Kapitel 3 - Hello, Goodbye
[Hello, Goodbye - The Beatles]
Ed erzählt jedem, der es wissen will (oder auch nicht), dass ich an J.F. Rownings Buch-Signing war. Jetzt fragen sich alle von Eds Freunden, wer zur Hölle J.F. Rowning ist. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, ihm des besseren zu belehren. Es gibt Sachen, die er wohl nie begreifen wird. So sehr ich meinen Bruder auch liebe, in manchen Dingen ist er echt unfähig. Aber er es gibt Momente, da ist er echt der beste. Zum Beispiel wenn er bis zwei Uhr morgens wach bleibt und auf mich wartet, mir dann weitere drei Stunden zuhört, wie ich von J.K Rowling und diversen Potterheads erzähle, obwohl er um sieben Uhr morgens ein Radiointerview hat. In Sachen älter Brüder habe ich echt Glück. Besonders was Ed betrifft.
Mit unserem älterer Bruder Matthew hatte ich nie eine so gute Beziehung. Er musste auch nie auf mich aufpassen oder mit mir spielen, das hat Ed immer übernommen. Während Matt sich immer für seine jüngeren Geschwister geschämt hat und nie Freunde mit nach Hause genommen hat, war es für Ed und seine Freunde okay, wenn ich zu ihren Treffen mitkam. Natürlich war ich da noch so klein und dumm, dass sie mich immer überredet haben, doofe Dinge zu tun. Wie ihre Zimmer aufzuräumen oder Essen aus der Küche zu stehlen. Jetzt bin ich zwar immer noch klein, aber eindeutig schlauer. Heute bin ich diejenige, die Ed dazu bringt, mein Zimmer zu putzen.
Aber genug über langweilige Sachen geredet. Heute ist nämlich Montag. Und Montage während meinen Ferien bedeuten, dass es ein neues Kapitel für meine Fanfiction gibt. Da ich Harry Potter über alles liebe, schreibe ich seit Jahren Fanfictions. Besonders Erfolg habe ich mit einer Fanfiction über die Rumtreiber. Die vier Jungs liegen mir eindeutig zu fest am Herzen. Daher ist keine Seltenheit, dass ich Stunden meines Lebens damit verbringe mir neue Abenteuer für die Zauberer auszudenken. In eine Kuscheldecke eingekuschelt liege ich deshalb in meinem Bett und überarbeite das Kapitel, dass ich gestern Abend geschrieben habe.
[...]«Denkst du wirklich, McGonagall wird es nicht auffallen?», flüsterte Peter mit zitternder Stimme. «Nein.», antwortete James so leise er konnte. Er konzentrierte sich gerade darauf, auf Muggle-Art das Türschloss zu verriegeln. «Pad, kannst du mir mal leuchten?», wandte er sich an Sirius Black, der mit seinem typischen Grinsen im Gesicht auf die Karte der Rumtreiber starrte. «Klar» Er gab die Karte an Remus weiter. Dieser schaute äusserst missmutig drein. Es war eine Nacht vor Vollmond, am nächsten Tag hatten sie eine grosse Zwischenprüfung und dennoch hatten seine Freunde nicht vor, schlafen zu gehen. Stattdessen schlichen sie durch das Schloss, stahlen McGonagalls Unterwäsche (was sogar Remus zum Lachen gebracht hatte) und suchten nach neuen Geheimgängen um sie zur Karte hinzuzufügen. Remus Blick fiel plötzlich auf einen Namen, der sich auf der Karte den ihren näherte. «Achtung, Snape kommt!», zischte er. Aber es war zu spät. Bevor sie alle verschwinden konnten, stand der schwarzhaarige Slytherin vor ihnen, seine schmalen Lippen zu einem siegessicheren Lächeln verzogen. Das konnte ja gut enden.
Ich lächle leicht vor mich hin, zufrieden mit dem Kapitel. Hoffentlich werden meine Leser ebenfalls begeistert sein. Ich kopiere den Text aus dem Worddokument und füge es auf Wattpad ein. Dann warte ich darauf, dass es das Kapitel hochlädt. In der Zwischenzeit greife ich nach dem Handy, dass neben mir auf dem Bett liegt und Lieder von den Beatles abspielt. Ich werde neugierig, als ich die Meldung sehe, dass ich fünf neue Nachrichten habe. Ich gehe auf WhatsApp und spüre, wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt, als ich sehe, dass mir eine unbekannte Nummer geschrieben hat.
Also eine Person, mit einer unbekannten Nummer. Nummern alleine können ja nicht schreiben. Ich runzle, von meinen eigenen Gedanken verwirrt, die Stirne. Können Nummern alleine schreiben? Ich reisse mich zusammen und konzentriere mich auf die Gegenwart. Das heisst, auf die Tatsache das mir jemand Unbekanntes geschrieben hat. Natürlich hoffe ich sofort, dass es Shawn, alias Harry Potter 2.0, alias mein potentialer schwuler bester Freund, alias möglicher Serienmörder ist. Und tatsächlich, nur 15 Stunden nach unserem Treffen – nicht, dass ich mitzähle – schreibt er mir. Gespannt lese ich seine Nachrichten.
Unbekannt: Hey Alex, ich bin es, Shawn. Naja, der Typ von der Signierung, falls du noch andere Shawns kennst. Ich hoffe, ich habe die richtige Nummer. Wenn es ein Fremder liest, tut es mir leid. Ich wollte nicht stören.
Unbekannt: Steht das Angebot immer noch, den Test mit mir zu machen? Hast du Zeit? Und Lust?
Unbekannt: Wenn nicht, verstehe ich das natürlich. Ich will dich zu nichts zwingen. Nicht dass ich das könnte.
Unbekannt: Vielleicht bist du auch gar nicht mehr in England. Bist du eigentlich gut nach Hause gekommen?
Unbekannt: Sorry für die vielen Nachrichten.
Ich fange an zu lachen, als ich die letzte Nachricht lese. Shawn, der wahre, mutige Gryffindor. Ich kann ihn mir praktisch vorstellen, wie er vor seinem Handy sitzt und diesen seltsamen, verwirrten Gesichtsausdruck aufgesetzt hat. Oh, und die Grübchen bitte nicht vergessen. Ohne viel zu überlegen, antworte ich ihm mit einer kurzen Nachricht, dass ich Zeit und Lust habe und ich gut nach Hause gekommen bin. Er antwortet mir innerhalb von Sekunden und wir einigen uns schnell darauf, dass wir uns noch heute in einem Café in Islington, Nordlondon treffen. Ich bin mir gerade am überlegen, was ich anziehen soll, als mein Bruder meine Gedanken unterbricht.
«Alex?», es klopft an meiner Tür und die Stimme meines Bruders ertönt gedämpft hindurch. «Ja?» Er öffnet die Türe und sieht mich prüfend an. «Alles okay bei dir?» Ich nicke und sehe meinen Bruder aufgeregt an. «Ja, ich treffe mich in einer Stunde mit Shawn. Was soll ich anziehen?» Eds Augenbrauen wandern nach oben. «Shawn? Der Typ von der Buchsignierung?» Ich nicke. «Wow. Was ist nur mit meiner Schwester passiert?» Ed hört sich belustigt an. «Sie verwandelt sich plötzlich in ein Mädchen!» Ich verdrehe meine Augen. Mein Bruder ist doch ein Idiot. «Ich war schon immer ein Mädchen. Und nur weil ich mich mit einem Typen treffe, heisst das noch lange nichts.» Ed antwortet nicht, sondern sieht mich nur weiterhin mit hochgezogenen Augenbrauen an. «Er ist vielleicht schwul.», schiebe ich hinterher.
Ed lacht nur. «Nope, ich denke nicht. Brauchst du ein Taxi? Oder wo trefft ihr euch?» Ich sehe ihn überrascht an. «Kannst du mich nicht fahren?» «Ich bin nicht dein persönlicher Chauffeur.» «Nicht?» Ed schnaubt. «Nein. Und ich muss in fünf Minuten weg. Kev und ich haben ein Termin.»
«Oh, ich dachte, er wollte es dir nicht verzeihen, dass «perfect» für Cherry ist und nicht für ihn.» Ed grinst. «Kev ist schon darüber hinweg.» Ich muss ebenfalls lächeln. Die beiden sind einfach so unterhaltsam. Ed Sheeran und sein Bodyguard Kevin Myers, kurz Kev, könnten eine Comedy-Show machen. Ich würde sie mir sogar reinziehen.
«Und was ist, wenn ich von ihm entführt werde? Oder er mich ermordet?» Ed schüttelnd den Kopf. «Vergiss es. Ich werde dich nicht fahren.» «Ich könnte gekidnappt werden! Dann müsstest du ganz viel Lösegeld zahlen. Möchtest du das Geld nicht für etwas anderes ausgeben?», ich gebe meiner Stimme einen etwas beleidigten und empörten Ton.
«Ich müsste kein Lösegeld zahlen. Spätestens nach einem Tag würden deine Entführer dich freiwillig zurückbringen.», antwortet Ed seelenruhig. Ich schnaube beleidigt. Ich bin viel zu nett! Die würden mich totsicher behalten wollen. «Phaa, sicher nicht. Ich bin sehr liebenswürdig.» «Vielleicht wenn du schläfst.», gibt Ed zurück. Ich schnaube erneut und will gerade das nächste Argument bringen, als Kev im Türrahmen auftaucht.
«Hey Alex, schön dich auch mal zu sehn. Ich habe mitbekommen, dass du dein Zimmer verlassen willst. Du weisst schon, dass <Draussen> gefährlich ist?», zieht er mich mit einer ernsten Mine auf. Ich verdrehe erneut die Augen. «Ja, das weiss ich. Aber Ed will mich nicht fahren. Ich könnte entführt werden!» Kev grinst. «Das wäre ja schön! Na dann lass uns mal gehen, bae. Wir können hoffen, dass uns bald niemand mehr die Cornflakes wegisst.» Das bae bezieht sich auf meinen Bruder, Ed. Die beiden führen eine sehr seltsame Art von Liebesbeziehung, die niemand so genau versteht. Dabei haben beide Freundinnen.
«Der einzige, der deine hässlichen Zimt-Cornflakes isst, bist du.», antworte ich nur trocken. Insgeheim liebe ich diese Schlagabtausche mit Ed und Kev. Obwohl die beiden sich immer gegen mich verbünden. «Da hat sie Recht», stimmt mir Ed zu und Kev verzieht sofort sein Gesicht. «Baby! Du hintergehst mich!» Ed lacht nur, dann holt er sein Portemonnaie aus der Hosentasche, drückt mir einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand. «Für das Taxi.» Ich erkenne meine Chance sofort und nutze sie aus. Schliesslich bin ich ein cleveres Mädchen.
«Das reicht nie. Ich meine, ich muss ja ein Taxi für den Weg hin und zurück nehmen. Ausserdem treffen wir uns in einem Café, dort muss ich etwas zu trinken kaufen. Und ich habe Hunger, dass heisst, ich brauche auch etwas zu Essen.» Ed schnaubt belustigt, nimmt einen Zehner aus dem Portemonnaie und drückt ihn mir ebenfalls in die Hand. Daraufhin setzte ich nur meinen besten Hundeblick auf. Aus irgendeinem Grund funktioniert der noch immer bei meinem Bruder. Mit einem tiefen Seufzer packt er einen weiteren Zwanziger drauf. Ich grinse. «Danke sehr, Bruderherz.» Seht ihr? Ausserordentlich clever. Ravenclaw mit Leib und Seele.
Er schüttelt den Kopf. «Du hast eigentlich selber Geld, weisst du das?» Ich zucke mit den Schultern. «Aber du hast mehr.» Er lacht nur. «Tja, ich mache auch was dafür. Ich liege nicht nur den ganzen Tag im Bett und lese oder schreibe Fanfictions.» Ich grinse. «Bildung ist heutzutage ebenfalls sehr wichtig. Ich weiss, du hast davon nicht so viel, deshalb muss ich das ausgleichen.» Er schüttelt lachend den Kopf. «Wieso habe ich nur so eine nervige kleine Schwester?» Ich grinse stolz. «Weil es keine andere mit dir aushalten würde.» Auch Kev kann sich daraufhin ein Lachen nicht unterdrücken.
«Okay, wir sollten dann mal gehen.», meint Ed. Er drückt mir einen raschen Kuss auf die Wange. «Viel Spass bei deinem Date.» «Es ist kein Date!», erwidere ich sofort. Ed grinst nur. «Das ist so was von ein Date. Bis später.» «Tschüss Mini-Sheeran.», ruft mir Kev zu, dann verschwinden beide aus meinem Zimmer und gehen wo auch immer die beiden hingehen müssen. Vielleicht zu einem Zoo. Die beiden lieben Zoos. Wahrscheinlich, weil sie jemand sehen wollen, der genauso ohne Manieren isst wie sie und Hygiene verabscheut. Männer sind echt seltsame Wesen. Obwohl Shawn scheint etwas weniger schlimm zu sein. Aber Ausnahmen gibt es ja überall. Das merkt man spätestens, wenn man Französisch lernen muss.
Während ich über Schimpansen, Männer und Französisch nachdenke, mache mich für mein Nicht-Date mit Shawn fertig. Ed hat mir zwar nicht gesagt, was ich anziehen soll, aber seine Meinung zählt bei Kleidung eh nicht. Mode war noch nie etwas für die Sheerans. Ich entscheide mich schliesslich für ein nicht sonderlich spektakuläres Outfit, ich muss ja niemanden beeindrucken. Dann bestelle ich mir ein Taxi und mache mich auf dem Weg zu unserem Treffpunkt. Und aus irgendeinem Grund kann ich es kaum erwarten, Shawn wiederzusehen.
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