Kapitel 7
Eine Stunde war vergangen, als „Master" von seinem Posten aus meldete, dass die Söldner zurückkamen.
Im Dickicht lauerte Kate an der Seite von Jenkins und hoffte von ganzem Herzen, dass ihr Plan aufging. Sie hatten den Plan ausgearbeitet, alle Vorkehrungen getroffen, jede Eventualität weitestgehend eingeplant... doch ein Rest Unsicherheit blieb immer. Es gab Dinge, die sie nicht planen oder gar wissen konnten. Sie kannten den Feind nicht. Sie wussten nicht, wie er auf bestimmte Situationen reagieren würde Und „Master" hatte es in den Einsätzen, die er mit den „Unicorn Riders" absolviert hatte, immer wieder betont:
Kein Plan überlebt den Feindkontakt.
Das Sprichwort war alt, nahezu historisch, aber es hatte sich in einer Vielzahl von Einsätzen bewahrheitet. Kate fragte sich immer wieder, wie „Stone-Eater" solche Situationen, in denen er nur einen Bruchteil der benötigten Informationen besessen hatte, überhaupt handhaben konnte, ohne dass es völlig außer Kontrolle geriet. Doch dann wurde ihr schmerzlich bewusst, dass er dies nicht immer gekonnt hatte. Auf dieser Mission war es schief gegangen. Und sie wusste immer noch nicht, woran es gelegen hatte.
In ihr blieb die verzweifelte Hoffnung, dass sie zumindest dieser Situation gewachsen war. Denn hier hing ein Großteil von ihr ab.
„Sie kommen näher", warnte nun auch „Spooner" über Funk – leise, da es im Wald sehr ruhig war. Kate riskierte einen flüchtigen Blick über ihre Deckung hinweg. Sie konnte ein Stück des Weges überblicken, da ihr Versteck einige Meter abseits hinter einem großen Busch lag. Noch war der Trupp nicht in Sicht – aber „Master" hatte durch sein Zielfernrohr einen guten Blick auf sie werfen können. Insgesamt waren es sechs, genauso viele wie sie auch, und sie bewegten sich genauso vorsichtig und in der gleichen Formation, wie „Spooner" aus den Spuren hatte lesen können.
Kate konnte sich gut vorstellen, dass es manchen Scharfschützen an dieser Stelle in den Fingern gejuckt hätte, einen von ihnen auszuschalten. Aber „Master" war ein Profi – er kannte den Plan, und er würde nicht feuern, solange Kate nicht den Befehl gab. Stattdessen bemühte er sich sicherlich, so viele Informationen wie möglich durch das Zielfernrohr aufzunehmen. Wenn es später losging, würde er genau wissen, worauf er zu schießen hatte.
In ihren Händen lag die Raptor, geladen und schussbereit. Das erste der fünf übrigen Energiemagazine war eingelegt – einhundertfünfzig Schuss standen ihr im Fall des Falles zur Verfügung. Zwei Mikrogranaten aus „Tanks" Vorrat waren in ihrer Tasche verstaut – sie waren nicht unbedingt für den Kampf geeignet, aber sie konnten ihr vielleicht im entscheidenden Moment eine Ablenkung verschaffen. Jenkins neben ihr hatte die Raptor beiseite gelegt und legte letzte Hand an ein seltsames Gerät, das er aus den Überresten seiner technischen Ausrüstung gebastelt hatte. Sie fragte nicht, wozu das Gerät gut war – sie vertraute darauf, dass er wusste, was er tat.
„Habe Sichtkontakt", flüsterte „Socke" in ihr Funkgerät. Sie war auf der anderen Seite des Weges auf ihrer Position und wartete. Wenn Sie die Söldner schon sehen konnte, bedeutete dies, dass sie nun ganz nahe waren. Kate spürte, wie ihr Herz klopfte, und hörte die inneren Stimmen schreien. Sie wollte weg hier, alles hinter sich lassen – ein Druck, der immer stärker wurde, je näher die Söldner kamen und je mehr Zeit verstrich, bis er fast unerträglich war. Sie warf einen Blick auf Jenkins. Auch er war angespannt und blass. Er hatte die Arbeit an seinem Gerät eingestellt, hielt eine Hand auf dem Griff seiner Raptor und war bereit, sie jederzeit aufzunehmen und zu benutzen.
Die Söldner kamen in Sicht...
Kate warf einen weiteren kurzen Blick auf sie, und ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Die „Dawn Serpents" waren Söldner wie sie selbst, hatten ähnliche Ausrüstung und Kleidung. Dennoch wirkten sie auf ihre Art gefährlicher, entschlossener, kampfbereiter. Alle sechs waren mit den gleichen kompakten Lasergewehren ausgerüstet, mit welchem auch der tote Söldner ausgestattet gewesen war. Zusätzlich trug jeder Söldner mindestens eine Feldpistole, ein Messer oder... Kate traute ihren Augen kaum. Einer der Söldner hatte ein Schwert auf dem Rücken! Der Griff ragte über die rechte Schulter hinaus, sodass der Söldner es jederzeit mit der rechten Hand ziehen konnte. Zudem konnte sie erkennen, dass die meisten Söldner dichte Kapuzen über ihre Köpfe gezogen und sich Tücher vor die Gesichter gebunden hatten, sodass man ihre Gesichter kaum erkennen konnte.
War es zu spät, den Plan abzublasen? Oder konnte sie jetzt einfach den Rückzug befehlen und alles hinter sich lassen? Die Stimmen in ihrem Hinterkopf schrien lauter, doch Kate wusste, dass diese Angst nur natürlich war. Sie musste damit hier und jetzt fertig werden. Die anderen verließen sich auf sie.
So sammelte sie all ihren Mut zusammen... und gab das Zeichen. „Tank", der nur darauf gewartet hatte, reagierte sofort.
Über den Köpfen der Söldner krachte es laut. Dann stürzte ein schwerer Ast direkt aus den Bäumen auf die beiden Söldner der Nachhut. Der eine hatte Glück im Unglück, da der Ast ihm nur die Waffe aus der Hand prellte. Der andere wurde am Kopf getroffen und ging zu Boden. Als der Ast auf den Waldboden aufschlug, drehten die anderen Söldner sich blitzschnell um und eröffneten das Feuer in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Ein paar rote Laserstrahlen erhellten das Waldstück, und die Schüsse schlugen in die Bäume und den Boden ein, als die Söldner ihren hinteren Bereich großzügig mit Waffenfeuer überzogen. Doch in diesem Augenblick waren sie abgelenkt, und Kate sprang aus ihrem Versteck. Mit der Raptor in beiden Händen stellte sie sich auf den Waldweg – fernab jeder Deckung, aber das war Teil des Plans. Dass die anderen sie beschützten, darauf musste sie jetzt einfach vertrauen. Aber sie selbst war ebenfalls zu allem bereit. Der rote Punkt des Zielvisiers war auf den nächsten Söldner gerichtet, und sie rief einen einzigen Befehl in einer Lautstärke und einer Kraft, wie sie es noch nie zuvor getan hatte:
„Waffen runter!"
Wieder wirbelten die Söldner herum, dieses Mal in Kates Richtung. Aber bevor sie einen weiteren Schuss abgeben konnten, fauchte ein grellgelber Energiestrahl aus „Tanks" Richtung heran und schlug direkt vor ihren Füßen in den Boden ein. Kate hob drohend ihre Waffe ein Stück weiter, doch das war kaum notwendig. Von dem plötzlichen Angriff überrascht und von mindestens zwei Seiten in Schach gehalten, hielten die „Dawn Serpents" für einen Moment inne.
Sie sahen eine junge Frau mit einem Lasergewehr, das auf sie zielte, in der Kleidung einer berufsmäißgen Kämpferin, und in einer Körperhaltung, die auf unbändiges Selbstvertrauen hin deutete. Eine Frau, mit der man sich in diesem Moment lieber nicht anlegte. Zumindest war das der Eindruck, den Kate zu erwecken beabsichtigte. Für die beiden Söldner, die bereits von ihrem Hinterhalt getroffen worden waren, schien es zu funktionieren. Und da „Tank" sich durch seinen Warnschuss bereits offenbarte, stand er nun auch offen vor seiner Deckung und hatte die Raptor auf sie gerichtet.
Die Söldner waren unschlüssig – das sah man ihnen an. Kate beobachtete, wie einige rasche Blicke ausgetauscht wurden, zumeist zwischen dem Söldner mit dem Schwert und allen anderen. Sie verstand dies als Hinweis... und richtete die Waffe auf den Schwertträger. „Na los!", befahl sie energisch. „Die Waffen fallen lassen!"
Es wirkte tatsächlich. Der Schwertträger gab den anderen Söldner einen Wink, und diese sicherten vorsichtig die Gewehre und legten sie auf den Boden. Auf eine drohende Geste von Kate – und einen anschließenden Wink des Schwertträgers hin – folgten auch die Feldpistolen und die Messer. Als Kate auf das Schwert deutete, schüttelte der Schwertträger jedoch den Kopf.
„Das muss ich ablehnen", erklärte er – mit überraschend weiblicher Stimme. Kate bemühte sich, ihre Überraschung zu verbergen. Eine Frau!
Jenkins war nun auch kampfbereit aus der Deckung getreten, ebenso „Socke", die in beiden Händen Pistolen hielt und sie auf die Söldner richtete. Als sie sich umzingelt sahen, nahmen die „Dawn Serpents" die Hände hoch. Alle, außer der Schwertträgerin. Sie hielt die Hände nach vorne ausgestreckt, die Handflächen nach oben, sodass Kate sehen konnte, dass sie leer waren. Selten begegneten sich konkurrierende Söldnergruppen von Angesicht zu Angesicht – doch dies war eine Geste, die auch Kate kannte. Die Frau signalisierte zwar nicht, dass sie sich ergab, aber dennoch, dass sie keine aggressive Haltung einnehmen wollte. Ein guter Anfang.
Doch während Kate darüber nachdachte, verstrichen die Momente. Und niemand sprach ein Wort – bis die Schwertträgerin es tat: „Und was jetzt?"
Als auch ihre eigenen Leute nicht reagierten, fiel Kate wieder ein, dass alle auf sie warteten. Sie deutete auf die Verkleidung der Söldner. „Nehmt die Masken ab!"
Widerwillig gehorchten die Söldner, nahmen die Gesichtstücher ab und die Kapuzen herunter. Zum Vorschein kamen einige junge Männer und Frauen mit menschlichen Gesichtszügen. Die Schwertträgerin nahm ihre Maske zuletzt ab – und offenbarte signalrotes Haar und ein sehr blasses, jugendlich wirkendes Gesicht. Kate war solchen Frauen bereits begegnet, in ihrer Zeit auf Zentralius. Zuletzt jedoch hatte sie rothaarige Frauen mit Schwertern an einem ganz anderen Ort gesehen – an dem Ort, an dem sie „Spooner" aufgelesen hatten.
„Sie sind eine Metallerin!", stieß sie hervor – ihre Überraschung konnte sie dieses Mal nicht vollständig verbergen.
Die Metallerin lächelte grimmig und nickte. „Da haben Sie mir etwas voraus. Ich habe leider keine Ahnung, wer Sie sind und was Sie von mir wollen. Ich hoffe, Sie verraten es mir, bevor Sie mich erschießen."
Die Tapferkeit, mit der die Metallerin ihrem Schicksal ins Auge sah, beeindruckte Kate zutiefst. Sie schüttelte schließlich den Kopf. „Es ist nicht meine Absicht, Sie zu töten."
Als die Metallerin sich umsah und alle anwesenden „Unicorn Riders" in Augenschein nahm, tat sie das mit einem wissenden Nicken. „Sonst wäre ich längst tot. Ja, das dachte ich mir. Was also soll der ganze Zirkus?" In der letzten Frage lag eine Schärfe wie eine Messerklinge.
Innerlich seufzte Kate. Die ganze Sache lief nach Plan – aber sie hatte das Gefühl, dass es ganz anders lief, als sie es sich vorgestellt hatte. Und immer noch zweifelte sie, ob sie dem, was hier passierte, gewachsen war. Vielleicht war es die Präsenz der anderen Söldnergruppe, der sie nun gegenüberstand – die erste fremde Gruppierung, der sie sich als Anführerin präsentieren musste. Doch all diese Selbstzweifel störten im Moment nur. Sie sah hinüber zu „Socke", die mit beiden Pistolen auf jeweils einen Söldner zielte und ihr zuversichtlich zunickte, ohne dass die anderen es mitbekamen.
Dann wandte Kate ihre ganze Aufmerksamkeit der Metallerin zu. „Wir müssen reden", erklärte sie energisch. „Sagen Sie Ihren Leuten, dass sie sich zurückziehen sollen!"
Das brauchte die Metallerin gar nicht. Mit einer unmissverständlichen Geste mit ihren Waffen trieb „Socke" die Söldner den Weg hinauf, den sie gekommen waren. Jenkins und „Tank" blieben hinter ihr, sicherten den Rückweg ab. Was die anderen beiden Söldner taten, konnte Kate nicht sehen – aber sie wusste, dass „Master" und „Spooner" sich weiterhin an den Plan hielten.
Kate bedeutete der Metallerin schließlich, vor ihr ein Stück in den Wald zu gehen. Hinter dem Hügel, hinter dem sie auch den Plan ausgearbeitet hatten, kamen sie zum Stehen. Auf eine weitere Geste Kates hin setzte sich die Metallerin auf den Boden. Dabei sah sie Kate aufmerksam an – und bemerkte das Emblem auf ihrer Kampfjacke.
„Unicorn Riders", erkannte sie verblüfft. „Ich habe von Ihnen schon gehört."
„Ach ja?" Kate nahm auf einem Baumstumpf ein paar Meter entfernt Platz und hielt das Gewehr auf sie gerichtet. „Was denn zum Beispiel?"
„Das, was die meisten Werber über Ihre Gruppe sagen", entgegnete die Metallerin. „Sie legen großen Wert auf wohl durchdachte Pläne und schießen nur dann, wenn es nicht mehr anders geht. Die meisten Söldner, die ich kenne, halten Sie für verweichlicht und feige."
Kates Miene verfinsterte sich. „Dann gehören Sie also auch zu denjenigen, denen eine hohe Abschussquote über alles geht?"
Die Metallerin beschloss, nicht darauf einzugehen. Sie setzte sich etwas bequemer hin, winkelte die Beine an und legte die Arme um ihre Knie. „Sagen Sie mir endlich, was Sie von mir wollen?"
Es kam Kate in den Sinn, dass sie so etwas noch nie getan hatte. Sie hatte mehrere Bewerbungsgespräche mit Söldnern geführt, um potentielle Neuzugänge auf Herz und Nieren zu prüfen – dies teilweise sogar wortwörtlich. Aber ein Verhör? Und jetzt wusste sie nicht so recht, wo sie anfangen sollte.
Sie begann mit den einfachen Dingen: „Wie ist Ihr Name?"
Die Metallerin straffte sich ein wenig. „Rachel Dylan", sagte sie schließlich nach ein paar Augenblicken. „In Söldnerkreisen kennt man mich als Fire-Ant."
Die Feuerameise... Kate wusste bei dem knallroten Haarschopf der Frau genau, woher dieser Kampfname kam. „Woher kommen Sie, Rachel? New Wacken?"
„Der Planet heißt Ozz", antwortete „Fire-Ant". „Liegt ein paar Lichtjahre abseits des Hauptgebiets der Schwertschwinger. Aber es spielt keine Rolle, ich war lange nicht mehr da."
„Und Sie gehören zu den Dawn Serpents", stellte Kate fest, mit einer Geste in Richtung des Emblems, das „Fire-Ant" wie alle anderen der Söldner an ihrer Jacke trug. Die Metallerin lächelte ein dünnes, fast spöttisches Lächeln.
„Das haben Sie gut beobachtet, Unicorn Rider", meinte sie sarkastisch. „Jetzt, da ich Ihnen meinen Hintergrund erzählt habe, wäre es nur fair, wenn Sie mir etwas über sich erzählen."
Kate schüttelte den Kopf. „Da ich die Waffe habe, stelle ich die Fragen, Fire-Ant", entgegnete sie scharf.
Doch das machte auf die andere Frau keinen Eindruck. „Mag sein, dass Sie ein Gewehr haben, aber haben Sie auch den Mumm, es zu benutzen?" Sie beugte sich leicht vor – trotz ihrer Haltung, mit den Armen über ihren Knien, die sie fast wie ein junges, verschüchtertes Mädchen aussehen ließ, strahlte sie eine Gefährlichkeit aus, die Kate bislang nicht bewusst wahrgenommen hatte. Immer mehr wurde ihr hingegen bewusst, dass ihre Gefangene immer noch ein Schwert auf dem Rücken trug, das sie jederzeit ziehen konnte. Und „Fire-Ant" sprach weiter, leise und eindringlich:
„Wenn ich jetzt aufstehe und Sie angreife, dann werden Sie wahrscheinlich abdrücken. Aber wenn ich es nicht tue... sondern mich einfach weigere, Ihre Fragen zu beantworten, was machen Sie dann? Sie sehen nicht aus wie jemand, der bereit ist, anderen Schmerzen zuzufügen, um sie zum Reden zu bringen."
Kate warf einen Blick durch das Visier ihrer Raptor. Der rote Punkt zielte auf „Fire-Ants" Brust. „Vielleicht unterschätzen Sie mich", warf sie ein, mit leicht zitternder Stimme.
Sie ärgerte sich im nächsten Moment über ihre eigene Unsicherheit. Noch mehr ärgerte sie jedoch, dass die Metallerin es bemerkt hatte. Das Lächeln wurde breiter. „Ich glaube es selbst kaum, aber die anderen Söldner hatten mit ihrer Einschätzung tatsächlich Recht!"
Feige und verweichlicht... Kate hob das Gewehr, zielte auf „Fire-Ants" rechte Schulter. Sie würde die Frau mit diesem Schuss sicherlich nicht schwer verletzen. Aber als eindeutige Geste würde es reichen. „Schluss mit den Spielchen!", entschied sie. „Für wen arbeiten Sie?"
Kopfschüttelnd beobachtete „Fire-Ant" sie. Dann, wie als Provokation, lehnte sie sich rückwärts gegen den nächsten Baumstumpf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben schon verloren, Unicorn Rider. Machen Sie sich nicht auch noch lächerlich! Ihre Leute haben Besseres verdient."
„Wer ist Ihr Auftraggeber?", wiederholte Kate mit noch schärferer Stimme. Ihr Finger legte sich auf den Abzug. Nur ein Streifschuss, rief sie sich ins Gedächtnis. Nur um zu zeigen, dass sie es ernst meinte...
Die Miene von „Fire-Ant" wurde kalt. Ihre Haltung änderte sich nicht. „Das kriegen Sie aus mir nicht raus. Nicht, ohne abzudrücken."
„Was ist Ihre Mission hier?", versuchte Kate es nun mit einer anderen Frage.
Die Frau blickte noch kälter drein, ihr Gesicht war wie in Stein gemeißelt. „Aber wenn Sie abdrücken sollten, dann empfehle ich Ihnen, mich zu töten. Es könnte Ihre einzige Chance sein."
Kates Finger spannte sich – der Abzug wartete nur auf einen winzigen Druck von ihr. Der rote Punkt lag auf „Fire-Ants" rechtem Oberarm. Sie würde ihr eine Lektion erteilen müssen... anders kam sie hier nicht weiter. Sie wusste das. Doch es fühlte sich so falsch an.
Und im Grunde war diese Frau nicht einmal ihr Feind.
„Arbeiten Sie für Magentron?", wagte sie schließlich einen letzten Versuch.
Und da sah sie es. Ein zorniges Aufblitzen in den Augen der anderen Frau – ein kurzer Moment, den die bloße Erwähnung des Konzerns ausgelöst hatte. „Fire-Ant" gab sich Mühe, es hinter ihrer Maske aus Überlegenheit und Arroganz zu verbergen, aber Kate war aufmerksam gewesen und hatte es gesehen.
„Kommen Sie", spottete „Fire-Ant", als sie ihr spöttisches Lächeln wiedererlangt hatte. „Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen werde."
Ein guter Versuch, aber es war bereits zu spät. Kate hatte sie in dieser Hinsicht schon durchschaut. Mit einem erleichterten Seufzen nahm sie die Waffe wieder herunter. „Also nein", erkannte sie laut und verblüffte damit ihre Gefangene.
„Äh... was?" „Fire-Ant" blickte verwirrt zu ihr auf.
„Das war alles, was ich wissen wollte", erklärte Kate ihr und gab ihr einen Wink, aufzustehen. „Die Unannehmlichkeiten tun mir sehr leid. Aber ich musste wissen, ob Sie wegen uns hier sind."
„Wegen Ihnen?" Jetzt verstand die Metallerin gar nichts mehr. „Was sollten wir denn von Ihnen wollen? Was haben Sie überhaupt für Probleme mit Magentron?" Langsam kam sie auf die Beine.
„Nichts, womit ich Sie belästigen möchte", antwortete Kate mit einem entschuldigenden Lächeln. „Es ist nur so, dass Ihre Gruppe einen gewissen Ruf hat. Dass Sie für jeden arbeiten, der genug bietet. Und ich wollte einfach sichergehen, dass wir keine Feinde sind." Sie machte eine einladende Geste. „Es steht Ihnen frei, zu gehen. Ihre Leute werden irgendwo im Wald auf Sie warten."
„Fire-Ants" Blick ging von Kates einladend ausgestrecktem Arm zu den Bäumen und Büschen am Rand des breiten Wegs, auf die Kate zeigte. Ihre Verwirrung verwandelte sich langsam in Misstrauen und Verärgerung. „Sie verarschen mich doch!", warf sie ihr vor. „Sie haben uns einen Hinterhalt gelegt, haben uns angegriffen, haben mich als Geisel genommen... und das alles nur, um herauszufinden, ob wir Feinde sind? Sind Sie noch ganz dicht?"
Kate zuckte die Achseln. „Ehrlich, es tut mir leid, aber ich sah keine andere Möglichkeit. Wir können einfach kein Risiko eingehen, dass noch mehr Feinde auf uns lauern. Und nachdem unsere beiden Gruppen bereits Verluste..."
Die Worte kamen ihr über die Lippen, bevor sie die Geistesgegenwart besaß, sie aufzuhalten. Und dass ihr die Gesichtszüge entgleisten und sie vor Entsetzen die andere Frau anstarrte, in der Befürchtung, dass diese es begriffen hatte, machte es nicht besser. Und die Frau hatte begriffen. Sie stellte genau die Frage, vor der Kate sich gefürchtet hatte.
„Woher wissen Sie, dass wir Verluste hatten?"
Hatte Kate vorher noch den Eindruck gehabt, dass die Blicke der Frau kalt waren, so fröstelte sie nun richtig. „Fire-Ant" stand nur wenige Schritte von ihr entfernt – nicht viel mehr als eine Schwertlänge. Und der Blick, den sie nun von der Metallerin abbekam, war tödlich. Genauso tödlich wie die Ruhe, mit der „Fire-Ant" nach dem Griff des Schwertes auf ihrem Rücken tastete.
„Sie wissen also von Martin." Es war eine Feststellung, keine Frage. Die Frage kam kurz danach: „Woher?"
Kate musste sich nun alle Mühe geben, die andere Frau zu beschwichtigen. Sie entschied sich für die Wahrheit: „Wir fanden seine Leiche im Wald. Wir haben ihn untersucht, um herauszufinden, wer oder was ihn getötet hat."
„Ich wäre ja fast versucht, Ihnen zu glauben." Die Finger der Metallerin berührten den Schwertgriff – umklammerten ihn... „Aber Sie haben mich zuerst angegriffen. Wer sagt mir, dass es bei ihm nicht genauso war?"
Verzweifelt schüttelte Kate den Kopf. „Glauben Sie mir, so war..."
„Fire-Ant" ließ sie nicht einmal ausreden. „Sie sollten eines wissen, Unicorn Rider: Martin war mein Freund. Er stand mit mir Seite an Seite in vielen Schlachten. Ich verdanke ihm mein Leben. Und ich habe mir geschworen, jeden zur Rechenschaft zu ziehen, der mit seinem Tod zu tun hat." Jetzt glitt das Schwert aus der Scheide auf ihrem Rücken – das Geräusch von schabendem Metall, das dabei erklang, jagte Kate kalte Schauer über den Rücken. Bedrohlich trat „Fire-Ant" einen Schritt vor. „Sie wissen, dass ich Metallerin bin. Sie wissen, dass wir immer zu unseren Schwüren stehen."
„Wir waren es nicht!", rief Kate laut. Aber das vermochte „Fire-Ant" nicht mehr zu bremsen.
„Lügnerin!" zischte sie – und griff an.
Alles, was Kate tun konnte, war, in höchster Not ihr Gewehr hochzureißen, als der erste Schwerthieb kam. Die Klinge, so lang wie ein menschlicher Arm und damit tatsächlich kürzer, als sie zuerst erwartet hatte, prallte mit voller Wucht auf den Lauf und schmetterte ihn beiseite. In einer einzigen fließenden Bewegung drehte „Fire-Ant" das Schwert in ihrer Hand und ließ noch in der gleichen Sekunde die nächste Attacke auf Kate los. Kate verlor das Gewehr, es polterte auf den Waldboden. Sie sah wie in Zeitlupe die blitzende Klinge auf sich zukommen und machte einen Schritt rückwärts.
An der Wurzel des Baumstumpfes, auf dem sie eben noch gekauert hatte, blieb sie hängen und fiel. Das rettete ihr Leben. Die Klinge verfehlte ihre Kehle um Haaresbreite; sie fühlte den Luftzug, der mit dem Schlag einherging. Einen Herzschlag später prallte sie mit dem Rücken voran auf dem Boden auf.
Der Sturz nahm ihr für einen kurzen Augenblick den Atem. Ihr Herz schien zu stocken, die ganze Welt um sie herum schien anzuhalten. Sie rang nach Luft, versuchte in Panik, wieder auf die Beine zu kommen. Da sah sie das Gesicht der Schwertkämpferin über sich, voller Zorn und Rachedurst, das Schwert zu einem senkrechten Stich erhoben, dem Kate unmöglich entkommen konnte. Und niemand war bei ihr, um ihr beizustehen...
Es kam anders. Sogar ganz anders. Ein dunkler Schatten kam über sie, stürzte sich mit einem Wutschrei auf „Fire-Ant" und warf sie ungestüm zu Boden. Es ging so schnell, dass Kate es nicht einmal richtig mitbekommen konnte. Von einer Sekunde zur anderen lag „Fire-Ant" am Boden, das Schwert noch in der Hand, aber mit der Klinge in den Waldboden gerammt, sodass sie es erst einmal herausziehen musste, um es zu benutzen. Und zwischen sie und Kate war eine Gestalt getreten, die in kampfbereiter Haltung und mit einem langen Messer in der Hand auf den nächsten Angriff wartete.
Sie war verblüfft über die Wendung der Ereignisse. Aber nicht so verblüfft, wie es „Fire-Ants" Gesicht zeigte, als sie erkannte, dass ihr neuer Gegner ebenfalls ein Metaller war.
„Das reicht jetzt!", donnerte „Spooner". „Ergib dich!" Er vollführte eine Bewegung mit dem Messer, die Kate beeindruckte. Auch wenn „Spooner" kein Schwert trug und von dieser Art von Kampf nicht viel hielt, er konnte hier nicht leugnen, dass er damit vertraut war.
Es dauerte nicht lange, bis „Fire-Ant" ihre Überraschung überwunden hatte. Mit einiger Anstrengung zog sie das Schwert aus dem Boden und ging in eine ähnliche Kampfstellung wie „Spooner". Dies war kein ungestümer Angriff mehr, dies war ein Kampf zwischen zwei gleichwertigen Gegnern. Und erschüttert musste Kate feststellen, dass „Spooner" trotz des tapferen Auftritts und seiner Haltung der Frau unterlegen wirkte.
„Geh mir aus dem Weg!", fauchte „Fire-Ant".
„Nein!" „Spooner" blieb standfest. „Wenn du diese Frau willst, musst du an mir vorbei."
Einen kurzen Moment lang schien es, als würde „Fire-Ant" es tatsächlich versuchen wollen. Einige Herzschläge lang standen sie sich gegenüber, beide bereit, den ersten Schlag zu landen. Doch nach einigen weiteren Augenblicken, in denen nichts passierte, nahm „Fire-Ant" das Schwert langsam wieder herunter. Kate beobachtete nur, starr vor Angst und Erstaunen.
„Spooner" nickte ihr zu, seine Stimme klang deutlich sanfter als eben. „Ergib dich einfach! Ich verspreche dir, dass dir nichts passiert."
„Fire-Ant" sah ihn mit einem rätselhaften Blick an und zögerte. Doch dann legte sie das Schwert vorsichtig auf den Boden und trat davon einen Schritt zurück. „Gilt dein Wort auch für diese Frau dort?", fragte sie mit einem Kopfnicken zu Kate.
„Ja", antwortete „Spooner" ohne Zögern. „Es ist nicht unsere Absicht, jemanden zu töten oder zu verletzen. Solange du nichts versuchst, heißt das."
„Verstehe." „Fire-Ant" war einen weiteren Schritt zurückgetreten und hatte nun die Hände erhoben. Dies hatte sie gegenüber Kate nicht getan – aber „Spooner" schien sie sich ohne Zöger zu ergeben. Obwohl Kate es sich nicht eingestehen wollte, diese Tatsache machte sie etwas neidisch. Aber es hatte auch einen anderen Grund, wie sich herausstellen sollte, denn „Fire-Ant" sprach ihn direkt an:
„Da du ein Metaller bist und dem Kodex folgst, werde ich dir eine Frage stellen. Und ich will dein Wort darauf, dass deine Antwort die Wahrheit ist." Auf „Spooners" kurzes, aber entschlossenes Nicken hin stellte sie die Frage: „Haben du oder deine Anführerin oder einer eurer Helfer meinen Kameraden Martin Cook ermordet?"
Totenstille herrschte im Wald. „Spooner" zögerte – ungewöhnlich lange, wie Kate bemerkte. Er schien angestrengt nachzudenken. Doch er antwortete schließlich: „Ich habe ihn gefunden. Er war bereits tot – von einer Waffe getötet, die keiner meiner Leute besitzt. Wir haben ihn untersucht, dann haben wir ihn zurückgelassen. Du hast mein Wort darauf, dass ich nicht weiß, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Aber von uns hat keiner etwas damit zu tun gehabt."
Er brachte diese Worte mit einer Ernsthaftigkeit hervor, die Kate nie zuvor bei „Spooner" gesehen hatte. Aber das überraschte sie weniger. „Spooner" hatte sich seit seiner Abreise von New Wacken so weit wie möglich von allem ferngehalten, was mit den Metallern und seiner Heimatwelt zu tun hatte. So gesehen war es tatsächlich das erste Mal, dass sie mit ansehen konnte, wie er sich gegenüber einer Metallerin verhielt. Und sie bemerkte, dass manche ihrer Ausdrücke nicht ganz zeitgemäß wirkten – sie hatten eine altmodische Art und Weise, sich auszudrücken.
„Fire-Ant" nahm die Worte des anderen Metallers zur Kenntnis und dachte ebenfalls darüber nach. Schließlich war ihre drohende Haltung verschwunden, und sie wirkte sogar fast kleinlaut, als sie sich auf die Knie sinken ließ. Ein paar Sekunden später kamen auch die anderen vom Waldweg zurück und erreichten ihre Position. „Socke" sah sich die ganze Szenerie misstrauisch an, besonders mit ihrem Augenmerk auf der rothaarigen Frau. „Tank", der wieder seine typisch unbekümmerte Miene aufgesetzt hatte, hatte seine Raptor in die Armbeuge genommen und lehnte sich an den nächsten Baum, um aus respektvoller Entfernung alles zu beobachten. Jenkins hingegen hatte das kleine Gerät in der Hand, das er vor dem Hinterhalt gebastelt hatte, und nahm es genau in Augenschein. Den Geschehnissen hier schenkte er nur wenig Beachtung.
„OK", rief „Socke" und sah von einem zum anderen. „Was habe ich verpasst?"
Kate stand nun endlich auf und sammelte ihr Gewehr ein. Die Raptor hatte am Lauf eine tiefe Kerbe, wo die Schwertklinge sie getroffen hatte, aber sie war in gutem Zustand und noch funktionsfähig. Der Lauf war ohnehin aus widerstandsfähigem Material und zusätzlich verstärkt worden. Sie wollte sich nicht ausmalen, was dieser Schlag an ihrem Körper angerichtet hätte.
„Können wir uns nun darauf einigen, uns nicht mehr zu bekämpfen?", fragte sie die Metallerin streng.
Diese zuckte die Achseln, behielt dabei die Hände oben. „Ich glaube Ihrem Freund dort. Aber ich bin nur eine von vielen. Die anderen werden nach dem, was passiert ist, nicht so nachsichtig sein."
Jenkins blickte von seinem Gerät auf. Mit gerunzelter Stirn musterte er „Fire-Ant". „Dann können wir sie nicht einfach gehen lassen", schloss er daraus. „Wenn sie ihre Freunde auf uns aufmerksam macht..."
„Was willst du machen?", fragte „Tank". „Sie einfach umbringen?"
„Spooner" wirbelte herum. „Nein, das können wir nicht! Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ihr nichts passiert. Daran halten wir uns!"
„Fire-Ant" verblieb in ihrer Haltung, am Boden auf ihren Knien, verfolgte die Diskussion, sagte aber kein einziges Wort dazu. Kate musste auch kurz nachdenken, aber ihr kam schließlich eine Idee...
„Sag mal, hast du mir nicht schon Vorträge gehalten, dass nur einer von uns die endgültigen Befehle gibt?", fragte „Socke" sarkastisch. „Ich glaube nicht, dass das deine Entscheidung ist."
„In diesem Fall stimmt der Boss mit mir überein", erklärte „Spooner" mit einem Seitenblick zu Kate. „Und außerdem ist es nicht unser Stil, einfach Gefangene zu töten."
„Und wenn wir sie mitnehmen?", schlug „Tank" vorsichtig vor.
Dem hatte Jenkins etwas entgegen zu setzen: „Wenn wir das tun, wird sie uns behindern und bei nächster Gelegenheit in den Rücken fallen. Ganz ehrlich, die beste Lösung ist, wir fesseln sie und lassen sie hier zurück."
Hatte sich Kate getäuscht, oder hatte sie in „Fire-Ants" Gesicht ein kurzes Lächeln aufblitzen sehen? Fast schien es so, als sei die Metallerin von diesem Vorschlag am Ehesten angetan... Schließlich äußerte sie sich doch noch dazu:
„Wenn ihr Vorsichtsmaßnahmen ergreifen wollt, kann ich das gut verstehen. Mir wäre auch nicht wohl bei dem Gedanken, einen Feind im Rücken zu haben. Aber da ihr einen Metaller unter euch habt, wisst ihr wahrscheinlich, dass wir immer zu unserem Wort stehen. Und ich wäre bereit, euch zu versprechen, dass ich euch in Frieden abziehen lasse und meinen Leuten mitteile, dass ihr nicht von Interesse für uns seid."
Jenkins schüttelte abweisend den Kopf. „Tut mir leid, Lady, aber das ist nicht gut genug für mich."
„Wie gesagt, ich verstehe das." „Fire-Ant" stand auf und hielt ihnen bereitwillig und entwaffnend lächelnd die Hände hin. Dabei machte sie noch einen Schritt vorwärts... an Kate vorbei. „Ihr müsst tun, was ihr für richtig haltet. Ich werde mich nicht... Hey!"
Sie drehte sich um. Kate stand hinter ihr, die Injektionspistole aus der Sanitasche in der Hand. Die Kartusche, in der die Injektionsflüssigkeit normalerweise aufbewahrt wurde, war leer. „Fire-Ant" hatte den Stich kaum gespürt. „Was soll das denn? Was..." Sie schwankte. „Was ist... das für ein... Zeug? Fühlt... sich... gut..."
Weiter kam sie nicht mehr. Sie wäre der Länge nach hingeschlagen, hätte „Tank" sie nicht mit seinen großen Händen aufgefangen. Unter den Augen der „Unicorn Riders" legte er sie vorsichtig auf dem Boden ab. Kate stand dahinter und legte die Injektionspistole wieder in ihre Sanitasche zurück. Herausfordernd blickte sie in die Runde. „Noch irgendwelche brillanten Vorschläge?"
Die anderen hoben abwehrend die Hände. Keiner war in der Stimmung, jetzt noch etwas Unangemessenes zu sagen. Kate wandte sich an „Socke". „Ich hoffe, ihr wart ähnlich rücksichtsvoll mit den anderen Söldnern."
„Wir haben sie mit ein paar Warnschüssen den Waldweg runtergejagt", erzählte „Socke". „Danach sind wir zurückgekommen. Es leben noch alle, falls nicht dieser wahnsinnige Varjo wieder irgendwo aufgetaucht ist."
Aber das machte Kate weniger Sorgen. Sie hatte schon seit einiger Zeit keinen lauten Knall in der Ferne gehört, der von seinen Schüssen zeugte. Sie gab ihrer Gruppe einen Wink, sich auf den Weg zu machen. „Spooner" kam als Letzter, nachdem er das Schwert von „Fire-Ant" aufgesammelt und neben ihren schlafenden Körper gelegt hatte.
Als sie die Stelle hinter sich ließen, murmelte er vor sich hin, bis Kate ihn anstupste. „Alles in Ordnung?", fragte sie ihn besorgt.
Er sah sie an. In seinen Augen standen Zweifel. Ihn beschäftigte etwas, aber er fand nicht die Worte, um sich mitzuteilen. Kate konnte es dennoch irgendwie erahnen. „Du hattest schon lange keinen Kontakt mehr zu anderen Metallern, oder?", vermutete sie.
„Sowas in der Art." „Spooner" warf einen kurzen Blick über die Schulter zurück. „Ich hatte ganz vergessen, wie es ist, wenn jemand anderes außer mir den Kodex kennt und ihn lebt."
Auch ihr fiel der Kodex plötzlich wieder ein, und sie erinnerte sich an die Spannung, die zwischen beiden geherrscht hatte, bevor „Fire-Ant" sich ergeben hatte. Die Spannung, die kurz vor einem tödlichen Duell bestand. Und Kate hatte das ungute Gefühl, dass „Spooner" trotz aller Tapferkeit verloren hätte. Dass es nicht dazu gekommen war...
„Sie hätte mich nicht angegriffen", erklärte „Spooner" zuversichtlich, als konnte er Kates unausgeprochene Frage in ihrem Blick erkennen. „Der Kodex verbietet das."
Und sie kannte sogar selbst die Passage. Sie hatte sie gehört, als sie in den Comm-Kriegen gekämpft hatte, und sie hatte sie gelesen, als sie mit „Stone-Eater" auf New Wacken gelandet war. Metaller kämpften nicht untereinander – dafür waren sie einfach zu wenige.
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