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Kapitel 45: Krähen - Teil 4

Der Attentäter war zwar nicht tot, doch die Menge an Blut, die auf seiner Kleidung verteilt war, beunruhigte Rin Verran so weit, dass er kurz davor war, nach dem Heiler der Ghan-Gilde zu rufen. Wenn da nicht das unheimliche Lächeln gewesen wäre. Und dieser Blick. Er hatte einen Blick, bei dem man sich fragte, wie viele Menschen er eigentlich umgebracht hatte. Dann sah man das Lächeln, was eher ein Grinsen war, und begriff, dass er vermutlich aufgehört hatte, zu zählen. Der junge Mann sah aus, als würde er überhaupt keinen Schmerz spüren. Einer der Erzwächter hatte ihm die Nase gebrochen, aber er stöhnte nicht mal. Ja, er kämpfte nicht mal gegen die Fesseln an, mit dem man ihn am Stuhl festgebunden hatte.

Sie befanden sich im Kerker des Krähen-Palastes in einer kleinen Zelle. An einer Wand stand ein hölzerner Tisch, auf dem allerlei Metallzangen und andere Werkzeuge fein säuberlich aufgereiht waren. Daneben lehnte der Erzwächter an der Wand, der auch für die gebrochene Nase verantwortlich war. In seinen Händen hielt er den Dolch des Attentäters, der immer noch mit Ghan Minues Blut befleckt war, und drehte ihn hin und her. Er und Rin Verran waren die einzigen, die noch in dieser Zelle geblieben waren. Der Rest wartete draußen oder war damit beschäftigt, den Krähen-Palast zu sichern. Wenigstens hatten die Drachenklauen Tahma noch nicht niedergebrannt. Oder die Nachricht eines Feuers war noch nicht bei ihnen angekommen.

»Wir sollten ihn töten«, sagte der Erzwächter von der Seite her.

»Hat er denn schon irgendwas gesagt?«, fragte Rin Verran.

»Nein. Er lächelt nur die ganze Zeit als würde es ihm nichts ausmachen, verprügelt zu werden. Mistkerl!« Er ging einen Schritt auf den Attentäter zu und hob die Hand, um ihm erneut ins Gesicht zu schlagen, aber Rin Verran hielt ihn auf. Der Erzwächter fuhr wütend zu ihm herum. »Warum nicht? Er hat es verdient! Wenn Ihr nicht zur Stelle gewesen wärt, wäre Gilden-Anführerin Ghan jetzt wahrscheinlich tot! Und Gilden-Anführer Ghan hat selbst gesagt, dass wir ihn töten sollen! Warum tun wir es nicht einfach?«

»Töte niemanden«, zitierte Rin Verran den Kodex. »Außerdem könnte er wichtige Informationen besitzen.«

»Aber er redet nicht!«, schäumte der Erzwächter. »Und selbst wenn er redet, können wir uns nicht sicher sein, dass er die Wahrheit sagt!«

»Wie ist Euer Name?«

Der Erzwächter blinzelte überrascht. »Fah Zaromo.«

»Nun, Fah Zaromo, ich denke, Ihr habt kein Recht, mir zu sagen, was ich zu tun habe!« Rin Verran warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich bin der Leibwächter des Gilden-Anführers und stehe damit in der Rangordnung über Euch. Wir werden diesem Mann nicht töten, solange ich es nicht ausdrücklich befehle.«

»Er verdient den Tod!« Fah Zaromo deutete anklagend mit dem Dolch auf den Attentäter. »Die Drachenklauen haben Ghan Kedron getötet und jetzt versucht jemand, die neue Gilden-Anführerin zu ermorden! Es ist doch offensichtlich, dass dieser Mann zu den Drachenklauen gehört! Wir sollten ihn töten, solange wir noch die Gelegenheit dazu haben!«

»Erst erzählt er uns etwas über seine Verbündeten«, bestimmte Rin Verran, packte den Erzwächter am Handgelenk und entwand ihm den Dolch. »Beruhigt Euch!«

»Beruhigen!« Fah Zaromos Gesicht verzerrte sich zu einer schrecklichen Fratze. »Die Drachenklauen sind Schuld am Tod meiner Nichte! Sie war als Feuerwächterin in Muwam stationiert! Man hat ihr ein Grinsen ins Gesicht geschnitten und sie aufgehängt! Es würde mich nicht wundern, wenn genau dieser Mistkerl das mit seinem Dolch gemacht hat!«

Plötzlich ertönte ein leises Lachen, fast schon ein Kichern. Rin Verran fuhr ein Schauer über den Rücken. Es war der Attentäter, der offenbar amüsiert den Kopf schüttelte und dabei lachte.

»Was lachst du!«, fuhr Fah Zaromo ihn an und holte erneut zum Schlag aus. Dieses Mal war es Rin Verran genug. Er riss den Erzwächter an der Schulter zurück und schob ihn eindringlich in Richtung Zellentür.

»Das reicht. Ihr könnt gehen«, sagte er fest.

Fah Zaromo schüttelte unwillig seine Hand ab, verließ aber leise fluchend die Zelle und schlug die Tür hinter sich zu. Jetzt war Rin Verran ganz alleine mit dem Attentäter im Raum. Die zwei Fackeln an den Wänden warfen ein unstetes Licht auf das blutig geschlagene Gesicht. Die Nase sah schrecklich aus. Eines der Augen war halb zu geschwollen. Dafür glühte in dem anderen ein unheimliches Licht. Darunter prangte das auffällige Muttermal, dessen Form an einen Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln erinnerte. Der Mann hörte kurz auf zu lachen, spuckte etwas Blut auf den Boden vor sich und lachte weiter.

Rin Verran stellte sich so hin, dass er dem Attentäter mehr oder weniger gegenüber stand. Vorsichtshalber legte er die Hand auf Habichtfeders Griff. Es war zwar unwahrscheinlich, dass der Mann sich aus diesen Fesseln befreien konnte, aber man wusste nie.

»Warum lachst du?«, fragte er ernst.

Der Attentäter antwortete zuerst nicht, hielt den Kopf leicht gesenkt, aber wenigstens hatte er aufgehört zu kichern. »Lacht man nicht, wenn man etwas lustig findet?«, fragte er auf einmal.

»Was findest du denn lustig?«

Der Attentäter hob den Kopf nicht. Nur der Blick seines unverletzten Auges richtete sich auf Rin Verran. »Dass ihr denkt, ich wäre der Grinsegeist. Aber das bin ich nicht.«

»Wer bist du dann?«

Wieder breitete sich das unheimliche Lächeln auf seinem Gesicht aus. Schweigen.

»Gehörst du zu den Drachenklauen?«, versuchte Rin Verran es anders.

»Was denkst du?«

Rin Verran runzelte die Stirn. »Ich denke schon.«

Der Mann kicherte wieder und wollte dieses Mal gar nicht damit aufhören.

»Wenn du nicht zu den Drachenklauen gehörst, zu wem gehörst du dann? Warum hast du versucht, Gilden-Anführerin Ghan zu töten?«, fragte Rin Verran drängend. »Sie erwartet ein Kind. Hättest du wirklich zwei unschuldige Leben ausgelöscht?«

»Wer ist schon unschuldig?«, fragte der Attentäter plötzlich mit so ernster Stimme, dass es wieder unheimlich war. »Unschuldig sind wir erst beim Augenblick unserer Geburt. Danach beginnt das Leben und das Leben ist grausam. Wenn das Leben grausam mit uns ist, warum sollten wir dann nicht auch grausam mit dem Leben sein?«

»Das Leben war also grausam zu dir?«

»Zu wem war es das nicht?«

So komme ich nicht weiter, dachte Rin Verran. Er scheint mental nicht sehr stabil zu sein. Wechselt andauernd zwischen vollkommener Ruhe und etwas, das schon an Verrücktheit grenzt. Hätten die Drachenklauen wirklich jemanden wie ihn in ihre Reihen aufgenommen? Andererseits war Yodha auch in Tahma. Zu wem sollten sie beide sonst gehören, wenn nicht zu den Drachenklauen?

»Wie heißt du?«, fragte Rin Verran stattdessen.

»Yuzhu«, kam die einsilbige Antwort.

»Und dein Nachname?«

Das unheimliche Lächeln kehrte auf das Gesicht zurück. »Jetzt stellst du die richtigen Fragen, Rin Verran.«

Die Art, wie der Mann seinen Namen aussprach, ließ ihn erschauern. Er war sich sicher, dass Fah Zaromo zuvor dieselben Fragen gestellt hatte. Warum also hatte er damals nicht geantwortet, würde es jetzt aber offenbar tun?

»Gehörst du zur Mehn-Gilde?«, riet Rin Verran. »Vielleicht Mehn Yuzhu?«

Das Lachen sagte ihm, dass er falsch lag. Dem Mann standen sogar Tränen im unverletzten Auge, die er kopfschüttelnd weg blinzelte. »Was für ein Spaß! Welche Mehn-Gilde? Es gibt keine Mehn-Gilde! Nein, ich gehöre nicht zu ihr!« Es dauerte fast zwei Minuten, bis sein Lachen abstarb und Rin Verran erneut fragen konnte.

»Zu welcher Gilde gehörst du dann? Gehörst du überhaupt zu einer Gilde?«

»Du hast nach meinem Nachnamen gefragt«, sagte der Attentäter und lächelte dünn. »Er lautet Mahr. Ich heiße Mahr Yuzhu.«

Rin Verran starrte ihn verwirrt an.

»Du stellst dir die richtigen Fragen«, lachte Mahr Yuzhu und verfiel in eine Imitation seiner Stimme. »Mahr Yuzhu? Warum die Mahr-Gilde? Noch ein Bastardkind von Mahr Hefay? Warum sollte er seine eigene Halbschwester töten? Eifersucht? Neid? Die arme Ghan Minue!« Er hielt inne und wurde wieder ganz ruhig. »Ist es nicht das, was du denkst?«

»Wolltest du sie wirklich aus Neid töten?«, hakte Rin Verran nach. »Weil sie in die mächtigste Gilde eingeheiratet hat und du immer noch bei deinem Vater lebst? Du wurdest nicht mal zur Gämsen-Pagode geschickt, oder? Ich habe dich dort nie gesehen.«

»Nein, nein, nein!« Mahr Yuzhu schüttelte wild den Kopf. Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. »Jetzt stellst du wieder die falschen Fragen! Die falschen Fragen! Von Grund auf falsch!«

Rin Verran presste die Kiefer zusammen. »Was wären deiner Meinung nach denn die richtigen Fragen?«

»Ich hatte erwartet, ein interessantes Gespräch mit dir führen zu können und jetzt weichst du aus!«, klagte Mahr Yuzhu. »Ich werde dir natürlich nicht verraten, was die richtigen Fragen sind!«

Das alles hat keinen Sinn mehr, dachte Rin Verran düster. Es ist unmöglich, vernünftig mit ihm zu reden!

»Soll ich Fah Zaromo wieder zurück holen?«, fragte er in bedrohlichem Tonfall.

»Nein, danke«, erwiderte Mahr Yuzhu. »Er hört mir doch gar nicht zu. Ist immer nur auf töten aus. Und töten und töten.« Auf einmal wurde er wieder ganz ruhig, wirkte fast schon traurig. »Ich werde sterben, oder?«, fragte er leise. »Einer von euch wird mich töten, oder? Ich hatte gedacht, es würde schneller gehen.«

»Suchst du den Tod?«

Mahr Yuzhu sah zu ihm auf. »Ich habe ihn schon gefunden.«

Wieder fuhr Rin Verran ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er packte Habichtfeders Griff fester. Denkt er, ich werde ihn töten? Oder meint er einfach nur, dass er weiß, dass der Tod im Krähen-Palast auf ihn wartet?

»Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«, fragte Mahr Yuzhu plötzlich im Flüsterton. »Aber ich sage es dir nur ins Ohr. Du musst nur ein Stück näher zu mir kommen.«

Rin Verran zögerte.

»Keine Sorge. Ich tu dir nichts. Deine Freunde haben mich so fest zusammengebunden, dass ich meine Arme und Beine gar nicht mehr spüre. Selbst wenn ich wollte, könnte ich mich nicht bewegen.«

Die Seile waren in der Tat ziemlich straff, schnitten schon in die Haut an seinen Handgelenken. Und er hatte sich die ganze Zeit nicht bewegt. Hatte nur den Kopf gesenkt, gehoben oder geschüttelt. Seine schwarzen Haare waren schon ganz durcheinander. Mit der Hand immer noch auf Habichtfeders Griff trat Rin Verran nun wirklich näher und beugte sich zu dem Attentäter hinab.

»Geheimnisse sind schrecklich«, flüsterte Mahr Yuzhu nach einem leisen Kichern in sein Ohr. »Man kann sie meistens nicht lange bei sich behalten. Und je länger man sie bei sich behält, desto schrecklicher werden sie. Aber ich werde dir eines verraten, das noch nicht so alt und trotzdem schrecklich ist.« Er machte eine kurze Pause. »Du denkst, ich wollte meine Halbschwester töten. Aber das stimmt nicht. Gilden-Anführer Mahr selbst hat mich geschickt, um sie zu töten.«

Rin Verran fuhr hoch. »Er würde seine eigene Tochter nicht töten! Erst recht nicht, wenn sie gerade in die mächtigste Gilde eingeheiratet hat und ein Kind erwartet!«

»Er hat auch seinen eigenen Sohn in den Tod geschickt.« Mahr Yuzhu kicherte erneut. »Er hat so viele Bastardkinder, dass es ihm nichts ausmacht, eines sterben zu lassen. Oder zwei. Er kümmert sich sowieso nur um Mahr Xero. Mahr Xero, den Weißen Tiger. Wusstest du, dass er mittlerweile so genannt wird?«

»Warum hätte Gilden-Anführer Mahr seine Tochter tot sehen wollen?«

»Das ist ein anderes Geheimnis«, behauptete Mahr Yuzhu. »Eines, das er selbst nicht kennt. Aber ich kenne es, oh ja. Wir alle kennen es.«

»Wir?« Rin Verran horchte auf.

Der Attentäter stockte, bevor er wieder lächelte. »Ich kenne es.«

Er hat sich verplappert. Er gehört eindeutig zu den Drachenklauen. Aber warum gibt er es nicht zu? Warum denkt er sich diese irre Geschichte mit Mahr Hefay aus, der ihn angeblich losgeschickt hat, um Ghan Minue zu töten? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!

Plötzlich ertönten Stimmen vor der Tür. Kurz darauf wurde sie aufgerissen und Ghan Shedor persönlich kam in Begleitung von Fah Zaromo herein, der ihn wahrscheinlich geholt hatte. Der Erzwächter lehnte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck gegen die Wand, während der Gilden-Anführer ohne anzuhalten auf den Attentäter zu ging und ihn am Kragen packte.

»Du sagst mir jetzt sofort, für wen du arbeitest!«, brüllte er, doch Mahr Yuzhu lachte ihm nur ins Gesicht. »Die Drachenklauen? Jemand anderes? Rede!«

»Ich habe schon alles gesagt!«, keuchte der Mann, dem es jetzt, da sein Hals zugedrückt wurde, etwas an Luft mangelte. Sein gesundes Auge richtete sich auf Rin Verran. »Ich habe ihm schon alles gesagt!«

Ghan Shedor ließ ihn los, woraufhin Mahr Yuzhu hustete und Blut ausspuckte, und drehte sich Rin Verran zu. In seinen dunkelgrauen Augen stand eine unbändige Wut. »Was hat er gesagt?«

»Angeblich hat Gilden-Anführer Mahr in geschickt«, entgegnete er. »Aber das scheint mir eine Lüge zu sein. Warum sollte er seine eigene Tochter umbringen wollen? Die zudem noch schwanger ist. Außerdem hätte er damit rechnen müssen, dass Mahr Yuzhu gefangen genommen und alles verraten wird.«

»Falsch, falsch, falsch!«, rief Mahr Yuzhu. »Ich habe es ihm schon erklärt, aber er lässt das Wichtigste aus! Gilden-Anführer Mahr kümmert sich nicht um seine Bastardkinder! Ihr Tod kümmert ihn nicht! Ich sollte Ghan Minue töten und sofort danach sterben! Ich hätte nicht gefangen genommen werden sollen! Ich konnte doch nicht wissen, dass Herr Rin so ein weiches Herz hat und mich noch eine Weile am Leben lässt, um mich zu verhören!« Er schniefte weinerlich. »Er hat mich so hart verhört. Mir tut alles weh! Ich habe ihm alles erzählt! Bitte tut mir nichts mehr!«

Fah Zaromo öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Mahr Yuzhu fuhr einfach fort: »Gilden-Anführer Ghan, Ihr wisst doch, dass Ihr Eure Ehefrau nur geheiratet habt, damit die Mahr-Gilde mit einer Heirat an die Ghan-Gilde gebunden ist. Ist es nicht offensichtlich, warum mein Vater mich geschickt hat, um Ghan Minue zu töten? Er möchte alle Verbindungen zwischen euren Gilden zerstören. Er möchte Euch nicht mehr als Verbündeten haben. Er ist der Überzeugung, dass er alleine besser da steht!«

Ghan Shedor zog seine Lippen zurück und zeigte die Zähne. »Er hätte Minue jederzeit als seine Tochter aberkennen können! Mein Vater kannte das Risiko!«

»Aber das wäre doch so auffällig!«, lachte Mahr Yuzhu. »Jeder würde wissen, dass er nicht mehr mit Euch verbündet sein möchte! Stellt Euch vor, Ihr hättet mich nie gefangen genommen, sondern direkt getötet! Ihr hättet nie erfahren, dass er es war, der mich geschickt hat! Ihr hättet gedacht, dass es wieder mal die Drachenklauen waren! Das ist es doch auch, was zwei von euch drei immer noch denken, nicht wahr?«

»Ich weiß nicht, warum er das tut«, wandte Rin Verran ein, »aber er lügt. Er gehört selbst zu den Drachenklauen.«

»Nein, nein! Nein, nein!«, rief Mahr Yuzhu dazwischen. »Das habe ich nie gesagt!«

»Ihr dürft Euch von ihm nicht verunsichern lassen«, sagte Rin Verran.

»Welche Beweise habt Ihr dafür, dass er zu den Drachenklauen gehört?«, fragte Ghan Shedor streng. »Er war alleine. Er war nicht vermummt. Tahma wurde nicht niedergebrannt. Und er ist zu jung, um zu den Drachenklauen zu gehören. Als sie vor zwanzig Jahren gewütet haben, dürfte er gerade erst geboren worden sein.«

Rin Verran gefiel das Lächeln nicht, das sich auf Mahr Yuzhus Lippen ausbreitete, aber Ghan Shedors Argumente waren nicht abzustreiten. Soll ich ihm von Yodha erzählen? Aber dann muss ich ihm alles erzählen. Und wird er mir überhaupt glauben? Unwahrscheinlich. Sein Mut sank. In einem hatte Mahr Yuzhu recht. Je länger man ein Geheimnis für sich behielt, desto schrecklicher wurde es.

»Mahr Yuzhu«, erhob Ghan Shedor seine Stimme, als Rin Verran nicht antwortete. »Hiermit verurteile ich dich wegen versuchten Mordes an der Anführerin der Ghan-Gilde zu Tode.« Er wandte sich Rin Verran zu und streckte auffordernd seine Hand aus. »Euer Schwert.«

»Ich denke, er könnte uns noch mehr sagen«, hob Rin Verran an, doch Ghan Shedor ließ offenbar nicht mit sich diskutieren. Nach einem kurzen Zögern zog er Habichtfeder und reichte es dem Gilden-Anführer.

»Irgendwelche letzten Worte?«, fragte er mit harter Stimme.

»Die haben mir nie zugestanden«, sagte Mahr Yuzhu und lächelte ein letztes Mal, bevor Ghan Shedor ihm mit Habichtfeder den Kopf abschlug.

Rin Verran zwang sich dazu, nicht wegzusehen, obwohl alles in ihm sich dagegen sträubte, die blutbespritzten Wände anzustarren. Ghan Shedor wischte Habichtfeders Klinge an der Kleidung des Toten ab, bevor er den Stuhl mit einem Tritt umwarf und das Schwert zurück gab.

»Verbrennt die Leiche und verstreut die Asche irgendwo im Wald«, befahl er und verließ die Zelle.

Sobald er gegangen war, stieß Fah Zaromo sich von der Wand ab und sah Rin Verran an. »So geht man mit Mördern um. Man tötet sie direkt und redet nicht erst drei Stunden lang mit ihnen.«

Rin Verrans Gesicht verfinsterte sich. »Wenn ich nicht mit ihm geredet hätte, hätten wir gar nichts über ihn gewusst.«

»Aber wissen wir jetzt mehr?«, fragte Fah Zaromo. »Ich habe ihm seine Geschichte, genauso wie Ihr, nicht geglaubt. Aber Gilden-Anführer Ghan schon. Wenn Ihr ihn direkt getötet hättet, wäre er nie dazu gekommen, seine Lügen zu erzählen.«

»Was ist so schlimm daran? Wir wissen jetzt wenigstens, wie er hieß.«

»Ihr versteht es echt nicht, oder?« Fah Zaromo runzelte die Stirn. »Gilden-Anführer Ghan hat ihm die Geschichte geglaubt. Er wird der Mahr-Gilde einen Mord vorwerfen und ihr im schlimmsten Fall den Krieg erklären.«

Rin Verran erstarrte.

»Deswegen tötet man Mörder, bevor sie ihre Lügen erzählen können«, wiederholte der Erzwächter. »Denn es wird immer jemanden geben, der ihnen glaubt.«

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So, ich bin wieder da :) Die Abwesenheit von Internet (und Ablenkung) bewirkt manchmal wirklich Wunder. Ich habe dieses Buch mit all seinen 120 Kapiteln zu Ende geschrieben, sodass ihr euch keine Sorgen darüber machen müsst, ob die Updates irgendwann einfach aufhören. Der Titel ist jetzt auch kein provisorischer mehr, sondern steht fest. Mal schauen, wann ich es schaffe, ihn hübsch auf das Cover zu schreiben :) Außerdem habe ich die Geschichte quasi in zwei Teile geteilt. Das, was ihr jetzt lest, ist »Erstes Buch: Grüner Habicht« und ab Kapitel 80 wird es »Zweites Buch: Roter Drache« sein. Ich muss mir noch überlegen, ob ich ein Trenn-Kapitel mit einem Zitat oder Bild dazwischen (und an den Anfang nach dem Prolog) packe :)

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