Die Konfrontation
„Warum verfolgst du mich?"
Die Stimme hallte von den Wänden der großen Höhle wider, in die „Pinch" gerade gekrochen war und in der sie nun erhoben mit schussbereiter Waffe und aktivierter Lampe stand. „Pinch" ließ die Lampe mit ihrem Blick zusammen über die Höhle schweifen, konnte aber nicht erkennen, wo ihr Ziel sich befand.
„Weil es mein Job ist", erwiderte sie, aufs Äußerste gespannt.
Der Lichtschein huschte über eisige Felswände, hängende Tropfsteine, bläulich schimmerndes Eis in den Wänden. Es war kalt hier, wie nahezu überall auf New Wacken.
„Aber warum bist du immer noch hinter mir her?", fragte die Stimme erneut. Das Echo kam von allen Seiten – es war unmöglich, den Ursprung der Stimme zu orten. „Was habe ich dir getan?"
„Mir?" „Pinch" war verwirrt. „Du hast mir nichts getan. Das hier ist nichts Persönliches."
„Ich habe deine Begleiter gehört", fuhr die Stimme fort. Sie klang jung, verzweifelt – es schien, als hätte das Ziel Angst vor ihr. „Pinch" musste innerlich lächeln. Sie wusste, dass sie mittlerweile einen gewissen Ruf hatte, an dem die anderen „Unicorn Riders" nicht ganz unschuldig waren. Dass sie als unbarmherzig galt.
Vorsichtig machte sie einen Schritt in die Höhle, blieb aber mit dem Rücken zur Wand, damit sich niemand von hinten an sie anschleichen konnte. „Und was sagen sie?"
„Dass ich die Mühe nicht wert bin", erklärte die Stimme. „Dass es sich nicht lohnt, das Leben eines Einzelnen zu riskieren, um mich zu kriegen."
Langsam glaubte „Pinch", aus dem Echo doch etwas heraushören zu können. Sie musste nur dafür sorgen, dass die Stimme weitersprach. „Vielleicht ist das Risiko nicht so groß, wie sie denken."
„Und da bist du dir sicher?" Trotz der Furcht in dieser Stimme glaubte „Pinch", einen Hauch von Sarkasmus zu hören, der ihre Nackenhaare aufstellte. Wer auch immer das war, er plante etwas... „Die Metaller konnten mich nicht erwischen, und deine Freunde auch nicht. Was meinst du, warum sie nicht wollten, dass du mir folgst?"
„Pinch" schnaubte. „Weil sie glauben, dass ich mit dir nicht fertig werde." Sie machte noch einen Schritt. Jetzt hatte sie ihn...
„Sie hatten Recht."
Diesmal klang die Stimme nicht wie ein Echo von überall her. Sie war ganz dicht hinter ihr! „Pinch" schnappte nach Luft und drehte sich blitzschnell herum.
Aber nicht schnell genug. Eine Hand packte sie am Waffenarm und lenkte den Schuss ihrer Betäubungspistole gegen die Wand. Eine andere Hand packte sie an der Kehle. Ihre Waffe fiel zu Boden. Bevor ihr Kopf hinter ihr gegen die Wand stieß und sie auch die Lampe aus ihrer anderen Hand fallen ließ, konnte sie noch einen kurzen Blick auf das Gesicht erhaschen.
Es war jung und männlich. Dunkle Augen in einem bartlosen weißen Gesicht. In dem Moment schien das Gesicht ausdruckslos – keine Spur von der Angst, die sie eben noch in der Stimme gehört hatte. Die Lampe fiel auf den Boden und beleuchtete fortan nur noch die Stiefel des Mannes, der sie gepackt hatte.
„Verdammt... was...", krächzte „Pinch" und röchelte, als die Hand ihre Kehle fest im Griff hatte.
„Ich wollte dich warnen", sagte der Mann mit echtem Bedauern in der Stimme. „Ich hatte gehofft, dich überzeugen zu können, das hier sein zu lassen. Aber jemand wie du lässt sich nicht überzeugen. Darum tut es mir Leid, dass ich das jetzt tun muss..."
Und plötzlich spürte „Pinch" einen Stich in ihrem Hals. Nicht von einem Messer oder so, aber von einer dünnen Nadel. Bevor ihr jedoch klar wurde, was hier gerade geschah, ließ der Mann sie wieder los. Sie stürzte zu Boden, als ihre Knie unter ihr nachgaben, als wären sie überhaupt nicht mehr vorhanden.
Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
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