Kapitel 12
Als sie den Raum verließen und auf den Korridor hinaustraten, fühlte sich Kate in ihrem Verdacht bestätigt. Sie befanden sich tatsächlich an Bord eines Raumschiffs. Die Wände waren auch hier dunkelgrau und mit Leitungen versehen. In regelmäßigen Abständen waren Griffe angebracht, an denen sich Besatzungsmitglieder in Notfällen festhalten konnten. An einem Ende des Korridors führte ein halb geöffnetes Sicherheitsschott, unter dem eine metallene Kiste klemmte, in den nächsten Teil des Schiffes. Die Alarmsirenen heulten noch immer, und die Beleuchtung im Korridor war auf ein Minimum herunter geregelt, sodass Kate gerade noch erkennen konnte, was am Ende des Korridors war. Sie drehte sich zu der Tür um, aus der sie gekommen waren, und las in dem schummrigen Licht das Wort „Konferenzraum 2".
Aber das konnte nicht sein. Es war eventuell möglich, dass sie während ihrer Bewusstlosigkeit vom Planeten weggebracht und an Bord verschleppt worden war. Und vielleicht hatte „Spooner" tatsächlich an ihren Fersen gehangen und sich in irgendeiner Form als blinder Passagier eingeschlichen. Doch wie sollte Varjo das gelungen sein? In ihr keimte der Verdacht, dass „Fire-Ant" die ganze Sache inszenierte und es gar keinen echten Angriff gab.
Doch dann fiel ihr etwas anderes auf. Wenn man sich an Bord eines Raumschiffs befand, egal welcher Bauart, merkte man es. Auch wenn lautstarke Geräusche es übertönten, die Triebwerke des Schiffes verursachten kleine, regelmäßige Vibrationen, die man direkt spüren konnte. Kate folgte „Spooner" den Korridor hinunter, hielt aber an einer Ecke kurz inne und konzentrierte sich auf das Gefühl. Nichts.
„Wo sind wir eigentlich?", fragte sie ihren Begleiter schließlich.
„Spooner" blieb ihr die Antwort schuldig und schlich weiter. Sie erreichten nach einigen Metern eine Biegung, dann eine Kreuzung hinter einem weiteren Schott. Dieses hatte seine besten Tage längst hinter sich, und die herausgerissenen Kabel an den Seiten sowie das eingedellte Metall, das an der Oberseite des Rahmens von den Überresten des Schotts zeugte, machten deutlich, dass eine Reparatur zwecklos war. Dies hätte Kate unter normalen Umständen Grund zur Besorgnis gegeben. Doch dahinter... Geradeaus ging der Korridor schlecht beleuchtet einfach weiter bis zur nächsten Biegung, gut fünfzig Meter entfernt. Auf der rechten Seite sah Kate einen Treppenaufgang und die verschlossenen Türen eines Aufzugs, dessen Anzeigen erloschen waren. Auf der linken Seite hingegen war der Korridor schon nach drei Metern zu Ende – ein Haufen geborstenen Metalls und Schutt blockierte den weiteren Weg, als wäre ein riesiger Hammer von oben herab auf die Decke des Korridors geknallt und hätte gnadenlos alles zermalmt. Direkt davor führte eine halb geöffnete Tür in einen dunklen Raum – die andere Hälfte der Tür lag auf dem Boden.
„Spooner" ging direkt auf die Tür zu und zwängte sich geschickt durch die schmale Öffnung. Zögernd folgte Kate ihm. Sie brauchte einen Augenblick länger, bis sie hindurch war, aber dann fand sie sich in einem staubigen, finsteren Raum wieder – mehr als ein paar Kisten und die groben Umrisse von „Spooner", der auf sie wartete, konnte sie nicht erkennen.
„Kannst du mir jetzt endlich verraten, was hier los ist?", fragte sie dann schließlich – leise, damit sie außerhalb des Raumes nicht gehört werden konnten, sollte sich jemand in der Nähe befinden.
Dennoch, „Spooner" ließ größte Vorsicht walten. Er schlich sich noch einmal zur Tür und linste durch die Öffnung. Erst, als er sich sicher war, dass sie alleine waren, drehte er sich wieder zu Kate um. „Das ist eine lange Geschichte. Und um ehrlich zu sein, es ist mir etwas unangenehm..."
Kate runzelte die Stirn und blickte sich um. „Das hier ist doch ein Raumschiff, oder?"
„Die 'Ballerios'", bestätigte „Spooner". Er klang zerknirscht. „Ziviler Mehrzweck-Frachter der Doiccron-Klasse. Vor zehn Jahren in den Dienst der Magentron-Flotte gestellt. Und vor sechs Jahren abgestürzt..."
Kate traute ihren Ohren nicht. „Abgestürzt? Auf Montarius Sieben?" Dann waren sie noch auf dem Planeten! Kein Wunder, dass „Fire-Ant" ihre Leute aufgescheucht hatte. Wenn sie auf dem Planeten waren, dann konnten von draußen die „Unicorn Riders" oder Varjo einen Großangriff starten... „Wusstest du davon?", fragte sie, als ihr einfiel, dass bei der Missionsbesprechung kein Wort davon verloren wurde.
Ein Umstand, dessen sich auch „Spooner" bewusst war. „Ja ja, reib es mir nur rein!", knurrte er. „Ich hatte absolut keine Ahnung. In den Berichten wurde es verschwiegen, und alle Aufklärungsdaten, die wir von Montarius Sieben hatten, hatten nichts davon gezeigt. Aber als ich das Schiff aus der Nähe gesehen hatte – zumindest, was davon übrig ist – da ist es mir wieder eingefallen. Ich war zu der Zeit noch bei der Imperialen Garde, und die 'Ballerios' sollte von meinem Kreuzer nach New Wacken begleitet werden. Sie tauchte nie am Treffpunkt auf, und später erfuhr ich, dass die Besatzung die Kontrolle verloren und das Schiff auf einen Planeten gesetzt hatte."
„Jetzt nutzen die Dawn Serpents das Schiff als Hauptquartier für ihre Mission", mutmaßte Kate nachdenklich. „Wie viel weißt du von dem Schiff?"
„Den groben Aufbau", erklärte „Spooner". „Ich weiß, wie ich reingekommen bin, und wir haben einen Plan, wie wir wieder rauskommen. Daher kommt jetzt der komplizierte Teil." Er ging an ihr vorbei in die Tiefen des dunklen Raums und kramte etwas hinter einer Kiste hervor. Kurz darauf drückte er es Kate in die Hand. „Das ist leider alles, was ich dir momentan zur Verfügung stellen kann."
Kate wog das schwere Halfter in der Hand und zog prüfend die Feldpistole heraus. Der Laser war voll geladen und schussbereit... wenn auch nur zehn Schuss lang. „Das genügt völlig", meinte sie. „Ich habe nicht vor, mit denen einen Krieg anzufangen."
„Tja..." Nervös trat „Spooner" von einem Fuß auf den anderen. „Dafür könnte es bereits zu spät sein."
Kate ließ die Waffe wieder sinken. „Wie meinst du das?", fragte sie misstrauisch.
„Der Alarm, den sie ausgerufen haben und der deine Gesprächspartnerin aus dem Verhörraum gescheucht hat..." Es fiel „Spooner" sichtlich schwer, das zu sagen, und er holte tief Luft, bevor er den Satz beendete: „Nun, das waren wir."
Anscheinend wartete er darauf, dass Kate mit Ärger reagierte. Aber dem war nicht so. Kate hatte das in gewisser Weise vermutet. Vielleicht sogar gehofft. „Und was genau habt ihr gemacht?"
„Frank hat einige der Mikrogranaten verteilt, die er noch hatte. Sie sollten so wirken, als würde die Bande von Varjo unter Beschuss genommen. Zumindest haben sie für ganz schön Trubel gesorgt, wenn ich das richtig mitbekommen habe."
Das konnte sie sich lebhaft vorstellen, vor allem in Anbetracht dessen, was „Fire-Ant" ihr erzählt hatte. Wenn die „Dawn Serpents" glaubten, dass sie von Varjo angegriffen wurden... und wenn jeder von ihnen hergeschickt worden war, um ihn umzubringen... „Wurde jemand getötet?"
„Spooner" zuckte die Achseln. „Schwer zu sagen. Wir halten Funkstille, seitdem wir den Angriff begonnen haben. Aber alle von uns kennen deine Anweisung."
Leider spielte das kaum noch eine Rolle mehr. „Fire-Ant" war sicher nicht die einzige Söldnerin der „Dawn Serpents", die den Verdacht hegte, dass die „Unicorn Riders" in irgendeiner Verbindung zu Varjo standen. Mehr noch, dass Varjo tatsächlich einer von ihnen war. Selbst, wenn sie bislang keinen der „Dawn Serpents" selbst umgebracht hatten – für diese Söldner war das nebensächlich. Ob schuldig oder nicht, sie waren nur noch eine weitere Hürde bis zum Erfüllen des Missionsziels – und zum Sold.
Sie drehte sich zur Tür um und hielt ihre Waffe schussbereit in der Hand. In ihrer Bewegung fasste „Spooner" sie sanft am Arm. Selbst in der spärlichen Beleuchtung konnte sie sehen, wie ernst sein Gesichtsausdruck war. „Eines sollte dir klar sein, Boss: Es wird keinen einfachen Weg hier heraus geben."
Sie wusste genau, was er meinte. Sie wusste, was auf dem Spiel stand, und was sie auf dem Weg nach draußen erwarten würde. Und sie wusste, was er von ihr nun erwartete – was sie alle nun von ihrer Anführerin erwarten würden. Es gab keinen anderen Weg mehr. Die Pistole in ihrer Hand hatte zehn Schuss – und nur einen einzigen Zweck. Sie zu benutzen war vielleicht Kates einzige Chance. Ihr kam ein altes Sprichwort in den Sinn: „Warnschüsse sind verschwendete Munition."
Aber damit abfinden wollte sie sich nicht. Sie schenkte „Spooner" ein zuversichtliches Lächeln. „Wir waren noch nie Freunde von einfachen Wegen, Svandt", gab sie zurück. „Erinnerst du dich, was Stone-Eater immer gesagt hat? Wenn der Job einfach wäre, könnte ihn jeder machen."
Ein Lächeln, das der Metaller dann zögernd erwiderte. „Stimmt. Ich will nur sicher gehen, dass du wirklich bereit dazu bist."
„Keine Sorge!" Sie war bereit. Mehr als bereit. Es war für sie nichts Neues, Feinde zu töten. Sie tat es nur nie ohne einen guten Grund – sie achtete das Leben dafür zu sehr. Und immer wieder hatte sie erlebt, wie erfahrene Kämpfer in der Hitze der Schlacht vergaßen, dass es noch andere Wege gab. Doch wenn es hart auf hart kam... „Trotzdem, bleiben wir erst einmal bei Plan A."
Die Schlacht schien draußen ihren Höhepunkt zu finden. Der Alarm im ganzen Schiff wollte nicht verstummen – vielleicht, weil niemand mehr da war, um ihn abzuschalten. Aber dieser Hoffnung wollte sich Kate nicht hingeben. Abgesehen davon, dass ihre Leute weiterhin den Befehl achteten, niemanden tödlich zu verwunden, die „Dawn Serpents" ließen sich nicht so einfach auslöschen. Derartige Gedanken stellten sich nach zwei weiteren langen Korridoren und einem Abstieg in die unteren Regionen der „Ballerios" ohnehin als müßig heraus. Ein Trupp schwer bewaffneter Söldner rannte kaum fünf Schritte entfernt an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken. Zu dem ständigen Heulen der Schiffssirenen gesellten sich außerdem das ferne Wummern von Explosionen, und ganz am Rand der Geräuschkulisse glaubte Kate, Funksprüche zu hören, die zwischen den einzelnen Einheiten hin und her gingen.
Tatsächlich blieben sie die meiste Zeit unentdeckt. „Spooner" ging voraus und führte Kate in die Richtung des Schiffsbugs, wie er sagte. Auf dem Weg dorthin kamen sie an eine Stelle, die deutlich machte, was mit dem Schiff passiert war. Wurzeln und Erdreich ragten an einer Stelle aus der Wand, und ein tiefer Riss ging durch den Boden von einer Seite des Korridors zur anderen. Wie auch immer die Besatzung das Schiff damals notgelandet hatte, die „Ballerios" hatte danach keine Zukunft mehr gehabt.
Urplötzlich hielt „Spooner" inne und gab Kate mit einer raschen Handbewegung zu verstehen, in Deckung zu gehen. Sie pressten sich hinter einer Biegung gegen die Korridorwand. Kate hielt den Atem an. Die Schritte, die sie leise im Hintergrund vernahm, schienen lauter zu werden. „Spooner", der direkt hinter der Biegung stand, blickte vorsichtig um die Ecke... und zog den Kopf sofort wieder zurück. Als Kate ihn fragend ansah, aber nicht laut auszusprechen wagte, was sie interessierte, zeigte er ihr wortlos vier Finger. Sie nickte, presste sich tiefer in die Deckung und lauschte den Schritten. Sie wurden lauter, schienen näher zu kommen. Angespannt hielt sie ihre Pistole schussbereit in der rechten Hand, während „Spooner" das Gewehr dicht bei sich hielt. Sie kannte diese Taktik – er konnte so blitzschnell und überraschend aus der Deckung kommen und feuern.
Doch dann wurden die Schritte wieder leiser. Die Gruppe schien vor ihrer Biegung in einen anderen Korridor abgebogen zu sein. Wieder riskierte „Spooner" einen Blick. Dieses Mal blieb sein Kopf etwas länger aus der Deckung... Kate straffte sich. Doch nichts geschah. „Spooner" gab ein weiteres Handzeichen, und sie schlichen gemeinsam den Korridor hinunter. Die Gruppe, die er zuvor ausgemacht hatte, war weg. Sie sahen sonst auch niemanden, hörten nur in der Ferne die Schlacht. Der Weg vor ihnen war frei.
Kate hatte durchaus Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Kollegen, und sie wusste, dass eine der großen Stärken des Teams darin bestand, den Feind durcheinander zu bringen. Angriffe zu inszenieren, die so wirkten, als würden sie von einer Hundertschaft durchgeführt werden, gehörte schon immer zur Spezialität der „Unicorn Riders". Dass sie jetzt nur so taten, als wären sie ein einziger Gegner – ein einziger ungesehener, unbesiegbarer und erbarmungsloser Gegner – ließ die Sache unheimlich ironisch wirken. Sie hoffte nur, dass der Schwindel nicht aufflog, oder noch schlimmer... dass die „Unicorn Riders" dabei entdeckt wurden. Wenn dies geschah, dann würde die ohnehin schon explosive Situation endgültig außer Kontrolle geraten.
Ein weiter Korridor, eine weitere Biegung... „Hey!", hörten sie plötzlich einen scharfen Ruf von hinten. „Spooner" wirbelte herum, doch Kate hielt ihn zurück, bevor er feuern konnte. Zwei Söldner kamen hinter ihnen den Korridor hinuntergelaufen. Sie hatten die Waffen nicht erhoben, waren nicht auf Angriff aus. Die erschrockene Reaktion von „Spooner" schienen sie nicht wahrzunehmen... oder sie fanden sie angesichts des Angriffs vielleicht sogar plausibel. „Was macht ihr hier? Wir sollen doch immer in Vierergruppen unterwegs sein!"
Kate sah sie mit einer erhobenen Augenbraue an. Aha, dachte sie sich nur. „Und was macht ihr zwei dann ohne eure Begleiter?" Das Selbstvertrauen, das sie dabei in ihre Stimme legte, überraschte sie selbst. Noch mehr, da sie innerlich zitterte wie Espenlaub. Aber auch das nahmen die beiden „Dawn Serpents", die nun mittlerweile auf fünf Meter herangekommen waren, nicht wirklich wahr.
„Die haben den Schwanz eingezogen", knurrte der andere Söldner, der bislang noch nichts gesagt hatte. „Haben wohl spitz gekriegt, dass Varjo Leute umbringt. Ich hoffe doch, ihr habt mehr Mumm."
Kate konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie „Spooners" Mundwinkel nach oben gingen, als er zu einem vergnügten Grinsen ansetzte. „Keine Sorge", beruhigte er die beiden. „Uns kann nichts so leicht erschüttern." Als die beiden nun ungefähr einen Meter vor ihnen stehen blieben und sie mit deutlich weniger Misstrauen betrachteten, als momentan angebracht gewesen wäre, fügte er hinzu: „Wir kneifen sogar dann nicht, wenn man uns mitten in einer feindlichen Basis aussetzt und uns schießwütige Irre auf den Hals hetzt."
Diesen Spruch fand sogar Kate deutlich zu gewagt, und sie sah ihn erschrocken an. Die beiden Söldner hingegen lachten laut auf. „Ja, klar doch, Angeber!", meinte der erste. „Dann brauchen wir uns ja keine Sorgen... Moment mal!"
Es dämmerte ihm. Aber reichlich zu spät. Bevor er seinen Gedanken zu Ende fassen konnte, traf ihn der Kolben von „Spooners" Raptor mitten im Gesicht. Auch Kate reagierte blitzschnell. Mit einem Satz stand sie vor dem anderen Söldner – nahe genug, um ihren Fuß hochzureißen und ihm zwischen die Beine zu treten. Das schmerzerfüllte Jaulen ihres Gegners mischte sich mit dem heftigen Wummern, als der Hinterkopf von „Spooners" Söldner mit Schwung gegen die Korridorwand hinter ihm prallte. Dieser kurze Moment brachte Kate auf eine Idee. Als sich ihr Gegner direkt vor ihr krümmte, holte sie aus und schmetterte ihm den Griff ihrer Pistole auf die Rückseite seines Kopfes. Mit dem Gesicht voran ging er zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Als auch der andere Söldner, mit dem „Spooner" sich beschäftigt hatte, weder Ton noch Regung von sich gab, atmeten sie beide auf. „Soviel zum Schwanz einziehen", stellte Kate lakonisch fest, als sie wieder zu Atem gekommen war. Sie fühlte, wie in ihren Adern das Blut pulsierte, und sie wusste, dass es nur von dem plötzlichen Adrenalinrausch kam. Als das Zittern in ihren Fingern etwas nachließ, beugte sie sich herunter und nahm das Gewehr hoch, das ihr Gegner hatte fallenlassen. Es war das gleiche Modell, das sie bislang bei allen „Dawn Serpents" gesehen hatte. Kompakter als die Raptor, entsprechend auch leichter, aber deutlich weniger zielsicher. Aber wenn es gerade nichts Besseres gab...
„Falls ich es noch nicht gesagt haben sollte: Ich bin sehr froh, dass du auf meiner Seite bist, Boss", meinte „Spooner" und besah sich nachdenklich seinen Gegner. Das Gewehr ließ er liegen – er hielt von diesen Modellen nicht viel und verließ sich lieber auf seine persönliche Waffe.
„Danke", gab Kate trocken zurück und entsicherte das Gewehr. „Aber jetzt sollten wir..."
Sie unterbrach sich, als sie den Korridor zurückblickte, aus dem die beiden Söldner gekommen waren. Es war auch gar nicht mehr notwendig. Auch „Spooner" sah es. Beide machten auf der Stelle kehrt. „Rennen!", beendete „Spooner" den Satz brüllend. Da schlug auch schon der erste Laserstrahl in der Wand neben ihnen ein. Und sie rannten. Die vier Söldner hinter ihnen feuerten noch weitere Schüsse ab, aber da sie sich nicht so schnell koordinieren konnten, gingen alle Schüsse daneben und erleuchteten den Korridor mit Licht und Funken.
Hinter der nächsten Biegung waren sie erst einmal außer Sicht, aber das würde nicht lange so bleiben. Sie rannten weiter. Eine weitere Kreuzung tauchte vor ihnen auf, und dieses Mal wählte „Spooner" den rechten Weg. Das war auch besser so – am anderen Ende des Korridors tauchten weitere „Dawn Serpents" auf, die sofort das Feuer eröffneten. Kate verschwand hinter der Ecke, als ein Stück der metallenen Wand durch einen verirrten Schuss herausgesprengt wurde. Und sie knapp verfehlte.
Sie fragte sich, wo ihr Scout gerade hin wollte, und ob er den Weg überhaupt noch kannte. Doch „Spooner" rannte einfach weiter, ob aus Zuversicht, oder weil es keine Alternative gab. Und irgendwie erweckte er den Eindruck, als wusste er in all dem Wirrwarr aus Gängen und Kreuzungen, wo sein Ziel lag. Doch aus allen Richtungen strömten plötzlich „Dawn Serpents" heran und feuerten aus allen Rohren, sodass er immer wieder blitzschnell die Richtung ändern musste. Und natürlich nahmen alle die Verfolgung auf.
Dann folgte eine weitere Biegung... und der Weg war zu Ende.
Kate starrte für einen kurzen Moment entsetzt die Wände an, die sie von drei Seiten umgaben und keinen Ausweg offen ließen. Selbst „Spooner" war perplex. Doch seine Aufmerksamkeit galt dem Boden. Und als Kate darauf blickte, sah sie die große runde Luke, die in den Boden gelassen war. Sie war verschlossen. „Spooners" Gesichtsausdruck zufolge war dies nicht Teil des Plans. „Verdammte Poser!", fluchte er.
Mehr Zeit blieb zum Fluchen nicht. Die „Dawn Serpents" waren angekommen. Der erste rote Laserstrahl fraß sich in die Wand hinter ihnen und hinterließ ein rauchendes Loch. Kate kauerte sich hinter die schmale Nische, die den Korridor von diesem Abschnitt trennte, und erwiderte ohne zu zielen das Feuer. Zwei Strahlen trafen die Wände am Ende der Biegung, ohne beim Feind irgendwelche Schäden anzurichten. Mit mehr hatte sie auch nicht gerechnet. Selbst, wenn sie gezielt hätte, so verzog die Waffe dermaßen, dass sie keinen sauberen Schuss landen konnte. Aber zumindest in einer Hinsicht half es: Angesichts des plötzlichen Widerstands waren ihre Feinde nicht mehr ganz so mutig und zogen sich für einen kurzen Moment in die Deckung zurück.
Zeit genug, dass „Spooner" auf der anderen Seite des Korridors in der Nische in Deckung gehen konnte. Als die ersten „Dawn Serpents" ihren Mut wiederfanden und einen erneuten Angriff versuchten, hatte er seine Raptor schon angelegt und schickte ihnen einen grellgelben Feuerstoß entgegen. Er traf nicht – es war auch nicht seine Absicht. Aber die Ecke, hinter der sich die „Dawn Serpents" versteckten, bekam ein ziemlich großes Loch in der Wand und zwang sie zu erneutem Rückzug.
„Das wird nicht ewig funktionieren", rief „Spooner" über den Kampflärm hinweg. „Ich bin für Plan B."
Vehement schüttelte Kate den Kopf. Es mochte düster für sie aussehen, aber nicht so düster. Suchend sah sie sich in dem kleinen Abschnitt des Korridors um... und fand einen kleinen Haufen Metallteile. Vielleicht half es ja... „Gib mir Deckung!", rief sie ihm zu. „Spooner" nickte gehorsam und feuerte zwei weitere Schüsse in Richtung der Angreifer ab, um sie zu entmutigen. Hastig schritt Kate zu den Teilen, wühlte kurz herum und hob dann etwas auf. Sie zeigte es ihrem Begleiter, als er einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit von den „Dawn Serpents" nehmen konnte. Er blickte skeptisch drein, aber er nickte. Als sie bereit war, feuerte er erneut in Richtung der Angreifer und gab ihr somit genug Zeit.
Sie warf das Teil so kräftig, wie sie nur konnte, den Korridor hinunter. Ein lautes metallenes Pochen ertönte, als es gegen die Wand prallte und dann zu Boden fiel. Es war rund genug, dass es den richtigen Eindruck erweckte, und auf dem Boden rollte es noch etwas weiter in die Ecke hinein, auf die „Dawn Serpents" zu, die dort lauerten. Vielleicht, in der Hitze des Gefechts und in diesem kurzen Moment würden zumindest einige von ihnen glauben, dies sei eine echte...
„Granate!", hörte Kate schon den panischen Ruf hinter der Biegung. Das reichte aus. Sie hörte die überhasteten Schritte, mit denen sich ihre Feinde zurückzogen, um dem tödlichen Sprengkörper zu entkommen. Niemand von ihnen blieb, um weiter auf sie zu schießen – sie alle rannten. Als „Spooner" es ebenfalls hörte, grinste er breit. Sie waren darauf tatsächlich hereingefallen. Kurzentschlossen machte er einen Schritt aus seiner Deckung in den Korridor hinein, gefolgt von Kate.
Einen Herzschlag später explodierte der Korridor vor ihnen.
Als Kate wieder zu sich kam, lag sie rücklings auf dem Boden, nachdem die Druckwelle der Explosion sie umgeworfen hatte. „Spooner" war neben ihr gelandet. Der Donner der Explosion hallte in ihren Ohren wider und brachte sie zum Klingeln. Die Luft war ihr aus den Lungen getrieben worden, und bunte Flecken tanzten vor ihren Augen. Was sie nun an Sauerstoff einzuatmen vermochte, war mit beißendem Rauch versetzt, und als sie sich einigermaßen aufrichten konnte, stand der halbe Korridor vor ihr in Flammen.
Und trotz allem konnte sie nur an eines denken: Dass es wohl kaum etwas gab, mit dem sie in dieser Sekunde weniger gerechnet hatte.
„Spooner" fing sich deutlich schneller als sie. Er kam auf die Beine und half ihr selber hoch. Durch die Flammen konnten sie gerade noch sehen, dass die Wände des Korridors nach innen gedrückt worden waren und an der Wandseite rechts von ihnen ein gewaltiges Loch darin klaffte. Die Explosion hatte die Wände rund um das Loch in Brand gesetzt, was Kate sehr verwunderte. Die Deckenverkleidung war herabgefallen und lag nun in Trümmern auf dem Boden. Als das Klingeln in den Ohren nachließ, hörte sie Stöhnen und panische Rufe vom anderen Ende des Korridors, und sie wusste: Die „Dawn Serpents" hatten gerade gewaltig einstecken müssen.
Dann fiel der erste Schuss.
Er ging nicht in ihre Richtung, sondern zielte direkt auf das Loch in der Wand. Weitere rote Laserstrahlen zuckten an ihnen vorbei, und die panischen Schreie ihrer Gegner verwandelten sich in alarmierte Rufe. Noch bevor sich „Spooner" und Kate fragen konnten, worauf die „Dawn Serpents" da eigentlich feuerten, wurde das Lasergewitter aus der anderen Richtung erwidert – mit gelben Energiestrahlen.
Das Feuergefecht hielt einige Sekunden an. Lange genug, dass „Spooner" sich seine Waffe schnappte und nach vorne rannte. Keinen Augenblick zu früh. Das Feuer breitete sich in Kates Richtung aus, und direkt zwischen ihr und dem Scout platzte eine Leitung an der Wand und entließ einen kleinen Feuerball, der in der Luft verpuffte. Doch der Knall und die Hitze dieser Mini-Explosion reichten Kate aus – es wurde Zeit, hier zu verschwinden. Mit dem Gewehr der „Dawn Serpents" im Anschlag folgte sie „Spooner" eilig.
Doch selbst in den Sekunden, in denen „Spooner" noch nicht in den Kampf eingriff, hörte sie Wut- und Schmerzensschreie nur aus Richtung ihrer Gegner. Die gelben Energiestrahlen aus der anderen Richtung zuckten unaufhörlich, und nach fast jedem Schuss konnte Kate hören, wie einer der feindlichen Söldner vor Schmerzen aufbrüllte. Dann eröffnete auch „Spooner" das Feuer – vereinzelt und gezielt, ohne sich groß um seine Deckung zu sorgen. Kate konnte noch nicht sehen, mit wie vielen Gegnern er es gerade zu tun bekam, aber es war offensichtlich, dass er sich keine Sorgen darum machte, ob er diesen Kampf gewann.
Sie erreichte die Ecke und das Loch in der Wand. Ihre Aufmerksamkeit galt der Richtung, in der sie den Feind wusste. Doch als sie sehen konnte, was dort lauerte, konnte sie nur noch beobachten, wie der letzte Söldner der „Dawn Serpents", der noch kampfbereit war, unter einem Treffer zusammenbrach. Die übrigen Feinde waren entweder bewusstlos oder geflohen – Kate konnte trotz des Chaos in diesem Abschnitt nicht eine einzige tödliche Wunde erkennen. Selbst der letzte Gegner gab noch ein jammervolles Stöhnen von sich und hielt sich eine Wunde, die gewiss unheimlich weh tat, aber in keinster Weise sein Leben gefährdete.
Langsam drehte sie den Kopf in die andere Richtung... und was sie dort sah, überraschte sie noch mehr als die Explosion vor einem Augenblick. Ein einsamer Kämpfer stand auf der anderen Seite des Loches in einem Raum, der wie ein aufgegebenes Büro wirkte. Die Haare zerzaust, das Gesicht verrußt und grimmig, das Gewehr schussbereit in einer Hand, mit dem Tragegurt über der rechten Schulter ausbalanciert, und das linke Bein bandagiert und geschient nach einer schweren Verletzung... „War nicht leicht, euch zu finden", erklärte „Socke" und nahm das Gewehr in einer lässigen Bewegung über die Schulter.
„Spooner" musterte sie und schenkte ihr ein anerkennendes Nicken. „Aber du hast uns gefunden", stellte er fest. „Ich glaube, aus dir wird noch mal ein guter Aufklärer."
Kate konnte im Hintergrund hören, wie die in die Flucht geschlagenen „Dawn Serpents" sich zu einem neuen Angriff sammelten. „Verschieben wir das auf später", entschied sie. „Wir müssen hier raus."
Als würde das Schiff ihre Worte bekräftigen, sprang mit einem lauten Knall ein Teil der Wandverkleidung ab, und Flammen stoben darunter hervor. Das Feuer schien nicht nachzulassen, im Gegenteil, es wurde hier immer schlimmer und breitete sich in die Richtung aus, aus der sie gekommen waren. „Deuterium-Leitungen", mutmaßte „Socke". „Damit halten sie ihre Energieversorgung aufrecht. Ich denke, die haben sie nachträglich angebracht, als sie das Schiff zu ihrem Versteck umgebaut hatten."
Deuterium! Kate sah sie erschrocken an. Wenn das stimmte, dann mussten sie dringend hier weg! „Spooner" kamen gleiche Gedanken, und er war schon auf dem Weg durch das Loch. „Socke" machte bereits kehrt und bewegte sich trotz ihrer Verletzung mit hohem Tempo in die Richtung, aus der sie gekommen war. Kate beeilte sich, den beiden zu folgen und der Flammenhölle zu entkommen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde sich das Feuer durch alle Leitungen fressen, durch die das Deuterium strömte – ein flüchtiges, wertvolles Gas, das neben seiner hervorstechenden Eignung als Energieträger auch dazu neigte, sich ziemlich leicht zu entzünden. Und wenn das geschah, würde nicht nur das Innere der „Ballerios" in Mitleidenschaft gezogen. Dann würde der halbe Wald brennen.
Zum Glück schien nun auch „Socke" den restlichen Weg zu kennen. Bald stellte Kate fest, dass sie sich nicht in Richtung der Ausstiegsluken machte, wie sie vorher angenommen hatte, sondern tiefer in den Bauch des Schiffes hinein. Sie hatten auch keine weiteren Gefechte mehr auszutragen. Nachdem sie das Feuer hinter sich gelassen hatte, wurden die Alarmsirenen lauter und veränderten ihren Ton. Und eine Durchsage warnte alle „Dawn Serpents", das Versteck sofort zu verlassen. Eine Warnung, der anscheinend alle Beachtung schenkten, denn niemand lief ihnen über den Weg und fing einen Kampf mit ihnen an.
Am Ende eines langen Irrgartens aus Gängen und Türen kamen sie schließlich an. Kate trat durch ein großes Metallschott und fand sich in einem gewaltigen Frachtraum wieder, der wohl auf dem untersten Deck der „Ballerios" war. Sie stand mit „Socke" und „Spooner" auf einer erhöhten Plattform, ungefähr drei Meter über dem Boden. Links unter ihr versperrte ein Gewirr aus Kisten, Trümmern und Geröll den weiteren Weg. Rechterhand führte ein gesprengtes Frachttor, durch das nach grober Schätzung zumindest ein Raumjäger bequem hindurchgepasst hatte, ins Freie. Direkt unter ihnen standen drei Fahrzeuge – Schwebegleiter, wie sie von Söldnergruppen gerne auf fremden Planeten eingesetzt wurden, mit einer gepanzerten Außenhülle und einem Geschützturm an der hinteren Oberseite, dessen gefährliche Waffe als langes dunkles Rohr herausragte.
Und sie konnte Jenkins erkennen, wie er aus dem mittleren der drei Fahrzeuge den Kopf herausstreckte und sie wahrnahm.
„Los!" Der Befehl kam ihr über die Lippen, ohne dass sie nachdenken musste, und ihre Begleiter befolgten ihn sofort. Sie stürmten die Treppe hinunter, die von der Plattform auf den Boden führte – zumindest versuchte „Socke" zu stürmen, ohne sich von ihrem verwundeten Bein beeinträchtigen zu lassen. Kate hielt mit ihr Schritt, ließ aber vorher das Gewehr fallen – die Energiezelle war ohnehin aufgebraucht, und die Waffe hatte ausgedient. Sie wollte es nicht länger mit sich herumschleppen, denn jetzt brauchte sie jedes bisschen Geschwindigkeit. „Spooner" war ihnen bereits voraus, lief am ersten Gleiter vorbei...
Als eine Faust wie aus dem Nichts direkt hinter dem Gleiter hervorschoss und ihn unterm Kinn traf. Der Schlag war so heftig, dass „Spooner" von den Füßen geholt wurde und einen Meter rückwärts flog, bevor er hart auf dem Boden aufschlug.
Selbst „Socke" zuckte bei diesem plötzlichen Angriff zusammen, doch ansonsten bewahrte sie ihre Fassung und reagierte sogar in dieser Schrecksekunde bemerkenswert schnell. Ihr Gewehr nahm sie mit einer Hand hoch, suchte nach dem Ziel, welches sie hinter dem Gleiter vermutete... Doch ihr Gegner war schneller. Er kam hinter dem Gleiter hervor, eine schussbereite Waffe in der Hand, und der erste Laserschuss kam nicht aus „Sockes" Gewehr. Er traf ihr verletztes Bein und ließ sie mit einem qualvollen Aufschrei zu Boden fallen.
Als ihr Gegner ins Licht trat und Kate ihn erkannte, stockte ihr der Atem. Voward Lutts, der grobschlächtige Muskelträger der „Dawn Serpents", hielt eine schwere Laserpistole, die für die meisten Söldner viel zu große Ausmaße gehabt hätte, in einer seiner mächtigen Pranken und hatte sie schon auf sie gerichtet. Es lag nur noch ein winziger Augenblick vor ihr, bevor er auf sie schießen würde, doch es gingen ihr tausend Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Sie konnte „Socke" sehen, die trotz ihrer Schmerzen in den Kampf eingreifen wollte. Sie konnte „Spooner" sehen, der sich langsam von dem Schlag erholte. Sie konnte Jenkins erkennen, der von dem Schuss alarmiert zur Ausstiegsluke des Gleiters rannte, um ihnen zu helfen. Sie konnte erkennen, dass alle Leute auf ihrer Seite nun ihre ganze Kraft aufwenden würden, um ihr beizustehen.
Doch in diesem kurzen Augenblick war sie alleine. Sie stand einem Feind gegenüber, der sie gnadenlos niederschießen würde, und niemand außer ihr selbst würde etwas dagegen tun können.
Als sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, löste sich der Schuss.
Kate war erstarrt. Sie fühlte sich, als würde ihr Körper ihr nicht mehr gehören, als hätte sie jede Verbindung zur Welt um sie herum verloren. Sie nahm nichts mehr bewusst wahr... bis Voward Lutts vor ihr mit einem kläglichen Laut zusammenbrach.
Erst dann spürte sie die Laserpistole in ihrer Hand und ihren Zeigefinger, der vor einem Herzschlag den Abzug betätigt hatte. Sie war sich nicht einmal mehr bewusst, dass sie die Waffe gezogen hatte. Das hatte sie rein instinktiv getan.
Die Welt schien stillzustehen. Selbst ihre Begleiter regten sich nicht, starrten nur auf den „Dawn Serpents" Söldner, der mit einem großen Loch im Oberkörper am Boden lag. Doch es war noch nicht vorbei. Mit einem Grunzen regte sich Lutts wieder und tastete nach der Waffe. Sein Kopf hob sich, seine Augen waren vor Schmerz verschleiert und trübe, doch es lag noch genug Klarheit in ihnen, um Kate mit einem vernichtenden Blick zu fixieren.
Kate wusste, was er vorhatte. „Nein!", rief sie, grimmig entschlossen. „Das lässt du bleiben!"
Doch er ignorierte sie. Und als seine Finger die Laserpistole erreichten, da wurde ihr klar, dass es hier keinen einfachen Weg geben würde. Es war, wie „Spooner" gesagt hatte. Sie wünschte sich noch immer, dass es einen anderen Ausweg gab, doch dieses Mal... war es Zeit für Plan B.
Lutts sammelte seine letzten Kräfte und riss die Waffe mit einem Wutschrei hoch. Der Strahl aus Kates Pistole traf ihn mitten zwischen die Augen, bevor er schießen konnte. Als er dieses Mal zu Boden fiel, wusste sie, dass es vorbei war. Endgültig.
Der laute Ruf aus Jenkins Mund löste Kates Erstarrung. „Würdet ihr bitte mal machen, dass ihr hier reinkommt?", bellte er quer durch die Halle und winkte mit der Hand in Richtung des Gleiters, aus dem er herausguckte.
Wenn es sein Ruf nicht getan hätte, so hätte spätestens die laute Explosion in Kates Rücken für ausreichend Motivation gesorgt. Krachend brach die Plattform zusammen, über die sie in die Halle gekommen waren, und die Flammen loderten nun auch durch das offene Schott. „Spooner" erholte sich langsam von dem Schlag, rieb sich allerdings immer wieder das Kinn. „Socke" hatte nach dieser erneuten Verwundung im Bein Schwierigkeiten, vom Boden hochzukommen, aber Kate half ihr hoch und stützte sie auf dem Weg zur Einstiegsluke des Gleiters. Sie kam dicht an dem toten Körper von Voward Lutts vorbei, und unter normalen Umständen hätte sie vielleicht Übelkeit oder Bedauern empfunden, weil sie ihm das Leben genommen hatte. Doch erstaunlicherweise blieb dies aus. Sie war noch nie in ihrem Leben nachtragend oder rachsüchtig gewesen, und selbst den Schlag, den er ihr versetzt hatte, als sie an den Stuhl gefesselt gewesen war, hatte sie mehr oder weniger verdrängt. Aber der Anblick seines toten Körpers am Boden erfüllte sie mit einem gewissen Gefühl der Genugtuung. Sie war überzeugt, dass die Galaxis ohne ihn deutlich besser dran war.
Jenkins setzte den Gleiter in Bewegung, als alle gerade an Bord waren. Keinen Moment zu früh. Um sie herum krachte und blitzte es überall, die Wände brachen auseinander, und die Flammen begannen, sich durch die Überreste des Frachtraums zu arbeiten. Es würde sicherlich eine Weile dauern, bis es zur großen Explosion kam, aber momentan fand Kate diesen Ort alles andere als einladend. Der Gleiter schoss durch das geöffnete Frachttor und eine kurze Anhöhe hinauf, bevor sie schließlich im Freien waren.
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