☼ 𝘗𝘳𝘰𝘭𝘰𝘨 ☼
30. 𝘑𝘶𝘯𝘪
-☼-☼-☼-☼-☼-
Ich mag To-Do-Listen.
Sie sind einfach super praktisch. Man fühlt sich einfach gut, wenn die Liste abgehakt ist und man alles geschafft hat, was man sich vorgenommen hat.
Aber ich mag To-Do-Listen irgendwie auch nicht.
Denn meine Liste hat die Angewohnheit immer länger zu werden und wenn ich mal ein paar Punkte abgehakt habe, sind schon wieder gefühlt doppelt so viele neue Punkte dazugekommen.
Deswegen priorisiere ich inzwischen. Sonst würde ich wahrscheinlich durchdrehen. Also zusätzlich zu dem sonstigen Verrückt werden, was der Job als Weltenwächterin mit sich bringt.
Mal ehrlich, welcher Depp dachte: »Mystische Kreaturen in einer Großstadt freisetzen. Das ist doch eine super Idee«?
Das war vielleicht eine Arbeit.
Allein die Tiere mit Hilfe von Newt zu fangen war schon ein Akt.
Dann musste ich auch noch dafür sorgen, dass alle es vergessen. Spaßig. Nicht.
Und sowas passiert mindestens einmal in der Woche. Es ist eigentlich ein Wunder, dass ich noch nicht den Verstand verloren habe.
Wenn ich in der U-Bahn nur höre, dass manche Menschen sich über ihr so „anstrengendes Leben" beschweren, kriege ich so einen Hals. Am liebsten würde ich ihnen anbieten mit mir zu tauschen, dann wüssten sie, was Stress ist.
Mann mann mann.
♪ You're another fictional character ♪
Wie bin ich denn jetzt darauf gekommen? Warte, was war nochmal letzte Woche?
Ah, das mit der Schreibmaschine. Wer hat den Selbstschreib-Mechanismus eingebaut? Und wie zum Teufel ist das in den Laden gekommen ohne dass es jemandem aufgefallen ist?
Apropos Schreibmaschine, wie weit wohl John mit seinem Roman ist?
Oh, John. Da klingelt irgendwas. Ah, jetzt weiß ich auch, warum ich an To-Do-Listen gedacht habe.
- Amor spielen
Den Punkt habe ich noch nicht abgehakt.
Ich glaube, das wird mal aller höchste Eisenbahn.
„Tschu tschua, tschu tschua, tschu tschuwawawah", sang Aurelia aus einem plötzlichen Impuls heraus und erntete dafür sehr verwirrte Blicke von den anderen Fahrgästen. Ihre kurze Gesangseinlage riss sie aus den Gedanken. Peinlich berührt senkte sie den Blick.
„Nächster Halt, Volkspark Hasenheide", verkündete die blecherne Stimme aus den Lautsprechern.
Endlich! Noël erhob sich von seinem Platz und flüchtete förmlich aus dem Verkehrsmittel. Was musste seine Vermieterin auch dieselbe Bahn benutzen wie er? Und sich dazu so peinlich verhalten und ein Kinderlied schmettern?
Draußen zog er erstmal die warme Sommerluft ein, in der ein Hauch von Öl und Abgasen hing. Er freute sich schon auf den Nachmittag im Park, der hoffentlich weniger ereignisreich als sein Alltag sein würden...
-☼-☼-
Auch John war bereits mit der ganz besonderen Art von Aurelia Wagner in Kontakt gekommen. Allerdings zur Mittagszeit, als er die letzten Briefe in Schönefeld eingeworfen hatte.
Nach der Arbeit brauchte er Zeit, um sich von dem Stress und den teils unverschämten Menschen zu erholen.
Warum tue ich mir das bloß an?
Hätte ich doch in der Schule besser aufgepasst, dann wäre ich jetzt vielleicht Architekt oder so.
Aber Schule war halt auch langweilig und bescheuert und unfair.
Dieser blöde Herr Zirkler, der immer nur den Reichen, den angeblich Besseren, gute Noten geben hat.
So ein Dummer. War voller Vorurteile. Der mochte mich sowieso nicht.
Warum können die Lehrer sich sowas überhaupt erlauben?
Lehrer sein ist glaube ich trotzdem ein ziemlicher Scheißjob.
Wer will das schon?
Als Lehrer hätte ich zumindest mehr Gehalt und mehr Urlaub. Vielleicht sollte ich es nochmal probieren mit dem Abitur nachholen. Ne, zu anstrengend.
Und auf ein Burnout kann ich auch verzichten.
Da schlage ich mich lieber mit unhöflichen Kunden herum.
Die Kunden könnten aber auch mal echt mehr Verständnis für Postboten haben. Das ist ein ziemlicher Knochenjob.
Ein Hühnerschenkel wäre jetzt nichts Schlechtes. Hmm, mit so Bratensoße und Kartoffeln.
Ach ne, auf Kartoffeln habe ich keine Lust.
Warum heißen Kartoffeln eigentlich auch Erdäpfel?
Aww, Zimteis mit Apfelstückchen schmeckt bestimmt richtig gut zusammen.
Man, jetzt habe ich Hunger.
Johns Magen gab ein lautes Knurren von sich und seine Sitznachbarn schauten ihn teils schmunzelnd, teils abwertend an.
„Noch nie nen Magen knurren jehört?", brummte er missgelaunt und erfreute sich an ihren pikierten Gesichtern. Solche Lackaffen.
„Tatsächlich nicht, können sie das nochmal machen?", fragte eine Frau im blau-weiß gestreiften Kleid und warf beim Umdrehen ihre goldene Mähne lässig nach hinten.
„Äha, also", druckste er herum und war froh, von der Stimme des Zugführers unterbrochen zu werden.
„Nächster Halt, Volkspark Hasenheide", verkündete dieser mit einem lauten Knacken aus den Lautsprechern.
John stand ohne ein weiteres Wort auf und huschte zur Tür und dann nach draußen.
Die hat sie doch echt nicht mehr. Ich brauche wirklich eine Pause, die hoffentlich ereignislos ist...
-☼-☼-☼-☼-☼-
𝘎𝘦𝘥𝘢𝘯𝘬𝘦𝘯𝘴𝘱𝘳𝘶̈𝘯𝘨𝘦 𝘷𝘰𝘯 @Timetravler9
-☼-☼-☼-☼-☼-
𝘕𝘰𝘤𝘩 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘴𝘤𝘩𝘰̈𝘯𝘦 𝘚𝘰𝘮𝘮𝘦𝘳𝘻𝘦𝘪𝘵
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Com