10.
Blumenpfote saß wieder im Dunkeln, verborgen von den Ranken, aber draußen schien die Sonne hell und auf einem klaren Himmel. Sie hatte schon beschlossen, dass sie möglichst schnell eine Freundschaft zu Harzfeuer aufbauen musste. Wenn sie rechtzeitig handelte und die getigerte SchneeClan-Kriegerin dazu brachte, ihr zu helfen, konnte sie eine Kampf vielleicht noch verhindern. Dass bis jetzt noch keine Patrouille gekommen war, um sie zu holen, wunderte sie kein bisschen. Sumpfstern plante bestimmt jedes einzelne Detail, bevor er irgendetwas unternahm. Manchmal war das gut, aber je schneller Blumenpfote wieder zurück nach Hause kam, desto besser.
Gerade wollte sich die gesprenkelte Kätzin zusammenrollen, um ein Nickerchen machen, als auf einmal Geschrei zu ihr hinüber drang. Sie konnte nichts verstehen, die Ranken schnitten sie zu sehr von der Lichtung ab und es interessierte sie auch wenig. Es ging sie nichts an und sie würde sich in nichts einmischen, was mit dem SchneeClan zu tun hatte.
Finster blickte Blumenpfote vor sich hin, durch den Lärm konnte sie nun doch nicht schlafen, und da kam ihr Ginsterlieds Nachricht wieder in den Sinn.
Alles ändert sich, wenn man es von einem anderen Blickwinkel aus betrachtet. Was soll das bedeuten? Und wie soll mir das helfen? Wieso muss der ach so tolle SternenClan immer in verdammten Rätseln sprechen?
Blumenpfote wurde jäh in ihren gedanklichen Flüchen unterbrochen, als die Blätter hinter ihr zu rascheln begannen. Es war nicht schwer zu erraten, wer sich da durch die Zweige kämpfte.
"Was willst du, Küken?"
Tatsächlich stolperte der kleine, grau-weiße Kater aus dem Dickicht heraus, verfing sich allerdings und fiel auf die Nase.
Seufzend hob Blumenpfote das gefleckte Fellbündel am Nacken heraus.
"Also?"
Entenjunges war völlig außer Atem.
"M...Mein Bruder...er ist verletzt. Bitte, du musst ihm helfen!"
Überrumpelt wich die Heilerschülerin zurück. Sie hatte sich vorgenommen, niemandem zu helfen. Aber das war ein Junges. Ein unschuldiges Junges. Hin- und hergerissen stammelte Blumenpfote herum. Wenn sie Entenjunges Bruder half musste sie auch Teichsturm helfen.
"Bitte! Er blutet so viel und er...er sagt nichts mehr", Entenjunges wimmerte kläglich.
Ich kann ein Junges nicht im Stich lassen. Das ist gegen das Gesetz der Krieger. Ich muss ihm helfen. Es darf nur niemand davon erfahren.
"Okay, komm her. Sind seine Wunden tief?"
"Ich...Ich weiß nicht. Er...Er blutet an der Schulter und am Hals und im Gesicht."
Das haf nicht wirklich, aber die Basiskräuter für Verletzungen waren bestimmt kein Fehler.
"Entenjunges, ich sage dir jetzt welche Kräuter du brauchst. Aber du darfst nur einer einzigen Katze sagen, welche und du darsfst nicht sagen, von wem du diese Information hast, verstanden?"
Der kleine Kater nickte schniefend.
"Sag einer Katze der du vertraust, dass sie zuerst die Wunden sauber machen sollen, dann die Blutung mit Spinnweben stillen sollen und dann müssen sie eine Paste aus Ringelblumen machen. Das sind kleine, orange-gelbliche Blüten. Hast du es dir gemerkt?"
Entenjunges nickte erneut.
"Sauber machen, Spinnweben, Ringelblume. Das...das schaffe ich."
"Dann geh jetzt und hilf deinem Bruder", sanft stupste Blumenpfote ihn zurück zu seinem geheimen Gang durch die Ranken.#
"Mach ich", maunzte der Kater hoch und quälte sich durch die Ranken. "Danke, Blumenpfote."
Als Entenjunges verschwunden war, atmete Blumenpfote tief durch. Das war die richtige Entscheidung gewesen, da war sie sich sicher. Aber warum füllte es sich dann so falsch an?
Wahrscheinlich weil Teichsturm einen Bau weiter im Sterben liegt.
Blumenpfote schluckte. Im RegenClan war sie für ihre Sturköpfigkeit bekannt, doch kaum einen Tag im SchneeClan und ihr Wille drohte zu brechen.
Traurig seufzend ließ sich die gesprenkelte Kätzin in ihr Nest fallen, dessen trockenes Material ihr in die Seite stach.
Ich will nach Hause. Zu Rosenblüte und Moorsturm und Spechtpfote. Ich vermisse Spechtpfote. Und Nesselfrost.
Blumenpfote drohte, zu weinen, als draußen großer Jubel ausbrach.
Was ist denn jetzt schon wieder los? Können die keinen Augenblick Ruhe geben, damit man sich selbst bemitleiden kann?
Schnaubend richtete sich die Kätzin auf und lugte vorsichtig aus dem Bau. Auf derLichtung war eine Menge los, allen vorran stand Mausestern direkt vor dem Kriegerbau und zuckte mit der Schweifspitze. Plötzlich tauchte eine braun gestreifte Kätzin aus dem Bau auf, ihre Pfoten waren orange beschmiert, ebenso wie ihr Maul.
"Die Wunden haben aufgehört zu bluten", miaute die fremde Kätzin und eine Welle der Erleichterung wogte durch die Katzenmenge.
Das riecht nach Ringelblumen...aber woher weiß sie...?
Blumenpfotes Augen formten sich zu Schlitzen. Mit einem Blick, der töten hätte können durchsuchte sie die Traube an Katzen. Dort saß er, der kleine grau-weiße Kater. Und neben ihm, das dunkelbraune Junge. Von Blut oder Wunden nichts zu sehen. Blumenpfote knurrte kehlig.
Das wirst du bereuen, du kleines Fuchsherz!
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