☁︎ Wolke 7 ☁︎
Ein kleines Feuerwerk explodierte in rotgoldenen Fontänen in ihrem Bauch. Den zarten Lavendelduft bildete sie sich vielleicht auch einfach nur ein, aber der Moment war zu schön, um sich diese Vorstellung ausreden zu wollen. Als sie mit ihren Händen über seinen nassen Rücken fuhr, überzog sich ihr Körper mit einer wohligen Gänsehaut. Ihn zu spüren, war so aufregend. Beinahe hätte sie darüber vergessen, dass sie hier nicht allein waren.
Völzau war groß genug, um ein eigenes Thermalbad zu haben. Und was für eins! Das Außenbecken war umgeben von exotischen Palmen, die ihrerseits von roten und gelben Bromelien flankiert wurden. Runde Scheinwerfer waren in den Boden eingelassen und boten ab dem Einbruch der Dunkelheit eine wunderschöne Lichtshow. Ein künstlich angelegter Wasserfall plätscherte am Kopfende des Beckens beruhigend vor sich hin. Wenn es draußen wärmer war als jetzt im Dezember, konnte man sich auf einer der Liegen niederlassen, die auf den an Inka–Terrassen erinnernden, mit Kunstrasen ausgelegten Flächen standen.
Basti gab Leona einen zaghaften Kuss auf die Wange und schaute sie einen Moment lang an. Er studierte ihr Gesicht nach den Gefühlen, die unter den kurzen Haaren vor sich gingen. Ihr Innenleben war immer ein wilder Strudel, so wie das brausende Wasser im rot beleuchteten Whirlpool, den gerade ein paar Mittsechziger beschlagnahmt hatten. Er konnte sie schwer einschätzen, weswegen er sich immer wieder vortastete. Ausprobierte. Wie reagierte sie, wenn ...? Und so suchte er auch dieses Mal nach Antworten in ihren Augen.
Leona war viel zu ergriffen von diesem Blick, als dass sie ihn hätte hinterfragen können oder wollen. Er war ein Wildpferd mit dem Glück der Dummen, da er mit mehr Glück als Verstand jedem Lasso entkommen konnte. Gleichzeitig war er ein wahnsinniger Zeitreisender, der in dem Sog aus Vergangenheit und Zukunft die Gegenwart finden wollte. Er kam ihr näher, nur um im selben Moment zu signalisieren, dass sie beide nicht einmal Freunde waren. Leona würde sich benutzt fühlen, wenn nicht das warme Wasser und seine Präsenz ihren Blick vernebeln würde.
Erkundend wanderten seine Hände an ihrer Taille entlang, hinab und wieder hoch zu den Trägern ihres aquamarinblauen Bikinis. Ein Geschenk von ihm. Sie hatte gesagt, die Farbe würde ihr nicht stehen, weil sie nicht mit ihren Haaren harmonierte, aber von Harmonie wusste er nicht viel und einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul. Tja ... Ungeschickt nestelten seine Finger an dem Band herum, mit dem man den Bikini am Rücken zuknoten konnte.
Leona zog ihn näher zu sich heran und seine Finger rutschten ab. Er hielt sich an ihren Schultern fest und stieß sich dann von ihr ab. Ein Stückchen ließ er sich im Wasser treiben, dann winkte er sie zu sich. Es war so unbedarft wie ein Kind. Sie war sich fast sicher, dass er nicht schwimmen konnte, denn er wollte nie ins tiefe Wasser. Manches wusste sie über ihn, denn man lernte sich mit der Zeit kennen. Aber alles wusste man nie über eine Person.
Basti versuchte, Leonas Verhalten zu spiegeln. Vielleicht würde eine eventuelle Fassade dadurch Risse bekommen? Als Kind hatte er sich oft gefragt, was hinter einem Spiegel war. Also nicht hinter dem physischen Gegenstand Spiegel, sondern hinter dem, was er reflektierte. Das Rätsel hatte er nicht lösen können, egal wie lange er die reflektierende Oberfläche studiert hatte. Bei Leona schien diese Taktik auch nicht zu funktionieren, also wurde Basti selbst zum Spiegel. Wenn man einen Spiegel in einem Spiegel spiegelte, was passierte dann? Sah man dann endlich seinen Kern, sein Inneres, sein Geheimnis? Basti sah, dass Leona leise vor sich hin lächelte und warf ihr seinerseits ein verschmitztes Grinsen zu.
Irgendwie gefiel es Leona besser, jetzt, wo sie nur noch zu zweit waren. Nicht, dass Kathi das dritte Rad am Wagen gewesen war ... Ehrlich gesagt, hätte sie Basti im Bikini wohl weitaus weniger gut gefallen, als Leona das tat. Ach, was waren das nur für fiese Gedanken! Leona fühlte sich schlecht. Manchmal hatte sie solche bösen Gedanken. So gehässig und gemein. Kathi war so lieb und hatte das nicht verdient. Punkt.
Ihr Blick fiel auf die große Uhr über dem Becken. Vier Stunden waren sie schon da. Später würden sie sich noch etwas Überteuertes einverleiben und dann sicher nochmal für eine Stunde ins Becken springen, obwohl man das nicht direkt nach dem Essen tun sollte. Es war ihnen egal. Sie waren jung und sie hatten das Geld.
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