8 Bleibst du noch zum Kaffee?
Nach dem Tod von Lily hätte Snape nie erwartet, erneut Gefühle wie Liebe zu einer Person aufbauen zu können. Zu sehr schmerzten ihn die Erinnerungen an die rothaarige Schönheit, welche scheinbar sein Herz mit sich ins Grab genommen hatte.
So überraschte es ihn, dass sich ein lang nicht mehr gespürtes Flattern in seinem Magen regte als er an diesem Nachmittag die Tür seiner Wohnung öffnete und sein unerwartete Besuch ihm im wahrsten Sinne vor die Füße fiel.
Zuvor war er durch das Klingeln von seiner momentanen Lektüre losgerissen worden und verließ griesgrämig seinen Lesesessel, um in den Flur zu gehen und dem schrillen Rasseln ein Ende zu setzen.
Wenn es wieder dieser eine Muggelnachbar wäre, der ihn zum Kuchen einladen wollte, würde er ganz sicher durchdrehen. Er hasste es, wenn Menschen so dermaßen aufdringlich und erpicht auf Gesellschaft waren. Mr. Ross oder wie auch immer er hieß hatte schon des Öfteren eine Absage von Severus bekommen und daher nahm Snape an, dass er inzwischen seine Einstellung zu einem gemeinsamen Kaffee verstanden haben musste, wenn er nicht gerade an Demenz oder anderen altersbedingten Krankheiten litt, die einem Obliviate-Zauber gleich kamen.
Zögerlich drückte der Zauberer die Türklinke herunter und überlegte noch während er es tat, einfach wieder zuzumachen, jedoch wurde die Tür sogleich aufgerissen und Snape von der Person dahinter in seine Wohnung gedrängt. Er selbst konnte sich von dem Schwung abfangen, aber die andere Person hatte weniger Glück und fiel der Länge nach auf das Parkett.
,,Wie können Sie es wagen einfach so in meine -?!" Er hielt mitten im Satz inne, da ihm klar wurde, wer da in seine Wohnung gestolpert war.
Die junge Frau rappelte sich ziemlich ungalant auf und strich sich den etwas abgewetzten Umhang glatt.
,,Ein einfaches ,,Guten Tag" hätte es auch getan, Severus." Ihre Augen glitzerten neckend und ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht. Es war beinahe ansteckend, sodass Snape sogleich seinen Ärger vergaß und ein wenig unschlüssig da stand. Er hatte mit jedem gerechnet - vielleicht sogar dem dunklen Lord persönlich aber nicht mit Nymphedora Tonks.
,,Ich hoffe, der Boden ist gewischt", sprach sie wobei ihre Hände vergeblich versuchten die Wirren, lila Haare in Ordnung zu bringen. Severus, der sich wieder gefasst hatte schloss die Tür wieder, um eventuelle Blicke von neugierigen Nachbarn zu umgehen.
,,Jetzt schon."
Sie lachte, was ihn erneut verwirrte, da das nicht seine Absicht gewesen war. Diese Frau hatte eindeutig eine Schraube locker - wie es die Muggel sagen würden. Dennoch spürte er in ihrer Gegenwart eine gewisse Leichtigkeit. Ihre kindliche Art ließ ihn selbst seine eigenen Probleme vergessen und zu ihrer Überraschung konnte sie ein zucken seines Mundwinkels ausmachen.
,,Nymphedora, was verschafft mir die Ehre Ihrer Anwesenheit?", kam Snape ohne Höflichkeiten zum Punkt und sie verdrehte die Augen. Sie kannten sich jetzt schon seit mehreren Jahren und immer noch siezte er sie.
Der plötzliche Zug von Freude auf seinem Gesicht war verschwunden und etwas enttäuscht verschränkte sie die Arme vor der Brust. ,,Ich bitte dich, Severus! Wir können uns ruhig duzen."
Der Zaubertranklehrer ignorierte diese Bemerkung und zog eine Augenbraue nach oben, um seine Forderung nach Antworten zu unterstützen.
Tonks reagierte aber vorerst nicht darauf und drehte sich um, um weiter in Snapes Wohnung zu gehen.
,,Dumbledore hat eine neue Versammlung einberufen", sagte sie während sie über ein staubiges Bücherregal strich, welches an einer Wand im Zimmer stand.
,,Warum hat er mir keinen Patronus zukommen lassen?"
Als Antwort zuckte sie einfach nur die Schultern und zog ein Buch aus dem Regal, um es dann achtlos irgendwo liegen zu lassen.
Severus ließ sie gewähren, da er vermutete, dass sie sowieso nicht auf ihn hören würde, wenn er ihr verbieten würde, seine Wohnung auseinander zu nehmen. Dafür war sie einfach zu stur. Seufzend griff er nach dem Buch und sortierte es wieder an der richtigen Stelle ein.
Die Frau ging weiter im Wohnzimmer umher und betrachtete die schwarzen Gardienen, welche ein wenig trostlos vor dem Fenster hingen und das meiste Licht abschirmte, welches von Draußen herein strömte. Sie zog die Vorhänge zur Seite, sodass die von den dichten Wolken durchgelassenen Sonnenstrahlen herein scheinen konnten.
Snape kniff von der Helligkeit geblendet zu Augen zusammen und ging einen Schritt weiter in die Ecke, um nicht komplett im Licht zu stehen. Trotz des verhangenen Himmels reflektierten die Wolken noch genug Licht um es als unangenehm zu empfinden. Er lehnte sich an seinen Sessel und wartete ungeduldig darauf, dass Nymphedora weitersprach. Diese nahm sich aber alle Zeit der Welt und so musste Snape ihr die Informationen scheinbar aus der Nase ziehen.
Derweil betrachtete Tonks das Bild an der Wand neben dem Fenster, welches die einzige Dekoration diesem Raum war. Jedoch konnte man es nicht wirklich als solche bezeichnen, da es nur einen dunklen Wald zeigte, der still und farblos da lag.
Genervt räusperte sich Severus, um ihr zu bedeuten, dass sie weitersprechen sollte.
,,Es geht um Potter. Soweit ich weiß", kam sie seiner Bitte nach. Beim Klang dieses Namens stöhnte Snape beinahe auf. Er hasste diesen Jungen. Zu sehr erinnerte er ihn an James Potter. Diesen Bastard. Außerdem ließ Harry ihn daran denken, dass er überlebt hatte und nicht sie... Schnell unterdrückte er die aufkommenden Gedanken und ging zum Fenster, um die Vorhänge wieder davor ziehen zu können.
,,Hat er auch eine Uhrzeit genannt?" Langsam wurde ihm die Anwesenheit der Hexe unangenehm, aber er fühlte trotzdem ein warmes Kribbeln in seinem Inneren als er ihre zierliche Gestalt beobachtete, wie sie so gut wie alles in seinem Apartment auf den Kopf stellte. Dieses Gefühl machte ihn wütend und er wollte es loswerden, da er nicht ganz den Grund dafür erfassen konnte. Dinge, die er nicht verstand, hasste er.
Tonks, die gerade eine Schirmlampe musterte und sie immer wieder an und aus machte, sah auf und nickte.
Sie war fasziniert, wie Severus in so einem Umfeld nicht einging. Alles war schwarz und grau. Es gab nichts, was wenigstens ein bisschen Leben in das Apartment gebracht hätte. Alles war steril und ohne Farbe, wie in einem schwarz - weiß - Film.
Der Zauberer hatte nun endgültig genug und er stieß sich von dem Sessel ab, um zu Nymphedora hinüber zu gehen. ,,Wärst du auch so freundlich, mir diese Uhrzeit zu nennen, Nymphedora?"
Seine schneidende, kalte Stimme schüchterte sie nicht im Mindesten ein, wie er es gehofft hatte und dass er ihren richtigen Namen sagte, störte sie auch recht wenig. Im Gegenteil. Trotz dessen richtete Tonks sich von dem kleinen Beistelltisch, den sie soeben inspizierte auf und nannte die Uhrzeit.
Snape nickte zur Bestätigung und wandte sich der Tür zu, um sie wieder nach draußen zu begleiten, aber als er sich nach ihr umschaute stand sie immer noch im Wohnzimmer, wo ihre Augen auf etwas in ihrer Hand geheftet waren, dass Snape vorerst nicht erkennen konnte. Er machte eine ausladende Handbewegung um sie hinaus zu bitten, doch Tonks reagierte nicht.
,,Du vermisst sie, was?"
Augenblicklich schien jegliches Blut in Severus' Adern zu gefrieren. Sein Kiefer verkrampfte sich und seine Hand ballte sich zur Faust, wo sie ebenso wie der Rest seines Körpers erstarrte. Langsam - bedrohlich drehte sich Severus zu ihr um und ging zurück in den Salon.
Die junge Hexe konnte die Raumtemperatur schon fast abfallen spüren und eine Gänsehaut überkam sie. Ihr war bewusst, dass sie das nicht hätte tun sollen und schnell legte sie das Fotoalbum wieder auf die Kommode zurück. Auf dem Buchdeckel war das Bild von zwei Hogwartsschülern - einer Gryffindor und einem Slytherin -, die sie unschuldig angrinsten. Das Album war gefüllt mit Bildern der beiden und jedes Mal, wenn Snape es ansah, spürte er das Ziehen in seiner Brust, konnte sich jedoch nicht von dem Buch trennen. Er klammerte sich an ihm fest, wie an einem Rettungsring obwohl ihm bewusst war, dass er bereits loslassen konnte und ein anderes Boot nehmen konnte, auf welchem er seine Vergangenheit vergessen könnte.
Reflexartig wich Nymphedora etwas vor dem Zaubertranklehrer zurück. Sie rechnete mit allem. Beleidigungen, Flüchen oder sonst etwas. Sie war in seinen endgültigen Privatbereich eingedrungen und jeder wusste, dass Professor Severus Snape so etwas nicht duldete. Die rosa Farbe wich aus ihrem Haar und machte einem unsicheren grau Platz.
,,Entschuldigung." Sie biss sich auf die Lippe und zog den Kopf ein. Schnell wollte sie an ihm vorbei zur Tür huschen, um ihn nicht weiter zu stören und seinem befürchteten Wutausbruch zu entgehen, doch sobald sie an Severus vorbeiging, spürte sie plötzlich seine Hand an ihrer und ein seltsames Kribbeln flammte von der Stelle, an der er sie berührte durch ihren gesamten Körper.
Snape wusste nicht, weshalb er tat, was er tat, aber es geschah beinahe reflexartig und am Ende war er froh, es gemacht zu haben.
Verwirrt schaute Tonks erst ihre verschränkten Hände an und wanderte dann mit ihren Augen hoch zu denen von Severus. Sie wirkten beinahe schwarz und sie schien sich in ihnen zu verlieren. Er zog sie in ihren Bann und wenn jemand sie jetzt nach ihrem Namen gefragt hätte, wüsste sie keine Ahnung.
Ihm erging es nicht anders. Hätte er sie auch nur eine Sekunde früher oder später angesehen, wäre ihm das Funkeln ihrer Augen entgangen. Aber er schaute sie an und kurz darauf purzelten ihm die Worte aus dem Mund, die er niemals von sich selbst erwartet hätte.
,,Bleibst du noch zum Kaffee?"
°●°●°●°
Hey,
Ich hab mich schon von Anfang an auf die Pairing-Aufgabe gefreut und hier ist sie...
... und das wars dann auch😶 Es ist vorbei!😭 Es hat echt wieder Spaß gemacht, mitzuschreiben und danke an alle, die fleißig gelesen haben.
Danke auch die anderen Teilnehmer, mit denen ich schreiben durfte und deren Beiträge ich lesen konnte. Ich wünsche euch allen (und mir natürlich auch XD) viel Glück bei der Endbewertung.
~Anni
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