als genug für die Dauer meines Aufenthalts.

Ich plane ohnehin, viel zu besichtigen und nicht nur hier zu schlafen.

Erschöpft sinkt mein Körper auf das Bett.

Als ich erwache, ist die Nacht erneut über die Stadt gefallen.

Mein Magen knurrt, also beschließe ich, etwas zu essen.

Hier in Vietnam bleiben die Restaurants bis spät in die Nacht geöffnet – ein großer Unterschied zu meinem Land.

Es ist 21 Uhr, als mich das Restaurant „A Taste Of Saigon – Old Market" willkommen heißt, ein braunes Gebäude im traditionellen Stil, mit einer grünen Tür, umrahmt von vielen Pflanzen.

Zu meiner Überraschung überwältigt mich der Charme des Inneren: gelbe Wände, Holztische und eine offene Bar direkt am Eingang.

Das obere Stockwerk zieht sofort meine Aufmerksamkeit auf sich – nur über eine kleine Holzleiter erreichbar.

Oben verbirgt sich ein prächtiges, warmes und familiäres Ambiente.

Die Besitzer, sehr freundlich und herzlich, führen mich zu einem Tisch neben zwei Frauen.

Meine beste Freundin Hannah, eine etwa vierzigjährige Frau, groß, mit kurzen braunen Haaren und Augen so blau wie der Ozean, stammt aus Deutschland, lebt jedoch in Thailand mit ihrer Frau Thidarat, deren Hochzeit bald bevorsteht.

Sie begleitet mich für ein paar Urlaubstage nach Vietnam.

Ihr Flug ist bereits vor einigen Stunden gelandet,

doch da ich noch einiges allein zu erledigen hatte,

konnte ich sie nicht selbst vom Flughafen abholen.

Also beschließt sie, mich direkt im Restaurant zu treffen.

Mit einem Wink der Hand zeige ich ihr unseren Tisch.

Mit festen, entschlossenen Schritten kommt sie auf mich zu – gefolgt von einer langen Umarmung, die unsere Wiedersehensfreude spüren lässt.

Hannah ist eine Freundin, die ich ursprünglich virtuell kennengelernt habe.

Diese Reise ist unser erstes Treffen im echten Leben

und gibt uns die Gelegenheit, uns wirklich kennenzulernen.

Um miteinander zu sprechen, benutzen wir ein Paar Übersetzer-Ohrhörer, die ich ihr vor einigen Monaten geschenkt habe – ein Beispiel für die erstaunliche Technologie unserer Zeit, die das Leben so viel einfacher macht.

Als sie sich setzt, fällt der Schal der Frau neben uns auf den Boden.

- Entschuldigen Sie bitte !

- Es ist ...

Ihr Blick trifft den meinen. In diesem Moment existieren keine Sprachbarrieren mehr, keine Unterschiede der Herkunft.

Diese Frau – mit ihrem langen schwarzen Haar, ihrer tätowierten Haut und diesem Duft, dessen Geruch mir nicht fremd ist.

Für einen Augenblick bleibt die Zeit stehen.

Meine Ohren hören nichts mehr, und mein Herz taucht in ihr Universum ein.

Hannah tippt mir schon seit Minuten auf den Arm,

doch mein Geist kann sich nicht von ihr lösen.

- Sky ! Sky !

- Ja ...

- Sky !

- Oh, entschuldigen Sie, hier ist Ihr Schal !

- Danke ...

Ihre Antwort, gesprochen in gebrochenem Englisch, lässt meine Seele dahinschmelzen.

Wir wenden uns wieder unseren Tischen zu – doch das Herz ist schwer, weil wir uns wieder voneinander lösen müssen.

Es ist, als wollten unsere Seelen noch Jahrzehnte lang miteinander verbunden bleiben.

Unsere Bestellung kommt schnell:

Für mich gibt es einen Vietnamese Pancake mit Garnelen und Schweinefleisch – ein großer Pfannkuchen, gefüllt mit Fleisch, mit einem kleinen Salat und Reispapier an der Seite.

Für Hannah einen Wrap-and-Roll-Combo, einfache, aber köstliche Wraps.

Die Teller vor uns sehen aus wie farbenfrohe Gemälde.

All diese Farben, an die wir nicht gewöhnt sind, wecken das Verlangen, alles zu verschlingen.

Die beiden jungen Frauen am Nebentisch haben ihr Essen beendet und verlassen das Restaurant – doch ihr Blick will sich keinen Moment von meinem lösen.

Ihre Ähnlichkeit ist verblüffend, ihre Gesichtszüge wirken wie die von Zwillingen.

Spät in der Nacht kehren Hannah und ich für eine gute Nachtruhe ins Hotel zurück – um von ihr zu träumen, wie in jeder Nacht.

Alles, woran sich meine Gedanken erinnern, ist dieser indische Pyjama – dunkelblau mit weißen Streifen an den Rändern, meine Lippen, die ihre Schenkel berühren, und ihre Hand in meinem Haar.

Das Gefühl verschwindet nicht beim Erwachen – es lässt diesen Traum noch realer erscheinen.

Wir frühstücken im Restaurant des Hotels und brechen anschließend zu einem Ausflug in das Einkaufszentrum „Saigon Centre" auf.

Untergebracht in einem riesigen Gebäude, dessen Glasfront den Eingang vollständig umhüllt und dessen blaue Neonlichter schon von außen die Schönheit des Inneren erahnen lassen.

Zum ersten Mal sehe ich ein Einkaufszentrum mit mehreren Etagen und unzähligen Boutiquen.

Seine moderne Erscheinung verleiht ihm einen fast futuristischen Hauch, der selbst den europäischen Ländern Konkurrenz macht.

Die moderne Schönheit zeigt sich in einem eleganten Gebäude in Weiß und Grau, umrahmt von tausend Glasflächen, die den Glanz jeder einzelnen Boutique widerspiegeln.

Auf dem Weg zur Louis-Vuitton-Boutique durchschneidet ein Schrei der Verzweiflung die Luft.

Die junge, tätowierte Frau vom Restaurant am Vorabend

sitzt am Boden, ihr Gesicht von Regentropfen bedeckt, und erklärt uns, dass ihre Handtasche mitsamt Ausweisen gestohlen wurde.

In mir, ausgebildet als Bodyguard in Frankreich, setzt der Sicherheitsinstinkt sofort ein.

Ich werfe Hannah meinen Rucksack zu und erspähe den Dieb – ganz in Schwarz gekleidet – wie er zur Ausgangstür rennt.

Mein inneres Gefühl von weiblicher Solidarität weiß in diesem Moment:

Das ist eine Frage des Überlebens.

Meine Beine setzen sich in Bewegung, ohne nachzudenken,

rennen hinter ihm her, zwischen den Menschenmassen hindurch.

Das Einkaufszentrum ist zu dieser Stunde überfüllt.

Ich rutsche das Geländer der Rolltreppe hinunter,

stoße mich ab und fange ihn mit meinen Armen ab, stürze auf ihn, weiche nur knapp seinem Faustschlag aus.

Unsere Körper prallen auf den Boden, mein Ellenbogen blutet, doch ein Bodyguard kennt kein Aufgeben.

Die Menschen um uns herum schreien auf und weichen zurück, bilden einen Kreis – eine Art Kampfring zwischen ihm und mir, der ihm keine Fluchtmöglichkeit mehr lässt.

Der Lärm zieht noch mehr Schaulustige an, die von allen Etagen herabsehen.

- Gib mir die Handtasche !

- Komm und hol sie dir, wenn du dich traust !

- Zwing mich nicht, sie dir mit Gewalt zu nehmen !

- Ich warte schon !

Ich verstehe kein einziges Wort seiner Sprache.

Langsam und vorsichtig gehe ich auf ihn zu, doch da trifft mich sein Tritt in die Rippen.

Mein Bein knickt ein, unter dem Aufschrei der Umstehenden, doch meine Strategie funktioniert:

Ich stehe plötzlich hinter ihm.

Mein linkes Knie trifft heftig die Rückseite seines rechten Beins, beide Knie sinken zu Boden.

Ein paar Sekunden Unachtsamkeit, bevor er wieder zu sich kommt – mehr brauche ich nicht.

Ich packe seinen rechten Arm, drehe ihn mit einem schnellen Ruck, ohne ihn zu brechen, und drücke seinen Oberkörper auf den Boden.

So zwinge ich den Dieb, die Tasche loszulassen.

Die Sicherheitskräfte kommen inzwischen, um ihn festzunehmen. Unter dem Applaus und den Dankesbekundungen des Sicherheitspersonals wird ich wieder aufgerichtet, und die Handtasche gelangt nach dem Auseinanderweichen der Menge zurück zur Besitzerin, die sich zusammen mit ihrer Freundin herzlich bei mir bedankt. Die zweite junge Frau von gestern Abend kommt hereingerannt und bedankt sich ebenfalls bei mir. Wir übersetzen unsere Gespräche mit den Übersetzer-Apps auf unseren Handys, um uns besser zu verstehen.

- Darf ich mich vorstellen, ich bin Lam, das hier ist meine Freundin My und meine große Schwester Loan.

- Ich bin Sky, Französin, und das ist meine beste Freundin Hannah, sie kommt aus Deutschland.

- Freut mich, euch kennenzulernen !

- Ganz meinerseits !

- Lasst uns euch zum Dank einladen !

- In unseren Ländern sind wir das nicht gewohnt.

- Es würde uns wirklich freuen !

Wir nicken, um sie nicht zu kränken, denn wir wissen noch nichts über die Kultur und die Traditionen dieses Landes.

My, ein Tomboy, läuft mit uns vor den anderen her und erklärt uns, wie das Leben hier abläuft.

Plötzlich berühren Finger meine Haut und bringen uns in unserem Schritt zum Stillstand.

- Du bist verletzt ...

Meine Augen senken sich auf Loan, die meinen Arm hält und auf das Blut blickt, das daran hinabläuft.

- Es ist nichts, mach dir keine Sorgen.

- Es ist etwas, komm mit mir !

Ihre Hand greift nach meiner und führt mich direkt in die Toiletten des Einkaufszentrums. Loan ist eine kleine Frau –

doch groß in ihrem Wert.

Ihre Freundlichkeit und ihre Sanftheit übertreffen alles, was ich je zuvor erlebt habe.

Ihr Haar, in den Farben des Herbstes, spiegelt die Intensität ihres Blickes wider – einen Blick, der jedes Mal das Herz zum Schmelzen bringt, wenn man seinem Glanz begegnet.

Mit einem Stück Papierhandtuch und einer atemberaubenden Zärtlichkeit wischt und versorgt sie meine Wunde.

Dieses Gefühl des Beschütztwerdens

spürt man in dem Moment, in dem ihre Hände die eigene Haut berühren.

Zurück beim Rest der Gruppe halten wir vor einem McDonald's, um ein Getränk zu holen, das wir beim Spaziergang durch die Geschäfte genießen, geführt von den Vietnamesinnen, die hier zu Hause sind.

Loan schlägt vor, dass sie uns zu einem Abendessen zu sich nach Hause einladen.

Ihr Wagen – eine ziemlich neue Limousine – mit My am Steuer, bringt uns direkt zu einem riesigen Gebäude.

Im Untergeschoss geparkt, müssen wir den Aufzug nehmen, um nach oben zu gelangen.

Seit meiner Kindheit leide ich unter Klaustrophobie, aufgrund schlechter Erfahrungen.

Hannah bemerkt sofort, dass etwas nicht stimmt.

Ihr mütterlicher Instinkt übernimmt, sie drückt meine Hand fest und flüstert immer wieder:

„Alles wird gut."

Lam dreht sich instinktiv zu mir um.

Ihr schwarzes Haar verströmt einen Kokosduft, der den ganzen Aufzug erfüllt.

Ihr Blick ist dunkel, doch zugleich faszinierend schön.

Sie sieht mir direkt in die Augen, nimmt meine Hand

und sagt leise:

„Es gibt keine Gefahr. Ich bin hier."

Dieser Satz hallt in mir nach.

Die Zeit bleibt stehen, die Erde hört auf, sich zu drehen – und unsere Herzen schlagen in einem einzigen, gemeinsamen Rhythmus.

Alles um uns herum verschwindet augenblicklich, und es bleibt nur noch das, was sich zwischen unseren beiden Seelen entfaltet – zwei, die sich zu einer einzigen vereinen.

Ihre Hand wird feuchter, überträgt mir die Wärme ihres Inneren.

Der Aufzug öffnet sich.

Verlegen, im Beisein ihrer Freundin, ziehe ich meine Hand langsam zurück und danke ihr aufrichtig für ihre Hilfe.

Wohnung 2894.

Die Tür öffnet sich zu einem luxuriösen kleinen Kokon. Zur Rechten die Küche – weiße Schränke, schwarze Marmorarbeitsplatten.

Am Ende derselben Linie das Wohnzimmer:

zwei Wände aus weißem Marmor zu beiden Seiten, ein weißes Ledersofa und ein riesiger Plasma-Bildschirm, der jede bekannte Technologie übertrifft, stehen im Mittelpunkt.

Zwei Schlafzimmer, getrennt durch einen gigantischen gläsernen Kleiderschrank, teilen die Wohnung in zwei Bereiche.

Und als Ergänzung – ein wunderschönes, hochmodernes Badezimmer.

Ich nehme auf dem Sofa Platz, wie die Gastgeber es wünschen.

Ein Schmerzenslaut entweicht mir, ohne dass ich ihn unterdrücken kann.

- Was ist passiert ?

- Der Dieb hat mir einen Tritt in die Rippen versetzt !

- Zeig es mir bitte !

- Du hast dich schon im Einkaufszentrum um mich gekümmert, das war mehr als genug !

- Sei nicht stur !

Mein Blick schweift durch den Raum, auf der Suche nach Hannah, die gerade mit Lam und My spricht.

- Komm mit mir !

- Loan, warte ...

Sie zieht mich an der Hand in Richtung Badezimmer.

Behutsam hebt sie mein T-Shirt, und eine Bluterguss, so groß wie ihre Hand, kommt zum Vorschein.

Ich bleibe stehen, während sie in die Küche zurückkehrt

und mit einem Tuch voller Eiswürfel zurückkommt.

Als das kalte Tuch meine Haut berührt, geben meine Beine nach, und ich fange mich am Rand des Waschbeckens ab.

Reflexartig legt sie ihre Hand auf meinen Bauch,

ihre Fingernägel gleiten über meine noch unscheinbaren Bauchmuskeln.

Die Intensität des Augenblicks raubt mir den Atem.

Die Sanftheit ihrer Hand auf meiner Haut lässt mich ihrem Charme nicht entkommen.

- Es tut mir leid, war ich zu grob?

- Alles ist gut ...

Wir werden unterbrochen, als My ins Badezimmer möchte.

Ihr Körper nähert sich dem meinen, nur wenige Zentimeter trennen uns.

Lam und Hannah beobachten uns aufmerksam.

Wir verstehen nicht, unsere Blicke treffen sich für einen Moment, ihre Hand ruht noch immer auf meinem Bauch,

meine liegt auf ihrer Hüfte.

- Das ist absolut nicht das, was ihr denkt !

- Ihr könnt machen, was ihr wollt, Mädels – ihr seid erwachsen !

Das Eistuch wird entfernt, doch in ihren Gesten liegt ein stilles Verstehen.

Der Dieb hat mir ordentlich zugesetzt, doch selbst in Dunkelheit oder Licht birgt jeder Augenblick etwas Positives.

Heute verstehe ich die Bedeutung des Wortes „Liebesblitz" – coup de foudre.

Schönheit liegt nicht im Äußeren.

Jeder Mensch trägt eine unschätzbare innere Schönheit in sich.

Wenn ihre meine Blicke durchdringt, wird ihre Schönheit bewundernswert – ein Glanz, der das Fühlen meines Herzens übersteigt.

Mit jeder Sekunde, mit jedem Blick wird die Spannung zwischen uns stärker.

„Traum:"

Wir gehen eine Straße entlang, auf deren rechter Seite bescheidene Häuser stehen.

Wir bleiben vor einem kleinen Haus mit einem oberen Stockwerk stehen.

Ihre Arme umschlingen mich fest, ihr Kopf liegt in der Mulde meines Halses.

Sie sagt:

„Als ich jung war ..."

Ein Geräusch – wie von einem Zug oder einem Auto – lässt mich den Rest des Satzes nicht verstehen.

Vor dem Haus stehen kleine Blumenkästen, in denen rosa und gelbe Blüten gepflanzt sind.

Mitten in der Nacht sitze ich aufrecht in meinem Bett.

Mein Körper ist eiskalt, als hätte ihre Seele mich eben noch fest an sich gedrückt.

Und doch lässt sie mir weder einen Hinweis auf ihr Gesicht noch auf ihre wahre Identität.

- Hannah ! Hannah ! Wach auf !

- Was ist los? Geht es dir gut?

- Ich habe wieder von ihr geträumt ...

- Alles wird gut, du bist hier, um Antworten zu finden. Lass der Zeit ihren Lauf ...

Ich gehe zum Fenster, mein Blick richtet sich auf den sternenklaren Himmel, in der Hoffnung, dort eine Antwort auf all diese Fragen zu finden.

Daran gewöhnt, seit vielen Jahren, weiß ich längst, dass ich nach solchen Träumen nicht wieder einschlafen kann.

Der Tag bricht an, sein Morgentau legt sich sanft über die Stadt.

Früh am Morgen holen uns Lam und Loan ab, um gemeinsam zum Bến-Thành-Markt zu fahren, etwa dreißig Minuten von der Stadt entfernt.

Lams Gesang durchdringt meine Seele, legt sie bloß – zum ersten Mal in meinem Leben.

Kleine Perlen von Tränen laufen über meine Wangen, errötet vor Schüchternheit angesichts der Schönheit dieser Stimme.

Mein Herz, das einer solchen Emotion noch nie begegnet ist, gerät völlig aus dem Gleichgewicht.

Wir haben uns erst vor wenigen Tagen kennengelernt, doch dieses Gefühl, sie seit Jahrzehnten zu kennen, übersteigt jedes Verständnis.

Ein großes weißes Gebäude, verziert mit Uhren auf jeder Seite, begrüßt uns in seiner ganzen Pracht.

Im Inneren – ebenso beeindruckend wie die Fassade – reihen sich Hunderte kleiner Händler über endlose Gänge hinweg.

Hannah und Loan gehen ein paar Schritte vor uns her.

- Alles in Ordnung?

- Ja, ja, ich bin nur ein wenig müde, ich habe letzte Nacht nicht gut geschlafen.

- Hattest du einen Albtraum?

- Einen Traum ... eigentlich träume ich seit meiner Kindheit immer von derselben Person, aber jede Nacht ist der Traum anders.

- Und du hast keinerlei Details über diese Person?

- Nur, dass sie langes schwarzes Haar hat, tätowiert ist – aber ich kann ihre Tattoos nie richtig erkennen.

- Glaubst du, dass dieses Mädchen in Vietnam ist?

- Ich hoffe es zumindest ...

Unsere Unterhaltung wird von Hannah unterbrochen, die mich auf einen Stand aufmerksam macht.

Ein paar Souvenirs für meine Familie gekauft, machen wir uns auf den Weg zum Restaurant.

Das Dekor verschlägt mir beim Eintreten die Sprache.

Unser Tisch, direkt vor einer Glasfront gelegen, bietet einen atemberaubenden Blick auf die Schönheit der Landschaft.

Loan steht vor mir.

Sie nimmt ihre Sonnenbrille ab –

die Farbe ihrer braunen Augen,

betont durch ein perfekt aufgetragenes Make-up,

verrät bereits etwas vom Glanz ihrer Schönheit.

Ihre Haut, beleuchtet vom Licht ihrer eigenen Eleganz, verströmt einen floralen Duft, der den ganzen Raum erfüllt.

Der Nektar ihres Blickes berührt etwas in mir, das tief im Inneren den Rhythmus ihres Herzens mit dem meinen verbindet.

Die liebliche Melodie ihres strahlenden Lächelns weckt meine verwundete Seele – und lässt mich zum ersten Mal verstehen, was das Wort Glück bedeutet.

Wieder geschieht es: unsere Blicke treffen sich – und die Planeten scheinen stillzustehen.

Die Intensität zwischen uns, getragen von unseren Augen und Bewegungen, durchbricht die Realität.

Das Schweigen meiner Worte löst in ihr ein Beben aus, das ihr Herz automatisch mit meinem in Einklang bringt.

Das Klirren der Teller auf dem Tisch holt uns unsanft zurück in die Wirklichkeit.

Meine französischen Worte entlocken ihr ein Lächeln, das ihre kleinen Grübchen hervorbringt.

Beim Bezahlen legt sie ihre Finger an meine Hüfte und führt mich sanft nach draußen – uns beide einschließend in eine kleine, abgeschlossene Blase.

Der Spaziergang durch die Stadt geht weiter.

Wir kommen zum Tao-Dan-Park.

Der Eingang, geschmückt mit einem wunderschönen gelben Bogen, erinnert mich sofort an einen Traum, den ich vor einigen Wochen hatte: Ein kleines Mädchen, das davor in einem roten traditionellen Kleid posiert.

Das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, obwohl es meine erste Begegnung mit diesem Ort ist.

Wir setzen uns auf eine Bank, vor uns ein traumhafter Anblick, sanft umgeben vom Plätschern eines kleinen Brunnens.

Lam vertraut mir Erinnerungen aus ihrer Kindheit an – dieses Gefühl, anders zu sein, nicht verstanden zu werden von ihrer Familie, dieses Gefühl der Ungleichheit.

Solche Empfindungen in der Kindheit können Spuren hinterlassen, doch ihre Stärke ist gewachsen – und das ist bewundernswert.

Ihre Geschichte ist umso schöner, weil sie sich selbst erschaffen hat, ohne Hilfe von irgendjemandem.

Die Nacht legt sich über uns, begleitet vom Licht des Mondes, der die Stadt mit seinem Sternenhimmel überzieht.

Die Rückfahrt ist ruhig.

Ich schlafe auf Loans Schulter ein, ihre sanften Streicheleinheiten auf meinen Wangen

wecken mich behutsam.

Verlegen danke ich ihr für diesen Tag, bevor ich flüchtig ihr Lächeln erhasche.

Meine Schritte führen mich im Laufschritt ins Hotelzimmer.

Wenige Minuten später kommt Hannah dazu.

Dieses Gefühl von Euphorie und Glück hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt.

In diesem Moment klingelt mein Telefon – eine Nachricht von ihr.

Mein Lächeln bildet sich automatisch.

Eine Einladung zu einem Treffen, nur mit ihr allein,

lässt mein Herz in tausend Schmetterlingen taumeln.

Die Nacht vergeht schlaflos, meine Gedanken kreisen nur um eine Frage: Was soll ich anziehen?

Unser Ziel: der Sala Urban Park in Saigon.

Große Blumenstatuen stehen vor einem riesigen Teich.

Die Wärme und Gastfreundschaft dieses Ortes

machen ihn magisch.

Loan, atemberaubend schön in einem weißen Kleid, das ihre Rücken-Tattoos sichtbar werden lässt.

Die Schrift entlang ihrer Wirbelsäule zieht meinen Blick an.

Frische Luft, reine Natur, eine Ruhe, die im Schweigen lauter klingt als jeder Motor in Frankreich.

Hier zu leben – in diesem kleinen Stück Paradies –

wäre eine unendliche Quelle des Friedens.

Wir sitzen auf einer Bank, die Beine übereinandergeschlagen, mein Kopf ruht in ihrem Schoß, auf ihre Hand in meinem Haar blickend, das Wasser des Teichs vor uns.

Ihr Lachen erhellt meinen Tag, unsere Blicke genügen, um einander zu verstehen.

Ihr Atem beschleunigt sich, nur wenige Zentimeter von meinen Lippen entfernt, und erfüllt mich mit einem Gefühl reiner Freude.

Ihr Kuss – ein Feuerwerk in meinem Inneren.

Unsere Lächeln verweilen, ihre Hand verschmilzt mit meiner.

Ich genieße jeden Augenblick dieses Glücks.

Könnte die Zeit doch stehen bleiben, um diesen Moment für die Ewigkeit zu bewahren.

Das Wort Glück sollte sich nur auf ihren Namen beschränken.

Sie ist mehr als ein coup de foudre – sie ist die Liebe eines ganzen Lebens.

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